Fokus auf Kerngeschäfte
11.06.2025 LausenNebengeräusche an der Delegiertenversammlung der Elektra Baselland
Das Lehrgeld, das die EBL mit dem nun beendeten Marktauftritt in Deutschland bezahlen musste, stiess einigen Delegierten sauer auf. Die grosse Mehrheit stellte sich an der Versammlung jedoch hinter den ...
Nebengeräusche an der Delegiertenversammlung der Elektra Baselland
Das Lehrgeld, das die EBL mit dem nun beendeten Marktauftritt in Deutschland bezahlen musste, stiess einigen Delegierten sauer auf. Die grosse Mehrheit stellte sich an der Versammlung jedoch hinter den Verwaltungsrat.
Otto Graf
Die Vorwürfe, die der Verwaltungsrat (VR) und die Geschäftsleitung der Elektra Baselland (EBL) von einigen Stimmberechtigten an der jährlichen Delegiertenversammlung in der Halle Stutz in Lausen anhören mussten, waren happig. Sogar von Misswirtschaft war die Rede. Die Anschuldigungen gipfelten im Antrag, den Verantwortlichen die Decharge zu verweigern. Dieses Ansinnen scheiterte jedoch klar und wurde nur von 6 der 159 Stimmberechtigten unterstützt.
Grund für das Misstrauen war der Probegalopp der Genossenschaft mit der Tochtergesellschaft EBLD Schweiz Strom GmbH in Deutschland, die seinerzeit im Hinblick auf die in der Schweiz erwartete Strommarktöffnung für Haushaltskundinnen und -kunden gegründet wurde. Diese kam jedoch nie richtig auf Touren und fuhr Jahresverluste von etwa 10 Millionen Euro ein.
Entgegen der Erwartungen habe sich die Liberalisierung des Strommarkts hierzulande für die Kleinkundschaft immer wieder verzögert, sagte Verwaltungsratsprä- sident Martin Thommen. Statt in Deutschland Erfahrungen sammeln zu können, die dann in der Schweiz zum Tragen gekommen wären, habe man einen Schlussstrich gezogen und die finanziell angeschlagene Tochter liquidiert, erklärte Thommen weiter. Dies, wie die «Handelszeitung» meldete, bereits im Januar 2024.
Vor den Wahlen der VR-Mitglieder meinte ein Delegierter, er stelle sich nicht gegen den Modus, die Bisherigen in globo zu bestätigen. Doch es wäre aufschlussreich zu erfahren, welche Beweggründe die einzelnen Mitglieder haben, sich im Verwaltungsrat für die strategische Ausrichtung der EBL einzusetzen. Das Votum fiel auf fruchtbaren Boden. Sowohl Nationalrat Thomas de Courten als auch Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, nahmen den Ball spontan auf und verwiesen auf ihre Ausbildung sowie ihre politischen und wirtschaftlichen Erfahrungen.
Sie betonten übereinstimmend, mit ihrem Know-how dazu beitragen zu wollen, dass die Genossenschaft ihr Kerngeschäft – die Bevölkerung ausreichend und sicher mit Strom und Wärme zu versorgen – erfolgreich betreiben kann. Verwaltungsratspräsident Martin Thommen bestätigte, das Gremium sei breit aufgestellt und nehme sich seiner Aufgaben sehr seriös und gewissenhaft an. Gleicher Meinung waren die Stimmberechtigten, welche die acht VR-Mitglieder mit überwältigendem Mehr und Applaus in ihrem Amt bestätigten.
Finanziell gut aufgestellt
Die übrigen statutarischen Geschäfte wurden alle im Sinne der Anträge des VR abgesegnet. Die Rechnung, von CFO Alain Jourdan erläutert, schloss mit einem Reingewinn von 24 Millionen Franken um 6,4 Millionen Franken unter dem rekordhohen Ergebnis des Vorjahres ab. Trotz der Turbulenzen und gewaltigen Auf- und Abwärtsbewegungen im Strommarkt sprach der Finanzchef von einem guten Ergebnis. Die EBL, so Jourdan, sei finanziell gut aufgestellt.
Einen Antrag aus dem Plenum, wie im Vorjahr den Genossenschaftern eine Rückvergütung von total 3 Millionen Franken zu gewähren, lehnten die Stimmberechtigten mit 85 gegen 58 Stimmen ab. Thommen sprach sich vor der Abstimmung gegen den Antrag aus und verwies darauf, dass die EBL vor hohen Investitionskosten stehe. Deshalb soll der Gewinn angesichts der finanziellen Herausforderungen in der Firma verbleiben.
In seiner Rede betonte VR-Präsident Thommen, die EBL fokussiere sich weiterhin auf die Kerngeschäfte Strom- und Wärmeversorgung. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, habe die Genossenschaft zu Beginn dieses Jahres die Saphir Group mit 106 Mitarbeitenden übernommen. Dieses Unternehmen, so Thommen, sei auf den Bau und Unterhalt von Netzen spezialisiert und stelle für die EBL eine bedeutende Ergänzung dar.
Tobias Andrist unterstrich in seinem Lagebericht mit einem Seitenblick auf die kürzliche Strompanne in Spanien und Portugal die Bedeutung einer sicheren Stromversorgung. Die EBL nehme das Ereignis ernst, zumal dessen Ursachen immer noch nicht restlos geklärt seien. Der CEO bedauerte, dass verschiedene alpine Solarstromprojekte wegen Einsprachen gescheitert seien. Der Aufbau von effizienten Stromspeichern sei ein wichtiger Schritt, um die Versorgung stabil zu halten.