Gelebte Baselbieter Dorfkultur
25.04.2025 DiegtenMatthias Ritter, Landrat SVP, Diegten
Üblicherweise am Sonntag nach Ostern finden in zahlreichen Baselbieter Gemeinden – von Allschwil bis Thürnen – Eierläsete statt. In einem meist nicht ganz ernst zu nehmenden Schaukampf treten Ortsvereine ...
Matthias Ritter, Landrat SVP, Diegten
Üblicherweise am Sonntag nach Ostern finden in zahlreichen Baselbieter Gemeinden – von Allschwil bis Thürnen – Eierläsete statt. In einem meist nicht ganz ernst zu nehmenden Schaukampf treten Ortsvereine gegeneinander an und versuchen, die Eier unbeschadet ins Ziel zu bringen. Diese werden im Anschluss beim gemeinsamen Eiertätsch genüsslich verspeist. Der Eierläset ist gelebte Baselbieter Dorfkultur. Den ehrenamtlichen Organisatoren gilt es ein Kränzchen zu winden, dass sie einen wichtigen Teil zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen. Ebenfalls zu verdanken gilt es die zahlreichen Haushalte sowie die lokale KMU-Wirtschaft, die mit Geldspenden oder Naturalien dazu beitragen, dass genügend Eier für den Schmaus zur Verfügung stehen.
Geht es nach den Promotoren eines Naturparks im Oberbaselbiet, könnte auf solch freiwilliges Engagement zukünftig verzichtet werden. Viel lieber möchte man nach altbewährter links-grüner Manier in die Staatskasse greifen – beziehungsweise ins Portemonnaie der Steuerzahlerinnen und -zahler –, um künftig einem Planungs- büro die Organisation zu überlassen. Dabei wird ausser Acht gelassen, wie wichtig und wertvoll das freiwillige Engagement in Vereinen und Gremien ist. Das gehört zur Identität des Oberbaselbiets.
Bereits 29 Gemeinden haben erkannt, dass ein solches Parkgebilde keinerlei Mehrwert bringt und dem Naturpark eine Abfuhr erteilt. Gerade einmal 7 Gemeinden haben zugestimmt. Der Flickenteppich hält die Antreiber des Naturparks aber nicht davon ab, kräftig weiter die Werbetrommel zu rühren. In Tenniken und Reigoldswil wurde das Referendum ergriffen. Mitte Mai wird dort an der Urne über einen Beitritt befunden. Das ist ein probates demokratisches Mittel, hat aber den Haken, dass vor der Abstimmung nicht Pro und Kontra abgewogen werden. So wurde in Tenniken ein als solcher angesagter Informationsabend zu einem reinen Propagandaanlass mit zwei Verfechtern der Park-Idee. Eine kritische Stimme zum Gespräch einzuladen, widersprach offensichtlich dem Sinn der Organisatoren.
Gerne lege ich aus diesem Grund nochmals kurz und knapp dar, warum wir im Oberbaselbiet keinen Naturpark brauchen:
– Wir haben bereits heute eine vielfältige und schöne Natur und Landschaft.
– Die Oberbaselbieter Gemeinden und Vereine leisten in Eigenregie hervorra- gende Arbeit mit eigenen Anlässen und Projekten.
– Wir wollen nicht zwingend mehr Tourismus, der mehr Verkehr und mehr Abfall bedeutet.
– Wir wollen nicht unsere Gemeindebudgets unnötig belasten. Alleine die dreijährige Errichtungsphase des Naturparks kostet uns Steuerzahler mindestens 4,4 Millionen Franken – unter anderem für eine überteuerte Geschäftsstelle.
– Wir wollen nicht noch mehr Bürokratie im Bauwesen, die durch die Integration des Naturparkperimeters im Zonen- und Richtplan zu befürchten ist.
– Auch unsere Landwirtschaft benötigt nicht noch weitere Vorschriften.
Ich wünsche Ihnen weiterhin schöne Frühlingstage. Besuchen Sie doch am Sonntag einen Eierläset in der Region und überzeugen Sie sich von unserer Dorfkultur.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.