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28.05.2024 SissachMusik und Epidemiologie trotzen der Mafia und Malaria
vs. Übermorgen Donnerstag findet der nächste «Cheesmeyer-Talk» unter der Leitung des Soziologen Ueli Mäder statt. Zu Gast sind die Musikerin Daniela Dolci und der Epidemiologe Marcel ...
Musik und Epidemiologie trotzen der Mafia und Malaria
vs. Übermorgen Donnerstag findet der nächste «Cheesmeyer-Talk» unter der Leitung des Soziologen Ueli Mäder statt. Zu Gast sind die Musikerin Daniela Dolci und der Epidemiologe Marcel Tanner.
«Ich bin eine Vollblut-Musikerin», sagt Daniela Dolci. Die Cembalistin und Dirigentin baut musikalische Brücken zu anderen Weltkulturen. Sie führt mit ihrem Orchester Musica Fiorita seit über 30 Jahren barocke Musik auf. Sie studierte an der Schola Cantorum Basiliensis. Ihr Vater, der Architekt Danilo Dolci (1924–1997), erlebte in Trappeto (bei Palermo), wie ein offener Abwasserkanal die Hauptstrasse durchfloss. Ein Mädchen starb an Unterernährung. Danilo Dolci trat deshalb in einen ersten Hungerstreik, bis die Behörden genug Trinkwasser garantierten. Mit Arbeitslosen baute er Abwasserkanäle, Tagesstätten und gesundheitliche Einrichtungen. Um karge Felder zu bewirtschaften, verwirklichte er mit den Landarbeitenden einen Stausee für 5000 Familien. Dabei legte er sich mit der Mafia an, die das Wasser monopolisierte. Inzwischen gibt es zwölf Stauseen.
Gegen Gewalt organisierte Dolci auch Kundgebungen und einen Friedensmarsch, der mit 40 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern über 700 Kilometer führte. Nach seinem Tod teilweise zerstört, wird das Zentrum nun im kommenden Monat neu eröffnet. Es setzt sich unter anderem mit Integration, Gewaltlosigkeit, (musikalischer) Erziehung und Umweltpolitik auseinander. Ein Schweizer Verein fördert das Projekt, das für Daniela Dolci «wichtiger denn je» ist.
Marcel Tanner präsidiert seit 2019 die Akademien der Wissenschaften der Schweiz. Er studierte Parasitologie, doktorierte über die Afrikanische Schlafkrankheit und leitete als Professor der Universität Basel lange das Schweizer Tropenund Public-Health-Institut sowie die Aussenstation Ifakara (in Tansania). Als Kind hielt sich Marcel Tanner bei seinen Grosseltern in Diegten auf. Wichtig ist ihm auch heute, «nie nur Forschung zu betreiben, sondern stets die Umsetzung aktiv zu fördern, die regionale Bevölkerung zu beteiligen und langjährige Partnerschaften aufzubauen». Ein treffendes Beispiel ist für ihn die Arbeit, die er an der Côte d’Ivoire ab 2001 gut zehn Jahre mitverantwortete. «Das war in der Zeit der Krise», erinnert er. «Wir betreiben am Centre Suisse (CSRS) ein ivorisches Zentrum. Dazu gehören Forschungen in abgelegenen Gebieten des Westens und Nordwestens zu Infektionskrankheiten.» Dort errichteten sie in der Bürgerkriegszeit in über 50 Grenzdörfern Dorfsamariterposten. Hinzu kamen kommunikative Netzwerke und sportliche Aktivitäten. Das alles habe dazu beigetragen, die Dörfer zu stabilisieren, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten und Söldner aus dem nahen Liberia daran zu hindern, Kindersoldaten zu rekrutieren.
«Cheesmeyer-Talk» mit Daniela Dolci und Marcel Tanner, Donnerstag, 30. Mai, 19 Uhr, Hauptstrasse 55, Sissach.