Geheimnisumwitterte Jubilarin
26.08.2025 GelterkindenDie Stierenstallhütte ist 75 Jahre alt
Die Bürgergemeinde Gelterkinden hat am Samstag eine nicht alltägliche Jubilarin gefeiert: die Stierenstallhütte. Im Jahr 1950 ist sie erbaut und 1968 erweitert worden. Ihr Name hat gute Gründe.
Kuri ...
Die Stierenstallhütte ist 75 Jahre alt
Die Bürgergemeinde Gelterkinden hat am Samstag eine nicht alltägliche Jubilarin gefeiert: die Stierenstallhütte. Im Jahr 1950 ist sie erbaut und 1968 erweitert worden. Ihr Name hat gute Gründe.
Kuri Wirz
Ein Geburtstag lädt normalerweise dazu ein, auf ein Leben zurückzublicken, vielleicht Fotos dieses Lebens anzuschauen und Geschichten zu erzählen. Für die hier beschriebene Jubilarin ist das, was die ersteren beiden erwähnten Tätigkeiten betrifft, nun gar nicht so einfach.
Die Rede ist von der Stierenstallhütte der Bürgergemeinde Gelterkinden. 1950 wurde sie erbaut und 1968 erhielt sie einen gedeckten Vorbau mit Feuerstelle. Ab 2011 erfolgte eine weitere Aufwertung. Ansonsten ist über das Geburtstagskind recht wenig zu finden. Nicht einmal in Bürgerratsprotokollen sei man fündig geworden, soweit solche überhaupt noch vorhanden sind.
Am meisten erfahren wir aus der Broschüre «Der Gelterkinder Berg» von Erich Buser aus dem Jahr 2009. Aber auch dort finden wir kein Geburtsbild. Dafür sind Fotos anderer Hütten vorhanden. Die ehemalige «Obere Hütte» stand nicht weit weg vom heutigen «Stierenstall» im Spickel zwischen den Wegen nach Rünenberg und ins «Zwey». Sie wurde nach dem Bau der jetzigen Stierenstallhütte abgebrochen, verlegt und von der Jagdgesellschaft «annektiert», wie Buser schreibt. Trotz soliden Umbaus musste die später komfortable Hütte weichen, weil sie illegal erstellt worden war.
Eine Vorgängerin dieser Hütte stand offenbar am südwestlichen Rand des heutigen Platzes. Im ehemaligen Stall wurden die Stiere beziehungsweise Ochsen untergebracht und versorgt. Sie dienten als Arbeitstiere zu Zeiten der landwirtschaftlichen Nutzung des Bergplateaus. Viele weitere Flurnamen zeugen von dieser Ära: Bänisweid, Chüelbrünnli, Gatter, Geissbrünnli, Gmeiniacher, Jägglisweid, Munigraben, Sennenmätteli, Stelli, Zangenweidli.
Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der sogenannte allgemeine Weidgang aufgehoben und die Wiederaufforstung setzte ein. In der Heimatkunde von 1864 ist zu lesen: «Es gibt auf dem Berg noch viele waldlose Stellen, die sich von selbst noch nicht besamt haben. In den letzten 12 bis 15 Jahren sind hie und da Akazien angesetzt worden. Die Kinder erhielten bei diesen Anlässen Wein, Käs und Brod, was solche Tage zu wahren Festtagen für sie machte.»
An die «Untere Waldhütte» kann sich der Schreibende noch knapp erinnern. Die stand oberhalb des heutigen Bürgerschopfs bei der Abzweigung des Wegs zum «Chöpflichopf».
Abgesehen vom Banntag ist die Stierenstallhütte heute ein beliebtes Ziel auch für Familienausflüge – und manchmal erhält sie auch ungebetenen Besuch mit unerfreulichen Folgen, wie eine Schuljahresabschluss-Party im Sommer ein weiteres Mal gezeigt hat. Dabei ist nicht nur Littering, sondern auch der Vandalismus heute zunehmend ein Problem. Dies, obwohl die Inschrift von 1968 mahnt:
Hebet Sorg!
Wär noch Euch chunnt
Möcht die Hütte suber finde
Gueti Heichehr – bhüet Ech Gott
D Bürgerschaft vo Gälterchinde
Am Samstag fand eine schlichte Jubiläumsfeier beim «Stierenstall» statt. Die Bürgergemeinde hatte interessierte Kreise wie Gemeinderat, Gemeindekommission, Forstarbeiter oder Waldbesitzer zum Mittagessen in Form von Gegrilltem eingeladen. Bürgerratspräsident Thomas Hägler hielt eine kurze Ansprache und dankte dabei vor allem Hüttenwart Ernst Flückiger und seiner Frau Ruth für die guten Dienste zugunsten der Bürgergemeinde.