Gewählt mit 134 Stimmen: Martin Pfister
13.03.2025 SchweizDer Zuger wird Bundesrat – mit deutlichem Vorsprung auf Bauernverbandspräsident Markus Ritter
Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister ist neues Mitglied des Bundesrats. Der 61-jährige «Mitte»- Vertreter ist gestern im zweiten Wahlgang von der Vereinigten ...
Der Zuger wird Bundesrat – mit deutlichem Vorsprung auf Bauernverbandspräsident Markus Ritter
Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister ist neues Mitglied des Bundesrats. Der 61-jährige «Mitte»- Vertreter ist gestern im zweiten Wahlgang von der Vereinigten Bundesversammlung gewählt worden. Damit schaffte der noch vor Wochen in Bundesbern unbekannte Pfister eine Überraschung.
sda./tho. Schon im ersten Wahlgang fehlte dem Historiker, Germanist und Zuger Gesundheitsdirektor nur eine einzige Stimme: Martin Pfister, ursprünglich als unbekannter Aussenseiter und vermeintlicher «Alibi-Kandidat» gestartet, holte mit 122 Stimmen nur gerade eine weniger als das absolute Mehr von 123 Stimmen. Sein Konkurrent der «Mitte»-Partei, der St. Galler Nationalrat Markus Ritter, kam auf 105 Stimmen.
Im zweiten Wahlgang holte Pfister 134 Stimmen und übertraf damit das absolute Mehr um 11 Stimmen. Ritter erhielt 110 Stimmen. Im ersten Wahlgang erhielten «Verschiedene» 18 Stimmen, im zweiten ging nur noch eine Stimme nicht an die beiden offiziellen «Mitte»-Kandidaten.
Noch am Vorabend der Wahl schien der Präsident des Schweizerischen Bauernverbands, Markus Ritter, gute Wahlchancen zu haben: Die stärkste Fraktion, die SVP, gab bekannt, sie werde grossmehrheitlich Ritter wählen. Allerdings sagten die Grünliberalen, Pfister stehe ihnen näher als Ritter, ähnlich äusserten sich die Grünen. Offizielle Wahlempfehlungen gaben aber diese Fraktionen nicht ab, ebenso wenig wie jene von FDP, «Mitte» und SP.
Nach seinem Erfolg nahm Pfister die Wahl in die Landesregierung an und legte den Amtseid ab. Danach wurde er von den Mitgliedern des Bundesrats begrüsst. Im Wahlkampf habe er noch gesagt, dass ihm Kasernen vertrauter seien als das Bundeshaus, sagte Pfister in seiner Rede. «Doch inzwischen fühle ich mich in beiden Welten wohl.»
Die Grundfesten der Schweiz hätten einige Erschütterungen erlebt – im eigenen Land und ausserhalb. Möglicherweise stünden grosse geopolitische Veränderungen bevor, welche die Schweiz sicherheitspolitisch und auch in anderen politischen Feldern forderten, sagte Pfister. Es brauche deshalb ein ausserordentliches Engagement auf allen Ebenen.
Pfister dankte seinem Gegner Markus Ritter. «Es war ein sehr intensiver, aber fairer Wahlkampf.» Pfister wird im Bundesrat der insgesamt dritte Zuger sein. Es gilt als wahrscheinlich, dass er das Verteidigungsdepartement von der Ende März abtretenden Bundesrätin Viola Amherd übernehmen wird. Amherd verabschiedete sich gestern unter Tränen vom Parlament.
Der unterlegene «Mitte»-Bundesratskandidat Markus Ritter zeigte sich kurz nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses gefasst. «Ich freue mich für Martin.» Er habe Pfister bis vor ein paar Wochen nicht gekannt. Nun könne er sagen: «Ich habe einen Freund gewonnen.» Zu den Gründen seiner Niederlage konnte Ritter nicht viel sagen. «Das ist Kaffeesatzlesen», so der St. Galler Nationalrat. Es hätten wohl parteistrategische Ziele im Vordergrund gestanden.
Der Politologe Adrian Vatter wertete den Erfolg von Martin Pfister nicht nur als eine «Anti-Ritter-Wahl».
Dem neuen Zuger Bundesrat sei es im Wahlkampf zunehmend gelungen, seine Stärken auszuspielen. Pfister habe im Vorfeld der Wahl immer wieder auf seine Regierungserfahrung im Kanton Zug und seinen militärischen Grad als Oberst hingewiesen, so der Politologieprofessor der Uni Bern im Schweizer Fernsehen SRF.
Vorab für das links-grüne Lager war es gestern nicht nur ein Freudentag unter der Bundeshauskuppel. Nach einer schwierigen Nominationsphase mit vielen Absagen bei der «Mitte» standen «nur» zwei Männer zur Wahl: «Das tut weh in einer Zeit, in der sich die männliche Dominanz wieder anfängt durchzusetzen», äusserte sich SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer gegenüber SRF. Bisher habe es lediglich zehn Frauen im Bundesrat gegeben. Die Gleichstellung müsse ernst genommen werden. Pfister ist das 123. Mitglied des Bundesrat in der Geschichte der Eidgenossenschaft.
Pfister sagte an einer Pressekonferenz, dass er sich auf das Amt als Verteidigungsministers freuen würde: «Ich habe grosse Lust, das VBS zu führen.» Er sei bereits dabei, sein Team zusammenzustellen. Allerdings wäre er auch bereit, jedes andere Departement zu übernehmen.