Gemeinsam den Lieblingssommerort erhalten
27.05.2025 WaldenburgAndrea Sulzer, Gemeindepräsidentin Waldenburg, Grüne
Schlecht geschlafen? Schlimm geträumt? Und dann dennoch glücklich aufgewacht? Vielleicht durch einen Sonnenstrahl geweckt? Oder durch Kaffeeduft? Oder was hat Sie letztlich den Tag gut beginnen ...
Andrea Sulzer, Gemeindepräsidentin Waldenburg, Grüne
Schlecht geschlafen? Schlimm geträumt? Und dann dennoch glücklich aufgewacht? Vielleicht durch einen Sonnenstrahl geweckt? Oder durch Kaffeeduft? Oder was hat Sie letztlich den Tag gut beginnen lassen? Trotz allem?
Was mir gestern einen sonnigen Start bescherte, das war unser «Schwimmbi». Es dominierte im Winter meine schlechten Träume und war Symptom unserer enorm schwierigen Situation in Waldenburg. Und gestern war es dennoch so weit: Das Bad war parat für die Sommersaison! Ermöglicht haben dies Waldenburgerinnen und Waldenburger, für die das «Schwimmbi» mehr ist als ein Ort für Wassersport. Es ist ihr Lieblingssommerort! Um ihn zu erhalten, haben sie 2,5 Prozent mehr Steuern in Kauf genommen.
Und im Herbst haben Engagierte die «IG Schwimmbi» gegründet – das «Schwimmbi» soll bleiben! Die IG hat umgehend angepackt: Sie hat bei der Pflege ausserhalb der Saison mitgearbeitet, hat Laub weggeräumt und bei der Reinigung der Anlage zum Saisonstart unterstützt. Begleitet von Markus und René – beides Urgesteine und die guten Seelen des Ortes, die sich seit rund 30 Jahren um den technischen Unterhalt kümmern, im Bad aushelfen und allen, wirklich allen, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch unser Gemeinderat Florian Furler konnte auf die beiden zählen; er hat mit dem Gemeinderat neue Sponsoren gesucht und gefunden und das Schwimmbad neu aufgestellt. Die enge Personalsituation konnte mit einer Kooperation mit dem Gitterli-Bad entspannt und die umtriebige, ideenreiche Pächterin Supi für eine weitere Saison gewonnen werden.
Dank dem gemeinsamen Wirken all dieser Menschen – den engagierten Freiwilligen, den Urgesteinen und den politisch Zuständigen – hat sich im «Schwimmbi» ein Wandel vollzogen: Von einem Symptom der Krise ist es zum Symbol des Aufbruchs geworden.
Sind Sie auch freiwillig tätig? Falls ja, sind sie gemäss des Freiwilligen-Monitors in guter Gesellschaft: Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung erbringen freiwillig gesellschaftliche Leistungen. Gemeinsam sind dies jährlich 619 Millionen Stunden (!), was vergleichbar ist mit den Gesamtleistungen, die im Gesundheits- und Sozialwesen erbracht werden.
Freiwilligenarbeit ist jedoch gefährdet. Sie ist leicht rückläufig und wir engagieren uns lieber zeitlich befristet und in Projekten. Die gesellschaftlichen Herausforderungen werden aber nicht geringer. Sei es im Hinblick auf die demografische Entwicklung oder auf die Herausforderungen, die uns der Klimawandel beschert. Freiwilligenarbeit braucht gute Rahmenbedingungen, damit wir weiterhin auf ihre zahlreichen, unver- zichtbaren gesellschaftlichen Leistungen zählen können. Sei es in Sportvereinen, in der Kultur, bei der Verwandtenunterstützung, Nachbarschaftshilfen und vielem mehr. Eine nationale Strategie wäre hilfreich, kantonale Konzepte ebenso, aber vor allem wichtig ist, dass wir in unseren Gemeinden das freiwillige Engagement wertschätzen und gute Rahmenbedingungen dafür schaffen.
Das «Schwimmbi» Waldenburg hat den strukturellen Turnaround geschafft. Dank des Engagements von Freiwilligen und «Seit-Jahrzehnten-Begeisterten», gepaart mit dem zielorientierten Handeln von Politik und Fachpersonen, haben wir unseren Lieblingssommerort wieder. Danke allen, die es ermöglicht haben. Und – schaut vorbei! Dank unserer Solarthermie-Anlage und der Bachwasser-Wärmepumpe ist das Wasser immer warm – das findet man nicht überall.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.