Geld für «Sackgeldverdunster» vom Ferienjob
04.01.2025 Sissach«Das ist Sissach» (1. Teil) | Auftakt zur Jubiläumsjahr-Serie: Robert Bösiger über das Aufwachsen im Dorf
Auch die Alteingesessenen von Sissach wissen nicht alles, was dieses Dorf ausmacht. Zum Jubiläumsjahr serviert die ...
«Das ist Sissach» (1. Teil) | Auftakt zur Jubiläumsjahr-Serie: Robert Bösiger über das Aufwachsen im Dorf
Auch die Alteingesessenen von Sissach wissen nicht alles, was dieses Dorf ausmacht. Zum Jubiläumsjahr serviert die «Volksstimme» in der Serie «Das ist Sissach» Unbekanntes, Eigenartiges, Überraschendes und Persönliches. Im ersten Teil schwelgt Gemeinderat Robert Bösiger in Jugenderinnerungen.
Robert Bösiger
Mit wenigen Ausnahmen in Wohnungen umliegender Gemeinden habe ich mein gesamtes Leben in Sissach verbracht. Bin als dreijähriger Knirps zusammen mit meinen Eltern hierher gezogen, weil der Vater eine Stelle als Fabrikgärtner bei der damaligen Firma J&R Gunzenhauser AG (heute GF JRG) angetreten hat.
Hier in Sissach bin ich zu Frau Zimmerli in den Kindergarten am Gottesackerweg gegangen, habe mit den Nachbarskindern und meinen jüngeren Brüdern auf dem grossen Fabrikgelände, das Baumgarten, Fabrikdächer und Frühbeet-Scheiben der Gärtnerei beinhaltete, herumgetollt; bei Letzteren, die zuweilen zu Bruch gingen, nicht zur Freude des Vaters.
Ich besuchte die naheliegende Primar-, später die damalige Realschule (heute Sek Tannenbrunn), trat den Pfadfindern, Gruppe Gems, bei und lernte bei Herrn Buser zu Hause das Klarinettenspielen; das Instrument reichte mir anfänglich bis zur Brust. Bald war ich Mitglied der Knabenmusik und kurz darauf des Musikvereins Sissach. Sportlich versuchte ich es als Teenager mal mit Fussballspielen, aber das ewige «Ersatzbänkli-Sitzen» war auf lange Sicht nicht meine Sache.
Und so wurden plötzlich ganz andere Dinge wichtig in meinem (noch jungen) Leben: Ich sehnte mich erstens nach einem eigenen «Töffli» – von meinem Vater despektierlich «Sackgeldverdunster» betitelt. Dank Ferienjobs in der JRG lag mein zitronengelbes «Sachs-Wunschmobil» mit Fuchsschwanz an der höher gelegten Balance bald einmal drin.
Vielleicht wegen der senffarbenen Uniform des Musikvereins (ich hasste sie!) begann ich mich, zweitens, bald mehr für die Pop- und Rockmusik zu interessieren. Schon war die erste Band gegründet; üben konnten wir zunächst im eigenen Keller, später in einem Kellerabteil des Primarschulhauses. Ja, und da war drittens noch das andere Geschlecht …
Alles bleibt anders
All das ist lange her. Ewig lange. In den mehr als sechs Jahrzehnten hier in Sissach habe ich manches erlebt, viele Menschen kennengelernt. Habe viel gesehen, vieles und viele kommen und gehen sehen.
Diverses hat sich stark verändert seither. Nicht nur bei mir. Auch Sissach hat sein Gesicht gewandelt. Angefangen da, wo ich aufgewachsen bin: Die Gärtnerei meines Vaters, da, wo er Pflanzen angesät und aufgezogen hat, ist ebenso verschwunden wie der Baumgarten und die grossen Wiesen rundherum. Mittlerweile machen sich da grosse Parkplätze und Fabrikationshallen breit.
Sogar das Elternhaus wurde abgerissen und stattdessen eine Lagerhalle erstellt. Und die Schrebergärten im Norden: auch weg und als Parkplatz planiert. Und: Heute wandert der Blick nicht mehr wie seinerzeit aus dem Dachfenster hinüber zur Sissacher Fluh und den vielen Kirschbäumen. Mittlerweile ist der ganze Hang Richtung Fluh verbaut mit zahllosen Villen und Terrassenhäusern. Kirschbäume sieht man kaum noch.
Dynamisches Dorf
Was bleibt? Wehmut? Ja, selbstverständlich. Manchmal mehr, manchmal weniger. Tempi passati eben …
Geblieben ist Sissach als Gemeinde, als dynamisches, spannendes Dorf. Hier in Sissach gibt es auch heute noch so vieles zu entdecken und erforschen. Und zwar nicht nur in der Vergangenheit, auch in der Gegenwart.
Spannendes, Überraschendes, Einzigartiges
rob. Die «Volksstimme» wird im Verlauf des Jubiläumsjahres eine Artikelserie publizieren, die den Leserinnen und Lesern Sissach noch näherbringen wird als bisher schon.
Eine Reihe von Autorinnen und Autoren wird den Blick auf unser Sissach von gestern, heute und morgen werfen und dabei viel Unbekanntes zutage fördern: Geschichtliches und Aktuelles, Bekanntes und Unbekanntes, Spannendes und Überraschendes, Verstörendes und Bedrückendes, Beglückendes und Einzigartiges.
In dieser Artikelserie, die mit obigem Beitrag startet und nun allwöchentlich in der «Volksstimme» erscheint, werden Sie zum Beispiel erfahren, dass es einst ein alternatives «Chluuri» gegeben hat, das zum Ende der Fasnacht verbrannt wurde. Oder Sie werden Überraschendes über das faszinierende Gewächs namens Stechpalme lesen – geschrieben übrigens von unserer Baselbieter Ständerätin Maya Graf. Sie werden staunen, was es zum Schloss Ebenrain zu sagen gibt oder zum Umstand, wie der Frauenfussball nach Sissach gekommen ist.
Der Politologe Christian Bolliger wird analysieren, wie die Sissacherinnen und Sissacher politisch ticken und der Ingenieur-Topograf und Kartografiehistoriker Martin Rickenbacher wird unsere Gemeinde buchstäblich vermessen. Selbstverständlich werden auch Persönlichkeiten vorgestellt, die etwas für Sissach bewirkt haben und dies noch immer tun: zum Beispiel das Ehepaar Doris und Jan Röthing oder Eishockey-Dynastien wie die Kambers. Sie werden erfahren, wie der Jazz damals ins Oberbaselbiet kam und wie sich die lokale Kulturszene entfaltet hat. Und ja, Sie werden auch zu lesen bekommen, wie Sissach und dessen Bevölkerung in den Nachbargemeinden gesehen werden. Falls Sie annehmen, dass Sissach ein ruhiges und friedliches Pflaster ist, wo es keinen Mord und Totschlag gibt, so werden Sie mit Sicherheit eines anderen belehrt werden.
Diese und weitere Themen werden Sie in den nächsten Wochen und Monaten zu lesen bekommen – nur in der «Volksstimme». Sie werden Sissach in einem Jahr viel besser kennen als heute. Dazu wünschen Ihnen Jürg Gohl und Robert Bösiger, die diese Artikelserie koordinieren, viel Lesevergnügen.
Die nächsten Jubiläumsanlässe
17. Januar: Vernissage der Bilderausstellung «Sissach gestern und heute» im Gemeindehaus Sissach (Kulturkommission).
26. Januar: «Mi Härz frohlockt» – Marienmesse für Appenzeller Streichmusik, Chor und drei Solostimmen (Kultur in Sissacher Kirchen).