Für einmal nur Mundart

  05.06.2025 Kultur, Sissach

«Jazz uf em Strich» ausnahmsweise an zwei Abenden

Anlässlich der 16. Ausgabe von «Jazz uf em Strich» findet das Sissacher Musikfestival erstmals an zwei Abenden statt. Gesungen wird kurz vor Sommerferienstart ausschliesslich in Mundart.

tho. Das Festival findet wie immer kurz vor Beginn der Sommerferien in der Sissacher Begegnungszone statt. Weil Sissach in diesem Jahr sein 800-Jahre-Jubiläum feiert, gönnt «Jazz uf em Strich»-Initiant Stefan Zemp seinem Dorf eine Zugabe: Die Konzerte vor dem «Cheesmeyer» in der Begegnungszone finden ausnahmsweise an zwei Abenden statt: am Donnerstag, 26. Juni, und am Freitag, 27. Juni. Zemp hat ausschliesslich Musikerinnen und Musiker engagiert, die ihre Stücke in Dialekt zum Besten geben.

Das Motto lautet «öisi Mundart» und beginnt am Donnerstag mit einer «Womensnight». «Nur die Ansagen macht wie immer ein Mann», sagt Zemp und lacht – er meint sich selbst. An diesem Abend darf man sich auf Christine Lauterburg freuen, «das ‹Enfant terrible› der Schweizer Volksmusik», so Zemp. Seit Jahren mischt sie die traditionelle Ländlermusikszene mit Ironie, Experimentierfreude («Technojodel») und politischen Texten auf: frech, feministisch, unangepasst. Lauterburg bleibt dem Kern der Volksmusik aber treu und begeistert an ihren Konzerten auch ein Publikum, das sich sonst nicht unbedingt als eingefleischte «Ländlerfründe» bezeichnen würde.

Drei Königinnen
Avantgardistisch – und stilistisch doch ganz anders – geht es dann beim Hauptact des Abends weiter: «Les Reines Prochaines» machen dem feiernden Sissach ihre Aufwartung. Die nächsten Königinnen aus Basel gibt es in wechselnder Besetzung seit 1987. Doch wie lässt sich beschreiben, was die Band seit 38 Jahren auf die Bühne bringt? Vielleicht so: Feministische Performancekunst mit Musik, Theater und politischen Texten. Oft experimentell, mit Elementen aus Punk, Avantgarde und Dialekt – das jedenfalls spuckt einer der KI-Chatbots auf die nicht ganz einfache Frage aus. Vielleicht sollte man noch das Wort «humorvoll» beifügen. Trotz ihres Namens sind die Noch-nicht-Königinnen – drei an der Zahl – übrigens schon gekrönt: Die Band mit Kultstatus in der deutschsprachigen Subkultur erhielt 2019 den Schweizer Musikpreis (und 2022 den Basler Kulturpreis).

Zum Auftakt am Donnerstagabend bietet Initiant Stefan Zemp auch vier ganz jungen Frauen eine Bühne: Das Celloensemble «strings and spikes» der Regionalen Musikschule Sissach (RMS) spielt Melodien der «Rolling Stones» und von «Muse», ebenfalls eine britische Rockband.

«Es git kei gueti Musig me»
Am Freitag eröffnet das «Martin Schaffner Trio» den Konzertabend. Der aus Anwil stammende und in Olten wohnhafte Singer-Songwriter Schaffner wird mit seinem Akustik-Trio (Folk, Country) den Titel seines neusten Albums widerlegen: «Es git kei gueti Musig me». Weiter geht es am Abend mit dem «Dänu Extrem Trio». Der 1959 in Bern geborene Singer-Songwriter Daniel Rohrer war 1982 Gründer der Mundart-Rockband «Extrem normal», wandte sich später dem Jazz zu und ist nun wieder bei Rock, Punk, Blues, R&B usw. angekommen. Mitglied des Trios – am Bass – ist übrigens der in Basel bekannte Musiker Dave Muscheidt (u.a. «Police»-Coverband «D’Schmiir», Frank-Zappa-Coverband «Fido Plays Zappa»). Den Abschluss des diesmal nicht ganz so jazzigen Festivals «Jazz uf em Strich» bildet die Baselbieter Mundartband «Elch» mit sanften Balladen und rockigen Stücken.

Beginn ist an beiden Abenden um 19 Uhr. In den vergangenen Jahren kamen meist 500 bis 700 Besucherinnen und Besucher: «Es ist jeweils ein fröhliches Volksfest», sagt Festivalgründer Stefan Zemp. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.


«Jazz uf em Strich»
Donnerstag, 26., und Freitag, 27. Juni, ab 19 Uhr, Begegnungszone, Sissach.

 


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