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18.09.2025 Sport, Weitere SportartenAnja Strausak trainiert für ein Jahr in Frankreich
Anja Strausak will zu den 200 besten Badmintonspielerinnen der Welt gehören. Aus diesem Grund verbringt sie ein Jahr in Frankreich. Die finanzielle Unterstützung dafür kam in kürzester Zeit zusammen.
...Anja Strausak trainiert für ein Jahr in Frankreich
Anja Strausak will zu den 200 besten Badmintonspielerinnen der Welt gehören. Aus diesem Grund verbringt sie ein Jahr in Frankreich. Die finanzielle Unterstützung dafür kam in kürzester Zeit zusammen.
Noah Gehrig
Vor den Sommerferien hat die 20-jährige Anja Strausak ihre Maturität am Gymnasium Liestal abgeschlossen. Diese Woche hätte bei der Ormalingerin also wie bei vielen Gleichaltrigen der Start des Studiums anstehen können. Doch die ehemalige Sportklässlerin hat sich für einen anderen Weg entschieden: ein Zwischenjahr, das sie gezielt ihrer Leidenschaft Badminton widmen möchte. Da sie nicht genau wusste, welchen beruflichen Weg sie nach dem Gymnasium einschlagen will, und sie gleichzeitig nicht mit dem Badmintonspielen aufhören wollte, bot sich diese Möglichkeit an. Hinzu kam Strausaks Wunsch, sich sprachlich zu verbessern. Daher stand schnell fest, dass sie nach Frankreich gehen möchte.
Tatsache wurde dieser Schritt schliesslich dank eines Crowdfunding-Projekts, das innerhalb von nur gut zwei Wochen das angestrebte Ziel erreichte: Die angepeilten 6000 Franken hatte Strausak im Juli schnell beisammen, bis zum Enddatum Anfang September kamen noch fast 2000 Franken hinzu. Ohne diese Unterstützung wäre das Abenteuer kaum finanzierbar gewesen, denn Badminton ist eine Randsportart, in der Spielerinnen und Spieler die meisten Kosten selbst tragen müssen. Diese reichen von Trainingsgebühren über Turniere bis hin zu Reisen und Unterkünften. «Finanziell ist es ziemlich schwierig, aber es ist sehr erfreulich, dass ich 2000 Franken mehr eingenommen habe. Das entlastet mich einerseits beim Training, das ich hier zahlen muss, und andererseits auch ein wenig bei den internationalen Turnieren», erklärt die Oberbaselbieterin dankbar.
Ein Jahr für den Traum
Zurzeit lebt die Gym-Abgängerin in Bordeaux. Dort trainiert sie hauptsächlich in einer Akademie, erhält jedoch auch die Möglichkeit, beim Nationalkaderstützpunkt mitzutrainieren. Zusätzlich spielt sie in der dritthöchsten französischen Liga für den BC Blagnac, während sie gleichzeitig Teil des Schweizer Nationalliga-A-Teams Argovia bleibt und ausserdem als Ersatzspielerin in der 1. Bundesliga in Deutschland gemeldet ist. Für die meisten Ligaspiele kehrt Strausak regelmässig zurück in die Schweiz, weshalb ihre Wochen stark durchgetaktet sind. Ein freies Wochenende hat sie nur selten, die Belastung ist hoch.
Neben den sportlichen Herausforderungen bedeutet das Jahr in Frankreich privat eine grosse Umstellung. Zum ersten Mal lebt die Ormalingerin allein, organisiert Wohnung, Haushalt und Alltag selbst. Dass die Kontaktaufnahme mit der Akademie unkompliziert verlief, erleichterte ihr den Schritt. Im Training spürt Strausak bereits deutliche Unterschiede im Vergleich zur Schweiz: «Jedes Land trainiert ein bisschen anders. In Frankreich wird intensiver trainiert und die Übungen sind oft länger», berichtet sie. Davon erhofft sie sich eine sportliche Weiterentwicklung. Auch das Umfeld empfindet die 20-Jährige als besonders attraktiv, denn Frankreich hat sich in den vergangenen Jahren stark verbessert: Gleich mehrere Spielerinnen und Spieler haben den Sprung in die Top 10 der Welt geschafft.
Das Jahr in Frankreich soll für die junge Athletin ein entscheidender Schritt nach vorne werden, sowohl sportlich als auch persönlich. Ihre Ziele sind klar formuliert: Bis Ende Saison möchte Anja Strausak im World Ranking in die Top 200 gelangen. Damit will sie zeigen, dass sie Fortschritte gemacht hat und sich auch langfristig im internationalen Feld behaupten kann. Ihr grosses Ziel ist es, eines Tages ein internationales Turnier zu gewinnen oder zumindest auf dem Podest zu stehen. Langfristig träumt sie davon, ihre Leidenschaft Badminton zum Beruf zu machen und vielleicht sogar davon leben zu können – ohne jeden Sommer via Crowdfunding Geld zu sammeln.