«Freude herrscht!»
28.05.2024 GelterkindenAlt Bundesrat Adolf Ogi im Nachtcafé
vs. Es gibt wohl keinen anderen Bundesrat, bei dem zwei Worte genügen, um zu wissen, um wen es sich handelt: «Freude herrscht!» Mit diesen Worten hat Adolf Ogi als Bundesrat den Schweizer Astronauten Claude ...
Alt Bundesrat Adolf Ogi im Nachtcafé
vs. Es gibt wohl keinen anderen Bundesrat, bei dem zwei Worte genügen, um zu wissen, um wen es sich handelt: «Freude herrscht!» Mit diesen Worten hat Adolf Ogi als Bundesrat den Schweizer Astronauten Claude Nicollier bei seiner Rückkehr aus dem Weltall begrüsst. Sie blieben ihm als Markenzeichen erhalten, genau gleich wie die legendäre Weihnachtsansprache neben dem Tannenbäumchen in seinem Heimatdorf Kandersteg oder auch die energiesparende Methode, Eier zu kochen.
Von 1987 bis 2000 war Adolf Ogi Mitglied des Bunderats, zweimal auch Bundespräsident. Angefangen hat er als Verkehrs- und Energieminister. In dieser Zeit entstand die Neat – die Neue Eisenbahn-Alpentransversale mit den drei Basistunnels Gotthard, Lötschberg und Ceneri –, die er selber als seinen grössten politischen Erfolg bezeichnet. Die Fragen rund um Finanzierung und Streckenführung führten allerdings im Bundesrat zu grossen Spannungen, die schliesslich darin gipfelten, dass Adolf Ogi nach acht Jahren ins Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport wechselte.
Sonderberater für Sport
Ogi stammt aus einfachen Verhältnissen. Seine Primarschule bezeichnete er oft scherzhaft als seine Uni, obwohl er nach der obligatorischen Schulzeit die Handelsschule in La Neuville und eine Weiterbildung in England absolvierte. Vor seiner Wahl in den Nationalrat war er nie Mitglied in einem Gemeinde- oder Kantonsparlament gewesen. Mit dieser Ausgangslage musste er sich als frisch gewählter Bundesrat besonders beweisen. Bald aber schon machten ihn seine Dialogfähigkeit, seine Liebe zu den Menschen und seine optimistische Tatkraft zu einem beliebten und volksnahen Bundesrat.
Eine grosse Leidenschaft war und ist der Sport. Als Bundesrat hat er die Leistungssportrekrutenschule ins Leben gerufen, und nach seinem Rücktritt wurde er für ein symbolisches Jahresgehalt von 1 Dollar UNO-Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden. Sein mehrfaches Engagement für Olympische Spiele in der Schweiz hat er mit grosser Leidenschaft wahrgenommen. Vor wenigen Monaten noch hat er für die Olympischen Spiele 2030 gekämpft. Dass das IOC das neuartige und nachhaltige Konzept so heftig verworfen hat, hat ihn enorm enttäuscht.
Privat musste Ogi mit dem frühen Krebstod seines Sohnes einen schlimmen Schicksalsschlag erleben. Bei der Verarbeitung geholfen hat ihm die Arbeit in der Stiftung «Freude herrscht», die im Andenken an Matthias gegründet wurde.
Dass Adolf Ogi bis heute sehr populär ist, konnte man kürzlich erleben. Der Shitstorm, der über ihn im Zusammenhang mit der Briefaktion zur 13. AHV hereinbrach, war enorm. Er war danach der Einzige der drei involvierten Alt-Bundesräte, der sich öffentlich entschuldigt und sein Bedauern ausgesprochen hat. Vielleicht macht ihn genau das zu einem volksnahen Menschen.
Adolf Ogi ist übermorgen Donnerstag zu Gast im Marabu in Gelterkinden.
«Volksstimme»-Nachtcafé mit Adolf Ogi, Donnerstag, 30. Mai, 20 Uhr, Marabu in Gelterkinden.