Für etablierte und aufstrebende Künstler
23.08.2024 Waldenburg, Waldenburg, KulturSeit 40 Jahren bietet das «Theater im Pfarrhauskeller» in Waldenburg der Kleinkunst allmonatlich eine Bühne. An seinem Jubiläumsfest lässt der Verein heute gleich sieben Künstler und Formationen auftreten – auch um die eigene Themenbreite aufzuzeigen.
...Seit 40 Jahren bietet das «Theater im Pfarrhauskeller» in Waldenburg der Kleinkunst allmonatlich eine Bühne. An seinem Jubiläumsfest lässt der Verein heute gleich sieben Künstler und Formationen auftreten – auch um die eigene Themenbreite aufzuzeigen.
Jürg Gohl
Der grosse Keller in seinem Haus sei eigentlich bestens geeignet für kleinere künstlerische Anlässe. Das denkt sich Erich Meier, der damalige Pfarrer von Waldenburg, und setzt gemeinsam mit drei Jugendlichen diese Idee in die Tat um. Am 22. Mai 1984 feiert das «Theater im Pfarrhauskeller» seine Premiere. Dafür kann es keinen Geringeren als Peter Bichsel gewinnen. Der damals angesagte Schriftsteller wird von einem Jazz-Quartett begleitet.
Keinen halben Monat später tritt das Theater Kulturmühle aus Lützelflüh, dem Geburtsort von Jeremias Gotthelf, auf. So kommen erst gar keine Gedanken auf, dass es sich bei Bichsels Auftritt nur um ein kurzes Strohfeuer im Tal der Vorderen Frenke handelte; und nach den Sommerferien folgt im August der Auftritt eines Sängers von chilenischen Liedern.
In diesem Takt geht es weiter. Jeden Monat ausser im Juli und Dezember tritt ein Solo-Künstler oder eine Formation jeweils freitags auf, um zu musizieren, zu schauspielern, zu lesen, zu zaubern oder auch einmal zu diskutieren. «Lückenlos», fügt Mike Mathys, der Co-Präsident des Vereins, an, «abgesehen natürlich von der Zeit während der Coronavirus-Pandemie.»
Ebenso lückenlos wird auch über die Auftritte Buch geführt. Auf der Liste stossen wir auf viele Grössen der Kleinkunst. Etwa Franz Hohler, Troubadour Bernhard Stirnemann, Schriftsteller Niklaus Meienberg, Schriftsteller Otto F. Walter und der Bündner Sänger Linard Bardill geben sich bereits im dritten Jahr quasi die Klinke zum Keller in die Hand, der rund 60 Gästen Platz bietet. In speziellen Fällen sind es sogar 100 Personen.
Das sind nur ein paar Namen aus der Anfangszeit. Das subtil zankende Ehepaar Schreiber/Schneider tritt mehrfach auf und erweist sich damit als Publikumsmagnet. «‹Erwin aus der Schweiz› war ein Riesenerfolg», sagt Dorine Schoch. Sie möchte all diese Namen aber nicht zu stark in den Vordergrund rücken. «Denn uns ist es ebenso wichtig, dass wir jungen, noch namenlosen Künstlerinnen und Künstlern, speziell aus dem Tal, eine Bühne bieten.» «Aus dem Tal»: Diese Wendung verwenden sie, Mike Mathys und Leo Engeler, der ebenfalls dem siebenköpfigen Vorstand angehört, im Gespräch regelmässig.
Von hier und aus der Ferne
Aus ebendiesem Tal stammt in den ersten Jahren auch das Publikum. Es hat sich in den 40 Jahren seit Peter Bichsels Auftritt gewandelt. Längst werden weite Wege in Kauf genommen. Neben den regelmässigeren Gästen kommen auch Leute, die Fan einer Künstlerin sind und so – dem Internet sei Dank – den Pfarrhauskeller in Waldenburg entdecken.
Eintritt wird nie erhoben, dafür wird um einen freiwilligen Austritt gebeten. Damit aber lassen sich die Auslagen und Gagen längstens nicht decken. Auch der Jahresbeitrag von 40 Franken, den die Mitglieder des Vereins entrichten, reicht nicht. Doch die Veranstalter werden jährlich von Waldenburg, von benachbarten Gemeinden und vom Kanton unterstützt. Bei einzelnen Anlässen könne der Verein zudem von einem Sonder-Sponsoring profitieren, sagt Mathys, «damit und dank viel ehrenamtlicher Arbeit halten wir uns finanziell über Wasser».
Am Freitag, wenn der Verein die neue Saison eröffnet, wird für einmal nicht auf das Budget geschaut. Wie beim Jubiläum vor zehn Jahren treten gleich sieben verschiedene Einzelpersonen und Formationen mit einem Kürzestprogramm von je 15 Minuten auf. Jedes Vorstandsmitglied durfte jemanden nach seinem Geschmack auswählen. Zugleich, erklärt Dorine Schoch, soll die Liste «unsere Vielfalt» dokumentieren.
Das Angebot reicht von Schwyzerörgeli-Künstler Simon Dettwiler aus Hölstein und dem Singer-Songwriter-Trio Dew, das ebenfalls «aus dem Tal» stammt, über «Pelati Delicati» bis zu Röbi Zimmermann, der Dylan-Songs in Mundart singt und ebenfalls aus einem Tal, dem Fricktal, anreist. Der Tradition, keinen Eintritt zu erheben, bleibt der Vorstand auch bei dieser Spezial-Ausgabe treu. Hingegen lädt das «Theater im Pfarrhauskeller» aus Platzgründen für einmal in den Pfarrhausgarten ein.
Neu mit Krimitagen
jg. Das «Theater im Pfarrhauskeller» in Waldenburg wartet in seinem aktuellen Jahresprogramm erstmals mit einem neuen Format, den Krimitagen, auf. Die Gruppe Colibri eröffnet den viertägigen Anlass am Mittwoch, 6. November, mit Krimi-Sound. Es folgen eine Krimi-Lesung mit Silvia Götschi, ein Krimi-Dinner im «Leue» mit Eberhard Michaely und zum Abschluss ein Krimi-Spaziergang im «Stedtli» Waldenburg mit der Oberbaselbieter Autorin Barbara Saladin.