«Frischzellenkur» auf Eis gelegt
23.10.2025 LäufelfingenHans Jörg Rickenbacher möchte eine offenere, vielfältig genutzte Kirche
Der frühere Kirchenpfleger Hans Jörg Rickenbacher setzt sich für eine breitere Nutzung des Läufelfinger Gotteshauses ein. Einen ersten Erfolg konnte er verbuchen, bei seinen weiteren ...
Hans Jörg Rickenbacher möchte eine offenere, vielfältig genutzte Kirche
Der frühere Kirchenpfleger Hans Jörg Rickenbacher setzt sich für eine breitere Nutzung des Läufelfinger Gotteshauses ein. Einen ersten Erfolg konnte er verbuchen, bei seinen weiteren Bemühungen aber ist er ausgebremst worden. Der Frust sitzt tief.
Sander van Riemsdijk
Die Landeskirchen im Baselbiet befinden sich aufgrund von Mitgliederschwund und fehlenden finanziellen Mitteln in einem Strukturwandel. Immer mehr Kirchgemeinden werden deshalb zusammengelegt. So sind auch die Reformierten Kirchgemeinden Rümlingen (mit Rümlingen, Wittinsburg, Känerkinden, Buckten, Sommerau und Häfelfingen) sowie Läufelfingen in einer Zusammenarbeitsvereinbarung näher zusammengerückt – eine Fusion wird nicht mehr ausgeschlossen.
Der Läufelfinger Architekt Hans Jörg Rickenbacher hatte im Jahr 2021 ein Konzept ausgearbeitet, in dem er seine Überlegungen für eine Mehrfachnutzung der Kirche in Läufelfingen mit einer flexiblen Bestuhlung verpackt hat (die «Volksstimme» berichtete). Für das ehemalige Mitglied der Kirchenpflege Läufelfingen stellt sich nämlich die Frage, was bei einer Fusion mit der Kirchgemeinde Rümlingen mit der Kirche St. Peter und Paul in seinem Wohnort passieren würde. Er befürchtet ein Abgleiten in die Bedeutungslosigkeit.
Für Anita Wagner, Präsidentin der Kirchenpflege und Vertrauensperson des Kirchenrats der Reformierten Kirche Baselland, ist klar, dass das Gotteshaus in Läufelfingen wichtig bleibt. «Gerade was Abdankungen betrifft, haben wir eine Verantwortung gegenüber der Einwohnergemeinde. Auch Konfirmationen werden weiterhin in beiden Kirchen stattfinden.» Zudem: «Was wie wo einmal stattfindet, wird sich erst bei Fusionsgesprächen herauskristallisieren.»
Hans Jörg Rickenbacher hat bereits klare Visionen, in welche Richtung sich «seine» Kirche bewegen sollte: «Sie muss sich aktiv neu orientieren und andere Formen der Zusammenarbeit prüfen.» Er wünscht sich eine «Frischzellenkur» für das Gotteshaus. Die Kirche müsse ein offener Raum für verschiedene Nutzungen werden und damit verschiedene Partner ansprechen.
Die Kirche für die Kultur öffnen
Einen ersten Erfolg konnte er vor einem Jahr verbuchen, als die kantonale Denkmalpflege sich nach anfänglichem Widerstand damit einverstanden erklärte, die Kirchenbänke durch eine flexiblere Bestuhlung zu ersetzen. Beflügelt durch den Erfolg beantragte Rickenbacher, durch die Kirchgemeinde eine Baukommission einzusetzen, die er dann selbst präsidierte und in der auch die Stiftung Kirchengut und die Denkmalpflege vertreten waren.
«Uns geht es primär darum, dass sich in einem bestuhlten Raum vielfältigere Gottesdienstformen realisieren lassen und der vielfältig nutzbare Raum dem übrigen kulturellen Leben des oberen Homburgertals zugutekommt», erläutert Rickenbacher das Projektziel. Vorstellbar seien unter anderem Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen oder Vorträge.
Definitiv auf dem richtigen Weg mit seinem Projekt wähnte sich Rickenbacher, als vor zwei Jahren in der Kirche für mehr als 250 000 Franken an der Elektroinstallation und an der Kirchendecke bautechnische Massnahmen vorgenommen wurden.
Ein Trugschluss, wie sich herausstellte: Die Stiftung Kirchengut hat im vergangenen August in einem Schreiben an die Kirchgemeinde Läufelfingen verlauten lassen, dass im Moment kein Handlungsbedarf für ein Projekt für eine flexible Nutzung des Gotteshauses bestehe. «Zunächst müssen die innerkirchlichen Verhältnisse wie Trägerschaft, Finanzierung des Kirchgemeindeanteils oder die Besetzung der Kirchenpflege geklärt werden», heisst es im Schreiben.
Rickenbacher fühlt sich vor den Kopf gestossen, seine Euphorie ist verflogen: «Das ist keine ‹Frischzellenkur›, sondern ‹Sterbebegleitung›», sagt er frustriert. Die Stiftung und die kantonale Kirche würden mit ihrer Passivität den Untergang der Kirche verwalten. In einem Schreiben an die Kirchenpflegepräsidentin, das der «Volksstimme» vorliegt, macht er seinem Ärger Luft.
Diese zeigt Verständnis für Rickenbachers Enttäuschung, hält aber auch fest, dass die Vollbesetzung der Kirchenpflege derzeit wichtiger sei als die Art und Weise der Nutzung der Kirche. Bei Vollbesetzung des Gremiums könne die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt und zentrale Projekte besser abgestützt werden. Von einer ‹Sterbebegleitung› könne nicht die Rede sein.
Damit die Kirche im Dorf bleibt
Rickenbacher sieht das anders: «Der Wille für Änderungen fehlt, und stehen zu bleiben, ist für mich keine Option.» Da die Baukommission seine Forderungen nicht erfüllen kann, sei diese die falsche Ansprechpartnerin. Er hat diese unterdessen aufgelöst. Das Erneuerungsprojekt, das auch die Jugend wieder in die Kirche bringen soll, müsse unter diesen Umständen neu überdacht werden.
Anita Wagner wehrt sich: «Ein Projekt von dieser Tragweite braucht ein solides, nachhaltiges Nutzungs- und Betriebskonzept und sollte langfristig angelegt sein. Wir haben eine Verantwortung mit den anvertrauten Mitteln, und es wäre unvorsichtig und verantwortungslos gewesen, hier einen vorschnellen Entscheid zu fällen.» Die Kirchenpflegepräsidentin bezweifelt auch, dass die Kirchgemeinde alleine ein Projekt, wie es Rickenbacher vorschwebt, finanzieren könnte: «Wir sind eine kleine Kirchgemeinde mit etwa 500 Mitgliedern. Aber: Wir funktionieren demokratisch und sind grundsätzlich immer offen für neue Ideen und Projekte, damit die Kirche im Dorf bleibt.»

