«Goldammer und der verschossene Elfmeter»
26.03.2024 LausenKurt Mohler und Hanspeter Latour zeigen «Natur pur»
In der rappelvollen Mehrzweckhalle in Lausen referierten Kurt Mohler und Hanspeter Latour über die Natur vor unserer Haustüre – und begeisterten die Anwesenden während zwei Stunden.
Heinz ...
Kurt Mohler und Hanspeter Latour zeigen «Natur pur»
In der rappelvollen Mehrzweckhalle in Lausen referierten Kurt Mohler und Hanspeter Latour über die Natur vor unserer Haustüre – und begeisterten die Anwesenden während zwei Stunden.
Heinz Degen
Die Protagonisten von «Lausen Kulturell» haben es wieder geschafft, die Aula Mühlematt bis auf den letzten Platz zu füllen. Und sie haben dies clever angestellt, indem sie mit dem Naturfilmer Kurt Mohler einen Lokalmatador eingeladen und mit Hanspeter Latour eine sehr prominente Persönlichkeit verpflichtet haben.
Kurt Mohler hat schon zahlreiche Filme über sein Heimatdorf Lausen gedreht. Diesmal präsentierte er einen zum Thema Eisvogel und Wasseramsel. Was bei seinem neusten Werk fasziniert, ist, dass diese tollen Aufnahmen quasi vor seiner Haustüre gemacht wurden. Die Ausgangslage: Die sogenannte Lausner Mühlepritsche, die seit 700 Jahren an der Grenze zwischen Itingen und Lausen ein Wehr bildete, wurde durch das Hochwasser 2021 vollständig weggeschwemmt. Dies hatte zur Folge, dass das Brutrevier der Wasseramsel zerstört wurde, hatte sie ihr Nest doch immer hinter dem Wasserfall, der über die Pritsche hinunterstürzte, angelegt.
Mohlers Filmsequenzen zeigen eindrücklich, wie der Vogel den Widerwärtigkeiten trotzt, wie er einen neuen Ort für sein Nest findet und – auch wenn es im April nochmals geschneit hat – seine gesamte Brut «durchbringt». Ebenso entlockten die wunderschönen Aufnahmen des Eisvogels, der ebenfalls in dieser Gegend zu beobachten ist und seine Brutstätte als Höhle in einen sandigen Abhang baut, dem Publikum mehrfach «Ahs» und «Ohs».
Latour begeistert
Im zweiten Teil gab sich dann der als Fussballtrainer bekannt gewordene Hanspeter Latour die Ehre. Der 76-Jährige – viele der Anwesenden waren seinetwegen gekommen – liess in seinem Vortrag keine Wünsche offen. Mit der ihm eigenen Begeisterung erzählte er viel Wissenswertes zur Biodiversität. Ihm sei wichtig, das betonte er mehrmals, dass er keinen wissenschaftlichen Hintergrund habe, sondern nur erzähle und zeige, was er selber erlebt und vor allem selber fotografiert habe.
Wie man es von ihm kennt, referierte er interessant und volksnah und gab auch einige Anekdoten zum Besten, die die Leute zum Schmunzeln brachten, ja sogar spontanen Applaus generierten. Der Höhepunkt war die Geschichte mit der Goldammer. Latour wollte schon immer eine Aufnahme von ihr im Schnee und legte sich eines Vormittags im Frühling auf die Pirsch, harrte stundenlang aus und tatsächlich: kurz vor Mittag entdeckte er sie. Eine ganze Goldammerfamilie hatte auf einem Ast in Sichtweite Platz genommen. Kamera gezückt und in Anschlag gebracht … Doch just in diesem Augenblick betritt seine Ehefrau im nahe gelegenen Chalet den Balkon: «Hanspeter – ässe!» Und weg ist die Vogelfamilie. Latour verglich das – in seiner unnachahmlichen Art – mit einem verschossenen Elfmeter und hatte die Lacher auf seiner Seite.
Aber nicht nur die lustigen Sequenzen seines Auftritts überzeugten und blieben in Erinnerung. Latour sprach durchaus auch heikle Themen an. Das Zusammenspiel Landwirtschaft und Natur zum Beispiel, oder die Exzesse des Tourismus. Doch er wirkte nie belehrend oder hob den Drohfinger. Im Gegenteil, am Ende gab er der Zuversicht Ausdruck, dass in vielen Bereichen ein Umdenken stattfinde und man in Bezug auf die Biodiversität auf dem richtigen Weg sei. Die 300 Besucherinnen und Besucher entliessen die beiden Referenten mit einem lang anhaltenden Applaus in die Lausner Nacht.