«Fotografieren ist mein Ausgleich»
17.10.2025 OrmalingenWilli Hübner über sein Fotografenleben
Der Ormalinger Freizeit-Fotograf Willi Hübner hat mehr als 60 Länder bereist, über 60 Jahre hinweg an unzähligen Fotowettbewerben teilgenommen und zahlreiche Preise gewonnen.
Carolina Mazacek
...Willi Hübner über sein Fotografenleben
Der Ormalinger Freizeit-Fotograf Willi Hübner hat mehr als 60 Länder bereist, über 60 Jahre hinweg an unzähligen Fotowettbewerben teilgenommen und zahlreiche Preise gewonnen.
Carolina Mazacek
Der Leserschaft des «Zingge-Botts», der Ormalinger Dorfzeitung, offenbarte sich unlängst ein Bild des Fotografen Willi Hübner: eine Wiese voller Mohnblumen im Vordergrund, ein einzelner Baum im oberen Bildviertel und dahinter ein schmaler Landstreifen am Horizont. Hier war offensichtlich ein Könner am Werk. Zwischen diesem Foto und dem Moment, in dem Willi Hübner seine erste Kamera, eine Exakta aus der damaligen DDR, in Händen hielt, liegen 68 Jahre. Als 12-Jähriger knipste er Alltagsszenen und experimentierte im Fotolabor bei der Entwicklung der Bilder. Dabei entwickelte sich langsam eine Leidenschaft, die zu Tausenden von Bildern geführt hat und von denen der 80-Jährige unzählige bei Wettbewerben eingereicht und Preise damit gewonnen hat.
«Auch wenn ich nie als Profi gearbeitet habe, war ich immer, nicht nur in meiner Freizeit, mit der Fotografie in Kontakt», erzählt der Ormalinger der «Volksstimme» in seinem Wohnzimmer, wo zahlreiche Souvenirs seiner Reisen aufgestellt sind. In seinen ersten 20 Arbeitsjahren war er als selbstständiger Feinmechaniker mit dem Schwerpunkt Foto- und Filmtechnik tätig. Er führte Servicearbeiten und Reparaturen für Kameras, Diaprojektoren, Hellraumprojektoren und Ähnliches durch.
Dabei bekam er Einblicke in die Fotografie: «Ich sah, wie die Fotografen arbeiten und warum sie so und nicht anders fotografieren. Somit sammelte ich Wissen, das ich bei meinen eigenen Bildern umsetzte», erinnert sich Hübner.
Eine wichtige Rolle für seine fotografische Entwicklung spielten die Fotoklubs, in denen er tätig war. 1975 gründete er mit Gleichgesinnten in Sissach das «foto team spektra», und nachdem die Novartis ihn als Kalibrierer für Messmaschinen eingestellt hatte, stieg er in den Firmenverein Foto Team Novartis ein. In der Zwischenzeit löste sich das «foto team spektra» aufgrund von Mitgliederschwund auf.
Der Austausch mit Vereinsmitgliedern und das gegenseitige Unterstützen schärften Hübners fotografisches Auge. Zusammen nahm man an Wettbewerben teil und stellte Fotos an eigenen Ausstellungen in der Region aus. Auch das Foto Team Novartis blieb nicht bestehen. Er hat sich vor fünf Jahren aufgelöst, als sich kein Präsident mehr finden liess.
Mit seiner Frau Rita hat Willi Hübner über 60 Länder besucht, darunter Indien, Kenia, Indonesien und Mexiko. «In Kenia habe ich Tiere fotografiert und in Mexiko die Kultur», erzählt der Rentner, «ich schaute immer, was das Land zu bieten hat, und das habe ich dann fotografiert.»
Der Ormalinger hat nicht nur auf seinen Reisen fotografiert, sondern sich auch an die Aktfotografie herangewagt. Motiviert durch einen Freund und aus Neugier fuhr er mit zwei anderen Hobbyfotografen nach Ungarn. «Es war kein Workshop, sondern wir erhielten Models und Räumlichkeiten, in denen wir fotografieren konnten», erklärt Hübner. Weiter erzählt er: «Wir probierten Ideen aus und tauschten uns untereinander aus.» Daraus entstanden Bilder von ästhetischer Intimität – und beim Betrachten wird spürbar, dass der menschliche Körper für Hübner ein Kunstwerk ist. Mit der Aussage «Deine Gedanken sind schmutzig, nicht das Bild» macht er deutlich, dass weder Anstössigkeit noch Begierde im Foto selbst liegen, sondern in dem, was der Betrachter darin sieht.
Über die Zeit sind Fotografien entstanden, die er regelmässig bei Wettbewerben wie «PhotoSuisse» eingereicht hat. Besonders stolz ist er auf den 1. Preis, den er 1970 beim «Nikon Photocontest» in Tokio gewann. Dort traten Teilnehmer aus 60 Ländern an. Das Siegerfoto entstand an der Basler Fasnacht. Es zeigt eine kleine Gruppe spielender «Pfyffer» und Tambouren am Morgenstreich, die durch das Imbergässlein ziehen. «Es geht bei Wettbewerben selbstverständlich vor allem darum, gut fotografieren zu können. Aber bei einem Juryentscheid spielt auch immer etwas Glück mit», sagt Hübner, der auch als Juror für Wettbewerbe in Frankreich und der Schweiz tätig war. In den vergangenen drei Jahren waren Bilder von ihm in den deutschen Fotomagazinen «Fotohits» und «Fotoforum» zu sehen. Jedoch schickt er an Wettbewerbe, die eine Teilnahmegebühr verlangen, keine Bilder mehr, weil er keinem Fotoklub mehr angehört, der diese Kosten übernehmen würde.
Fotografie im Wandel
Hübner ist mit der Zeit gegangen und hat sich mit der Digitalfotografie angefreundet. Er habe festgestellt, dass sich mit der Digitalkamera Fehler minimieren lassen, doch bestehe die Gefahr, nicht bewusst zu fotografieren. Daraus resultiere, dass man zu viel fotografiert. Die Qualität leide darunter, erklärt Hübner. Er ist kein Freund von Künstlicher Intelligenz: «Du schreibst deine Idee auf und die KI kreiert ein Bild für dich. Das ist keine eigene Leistung», sagt Hübner.
Auf die Frage, warum er sein Hobby nie zum Beruf gemacht habe, antwortet er: «Fotografieren ist mein Ausgleich. Ausserdem würde ich den Spass am Fotografieren verlieren, wenn ich Bilder machen müsste, um Geld zu verdienen. Ich fotografiere für mich.» Er habe auch nie gezielt auf einen Wettbewerb hin gearbeitet. Wenn er ein schönes Bild hatte, schickte er es eben ein. Er plant auch keine Projekte oder Ausstellungen und möchte es weiterhin so halten.
Mit der Kamera in der Stadt, in der Natur oder inmitten einer Menschenmenge zu sein, neue Photoshop-Updates zu testen oder analoge Bilder zu digitalisieren, all das gehört bis heute fest zu seinem Alltag.