Grosse Filme zum grossen Jubiläum
14.08.2025 SissachKino-Action über Gesundheit, Autos, Musik und pure Komik
Das Sissacher Kino-Openair startet am 20. August mit einem Film, der für eine Oscar-Nominierung im Rennen ist. «Heldin» zeigt den Alltag einer Pflegefachfrau zwischen Überlastung und Menschlichkeit. An den ...
Kino-Action über Gesundheit, Autos, Musik und pure Komik
Das Sissacher Kino-Openair startet am 20. August mit einem Film, der für eine Oscar-Nominierung im Rennen ist. «Heldin» zeigt den Alltag einer Pflegefachfrau zwischen Überlastung und Menschlichkeit. An den drei weiteren Filmabenden flimmern Musiklegenden, schnelle Autos und Kultkomiker über die Leinwand.
Melanie Frei
Sissach feiert in diesem Jahr sein 800-jähriges Bestehen und bringt zur Feier erstmals ein Kino-Openair ins Dorf. Vom 20. bis 23. August werden an vier Abenden im Innenhof der Sissacher Weinhandlung Buess vier Filme gezeigt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie mitten ins Leben führen und oft näher an uns dran sind, als es auf den ersten Blick scheint.
Zum Auftakt am Mittwochabend um 20.30 Uhr – alle Vorführungszeiten sind auf dann angelegt – betreten wir eine Welt, die uns vertraut und gleichzeitig erschütternd fremd erscheint: den Alltag einer Pflegefachfrau in einem Schweizer Spital. Floria, gespielt von der deutschen Schauspielerin Leonie Benesch, schiebt eine Spätschicht, bei der kaum Zeit bleibt, durchzuatmen. Zwischen aufgebrachten Patienten, Sprachbarrieren und bürokratischem Wahnsinn kämpft sie sich durch einen Abend, der nervenaufreibender kaum sein könnte – und dabei ist das alles nur Routine.
«Heldin» ist kein medizinischer Thriller, sondern eine ruhige, aber eindringliche Beobachtung eines Berufsstands, auf dem unser ganzes System ruht – und den wir oft erst dann wahrnehmen, wenn wir ihn selbst brauchen. Leonie Benesch, die durch ihre beeindruckende Rolle in «Das Lehrerzimmer» Bekanntheit gewann, verkörpert mit präziser Authentizität eine Pflegerin am Limit. Der Film zeigt schonungslos die Realität eines Gesundheitssystems unter Druck und macht die oft unsichtbare Arbeit der Pflegekräfte sichtbar.
Benesch, die auch in internationalen Produktionen wie «The Crown» und «Babylon Berlin» zu sehen war, bringt eine stille Intensität mit, die den Film trägt. «Heldin» ist ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte über den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen – eindringlich, ohne belehrend zu sein.
Der Film hat begeistert und könnte dies auch international tun: Das Bundesamt für Kultur gab am Dienstag bekannt, dass der Spielfilm «Heldin» der Autorin und Regisseurin Petra Volpe bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Hollywood in der Kategorie «bester internationaler Film» eingereicht wird. Ein besonderer Moment auch für den Kanton Baselland, denn einige Szenen im Film wurden im Bruderholzspital gedreht.
Im Dezember 2025 wird bekannt gegeben, ob «Heldin» in die Shortlist der für einen Oscar nominierbaren Filme aufgenommen wird. In ihrer Begründung schreibt die Jury über «Heldin»: «Ein durch und durch fesselndes Drama, das in der unterbesetzten chirurgischen Abteilung eines Schweizer Krankenhauses spielt.» Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Hollywood veröffentlicht am 16. Dezember die Shortlist und am 22. Januar 2026 die fünf nominierten Filme. Die Verleihung der Oscars findet am 15. März im Dolby Theatre in Los Angeles statt.
Bob Dylan auf der Leinwand
Wer sich von den schweren Themen des täglichen Lebens abwenden möchte und dabei noch etwas für Musik übrig hat, sollte sich am Donnerstagabend in Sissach besser einen Platz vor der Leinwand sichern: «A Complete Unknown» entführt das Publikum in die frühen 1960er-Jahre nach New York, in verrauchte Bars und poetische Strassenszenen. Timothée Chalamet verkörpert Bob Dylan, als dieser zum ersten Mal in Greenwich Village auftritt, sich mit Woody Guthrie anfreundet und politisch wird, ohne zu wissen, wohin die Reise geht.
Unter der Regie von James Mangold («Walk The Line») erzählt der Film die Geschichte des 19-jährigen Bob Dylan, der Anfang der 1960er-Jahre mit seiner Gitarre nach New York City kommt und Beziehungen zu musikalischen Ikonen knüpft, was in einer bahnbrechenden Performance gipfelt, die um die Welt hallt. Der Film ist keine klassische Biografie, sondern eher ein Stimmungsbild: melancholisch, musikalisch und geprägt vom Sog einer Figur, die nie da stehen blieb, wo andere sie haben wollten.
