«Für mich ist es der ideale Sport»
23.08.2024 Sport, Weitere SportartenWrestling | Julius Mastria steigt seit vier Jahren in einen speziellen Ring
Wrestling ist in der Schweiz sehr unpopulär. Doch Julius Mastria aus Diegten möchte das ändern. Der 22-Jährige sieht viel Potenzial in seinem Sport und träumt davon, eines ...
Wrestling | Julius Mastria steigt seit vier Jahren in einen speziellen Ring
Wrestling ist in der Schweiz sehr unpopulär. Doch Julius Mastria aus Diegten möchte das ändern. Der 22-Jährige sieht viel Potenzial in seinem Sport und träumt davon, eines Tages sein Hobby zum Beruf machen zu können.
Tobia Benaglio
Schon von Kind auf bewundert der Diegter Julius Mastria den Wrestling-Sport. Ohne Kampfsporterfahrung und trotz der Unbekanntheit des Wrestlings in der Schweiz hat er mit 18 Jahren angefangen, Probetrainings zu besuchen. Seit vier Jahren trainiert der heute 22-Jährige nun regelmässig in den Kantonen Neuenburg oder Zürich, da es im Baselbiet weder Trainings noch Wrestling-Shows gibt. Er sei sich bewusst, dass man solch einen Sport hier in der Schweiz nicht jeden Tag sieht, deshalb habe er auch Verständnis, dass viele Bekannte nicht verstehen, warum er das macht und ihn belächeln. Von seiner Familie und seinen engsten Freunden erhalte er jedoch Unterstützung. «Da bin ich sehr froh, dass ich das durchgezogen habe», sagt er.
Mit seiner Entscheidung möchte Julius Mastria auch junge Menschen motivieren. Er will ihnen zeigen, dass es manchmal eine gute Idee sein kann, wenn man einfach einmal etwas Neues ausprobiert, das von anderen vielleicht als komisch oder unüberlegt angesehen wird. Er empfiehlt allen, die gerne einen athletischen und unterhaltsamen Sport treiben würden, das Wrestling auszuprobieren. Man könne einfach ein Probetraining abmachen, beispielsweise in Rorbas (ZH) bei der Wrestling Academy, wo auch Mastria erstmals in den Wrestling-Ring gestiegen ist und bis heute regelmässig trainiert.
Unterschätzter Sport
Weil Wrestling in der Schweiz so unbekannt ist, werde der Sport oft unterschätzt und den Leuten sei gar nicht bewusst, was da alles dahintersteckt, sagt der Oberbaselbieter. Im Wrestling gibt es ein grosses Klischee: Man sagt, es sei alles nur Show. Der Gewinner stehe vor dem Kampf schon fest und jeder Schlag oder Tritt sei nur gespielt. Vor und nach dem Kampf gebe es natürlich viele Aspekte der Show, die zur Unterhaltung des Publikums dienen, erklärt Mastria. Jedoch sagt er: «Wenn ich in den Ring steige, ist es wirklich ein Kampf, kein Theater.»
Ebenfalls massiv unterschätzt werde der athletische Aspekt dieses Sports, erklärt der Diegter. Man müsse sehr hart und regelmässig trainieren, um an die Spitze zu kommen – auch hier in der Schweiz, wo der Sport noch in seinen Kinderschuhen stecke: «Es gibt viele, die schon sehr lange etabliert sind», sagt der Wrestler. Im Wrestling müsse man, im Vergleich zu anderen Sportarten, zu jeder Zeit fit und athletisch sein, da das Verletzungsrisiko sonst viel zu gross sei. Ausserdem würde man sonst auch einfach «schlecht aussehen» im Ring.
In den vier Jahren, die Mastria dem Wrestling bereits gewidmet hat, sind ihm mehrere «Probleme», wie die Pandemie oder die Rekrutenschule in die Quere gekommen, weshalb er noch nicht so regelmässig trainieren konnte, wie er es eigentlich möchte. Nun ist Mastria dran, seinen Trainingsrhythmus zu verbessern, um bei den Besten mitzumischen. Momentan gehöre er aber noch zu den Anfängern. Doch wo genau er in der Schweiz steht, könne er nicht sagen, da es im Wrestling keine einheitliche Schweizer Liga gibt, wie beispielsweise im Fussball. Die Shows werden von vielen verschiedenen, kleineren Verbänden durchgeführt.
Das Besondere am Wrestling
«Es ist grundsätzlich ein sehr schöner Sport», sagt Julius Mastria über das Wrestling. Das Spezielle an diesem Sport sei, dass alle Kämpfer einen riesigen Respekt voreinander haben, auch wenn man das als Zuschauer nicht immer sieht. Allgemein sei Wrestling nicht nur das, was das Publikum sieht, auch abgesehen vom Show-Aspekt. Für den Zuschauer sieht der Sport immer sehr gefährlich und schmerzhaft aus, wenn beispielsweise ein Kämpfer auf den Rücken fällt oder mit dem Kopf auf dem Boden aufschlägt. «Es sieht sicher manchmal gefährlicher aus, als es ist, aber es ist ein riskanter Sport und man darf das Risiko auf keinen Fall unterschätzen.» Dennoch habe er sich noch nie grob verletzt. «Natürlich gibt es oft Prellungen oder sogar kleine Wunden, aber nichts Grobes. Ich hatte noch nie etwas, das mich dann noch länger beschäftigt hat.»
Angst vor Verletzungen habe Mastria nicht. «Wenn du Angst vor etwas hast, dann ist das ein schlechtes Zeichen und dann solltest du es nicht machen.» Respekt vor den Kämpfen habe er dennoch und es brauche eine Menge Überwindung, um mit jemandem in den Ring zu steigen. Aber der 22-Jährige vertraut seinen Fähigkeiten und auch den Fähigkeiten seines Gegners. Dazu müsse man wirklich trainiert und athletisch sein, um das Ganze gut zu überstehen.
Der Sport gefällt Julius Mastria so gut, dass er am liebsten sein Geld damit verdienen würde. Seine Ziele im Wrestling sind, auf kurze Sicht, regelmässig zu trainieren, ohne ständig von anderen Dingen unterbrochen zu werden. Dazu möchte er den Sport in der Schweiz, vor allem bei den Jungen, bekannter machen, indem er sie ins Probetraining einlädt. Langfristig sieht er sich in England oder in den USA, wo Wrestling viel bekannter ist, somit auch mehr Zuschauer anzieht und besser entlöhnt wird. Sein Traum wäre es, dort sein Hobby zum Beruf zu machen und vom Wrestling leben zu können Allerdings wisse er auch, dass es sich darüber streiten lasse, wie realistisch dieser Traum ist. Doch der Diegter ist überzeugt, dass er mit harter Arbeit und Leidenschaft Grosses erreichen kann.
Zweistündige Wrestling-Show in Rorbas (ZH), unter anderen mit Julius Mastria, Samstag, 14. September.
Popcon im Zürcher Messegelände inklusive Wrestling-Show, auch mit Julius Mastria, Freitag, 4. und
Samstag, 5. Oktober.