Chalamet singt dabei alle Dylan-Songs selbst und verleiht der Legende eine frische Stimme. Es ging ihm nicht darum, Dylan exakt zu imitieren, sondern dessen Geist und Essenz einzufangen. Der «Dune»-Star, der bereits durch seine Rollen in «Call Me by Your Name» und «Little Women» internationale Anerkennung fand, liefert hier eine seiner bisher eindrucksvollsten Leistungen ab. James Mangolds eindringlich eigenwillige Biografie schaft das Gefühl eines Musicals, da Dylans Songs zur Geschichte werden, die erzählt wird.
Es ist ein Film für alle, die verstehen möchten, wie aus einem unbekannten Jungen aus Minnesota einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts wurde.
Während Gitarrenklänge oder das Klavier für einige wie Balsam für die Seele klingen, sind knallende Motoren und quietschende Reifen für andere Musik in den Ohren. Am Freitag rast Brad Pitt als ehemaliger Rennfahrer in «F1» über die Rennstrecke – unter Hochspannung, im Kampf gegen Zeit, Technik und das eigene Alter. Als Mentor eines jungen Talents kehrt er aus dem Ruhestand zurück, um mit einem jüngeren Fahrer zusammenzuarbeiten.
Regisseur Joseph Kosinski, der bereits mit «Top Gun: Maverick» bewies, wie gut er Geschwindigkeit in Bilder verwandeln kann, inszeniert das Spektakel. Brad Pitt spielt Sonny Hayes, einen ehemaligen Formel-1-Piloten, der aus dem Ruhestand zurückkehrt. An seiner Seite agiert Damson Idris als Joshua Pearce, sein junger Teamkollege, während Javier Bardem («Jamon Jamon») als Ruben Cervantes und Kerry Condon («Better Call Saul») als Kate McKenna wichtige Nebenrollen übernehmen. Angetrieben von Brad Pitts lässiger Ausstrahlung und ausgestattet mit einem aufgemotzten Motor bringt «F1» Vintage cool über die Ziellinie.
Gedreht wurde auf echten Formel-1-Strecken, mitproduziert hat kein Geringerer als Lewis Hamilton. Regisseur Joseph Kosinski zielte auf eine viszerale Darstellung des F1-Rennsports ab, um dem Publikum das Gefühl zu geben, im Fahrersitz zu sitzen und zu spüren, was ein F1-Fahrer durchmacht, wenn sein Auto mit über 290 km/h unterwegs ist. Das Ergebnis ist ein mit Adrenalin geladenes Kinoerlebnis, das die Faszination und die Gefahren des Motorsports einfängt. Trinken Sie vielleicht lieber ein Cüpli weniger, sonst wird Ihnen bei diesen Geschwindigkeiten noch schlecht …
Für die Bauch- und Lachmuskeln
Wenn Sie bisher auf keinen dieser Filme wirklich Lust bekamen, dann haben wir sie Ihnen nicht schmackhaft genug beschrieben. Oder Sie warten auf die Komödie, bei der Sie Taschentücher für Ihre Lachtränen zücken müssen. Mit «Das Kanu des Manitu» paddeln Abahachi und Ranger am Samstagabend endlich wieder über die Leinwand. Über zwanzig Jahre nach dem Kultfilm «Der Schuh des Manitu» gibt es nun eine Fortsetzung, die genauso herrlich absurd ist, wie man es sich erhoffen durfte.
Bully Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz liefern mit diesem Film erneut eine Parodie auf Western- und Winnetou-Klischees voller Slapstick, Gesangseinlagen und doppeldeutigem Quatsch. Das bewährte Trio, das bereits mit «Der Schuh des Manitu» Millionen Kinobesucher begeisterte, schlüpft erneut in seine Kultfiguren. Herbig als Häuptling Abahachi und Tramitz als Ranger sind wieder in ihrem Element, wenn es darum geht, sich liebevoll über die Codes des Western-Genres lustig zu machen.
Die Handlung knüpft an den ersten Film an. Eine Bande lockt Abahachi und Ranger in eine Falle, um das legendäre «Kanu des Manitu» zu stehlen. Zwar werden sie von ihrem treuen Freund Dimitri gerettet, doch bald stellt sich heraus, dass diese Rettung nur Teil eines viel grösseren Plans war. Wie gewohnt sind dabei Wortwitz, visuelle Gags und unvergessliche Charaktere garantiert. Wer den ersten Teil mochte, wird auch beim zweiten Film lachen müssen. Hier dürfen Sie sich auch unbesorgt das eine oder andere Glas mehr erlauben.