Fünf Wasserleitungsbrüche innert zweier Wochen
02.09.2025 BuusBei der Reparatur einer Leitung im Rebgebiet wurde der Zugang zu einer Höhle freigelegt
Nach einer Häufung von Wasserleitungsbrüchen hat die Gemeinde Buus zu einem Abendspaziergang zum Thema eingeladen. Die Kernbotschaft: Das Leitungsnetz ist nicht marode.
...Bei der Reparatur einer Leitung im Rebgebiet wurde der Zugang zu einer Höhle freigelegt
Nach einer Häufung von Wasserleitungsbrüchen hat die Gemeinde Buus zu einem Abendspaziergang zum Thema eingeladen. Die Kernbotschaft: Das Leitungsnetz ist nicht marode.
Christian Horisberger
Es gibt solche und solche Wasserleitungsbrüche. Grosse mit Verlusten von mehr als tausend Litern pro Minute oder kleinere, die über Wochen, wenn nicht Monate vor sich hin sickern, was wegen des hohen Drucks noch immer einen erheblichen Wasserverlust bedeutet. Es gibt Brüche auf freiem Feld in bis zu drei Metern Tiefe oder im Siedlungsgebiet unter Strassen und Plätzen – häufig unter Asphalt. Bersten können sowohl Leitungen aus Guss oder Polyethylen als auch aus Eternit, wobei sich Letztere in der Praxis als am widerstandsfähigsten erweisen. Und seit wenigen Tagen gibt es in Buus eine weitere Kategorie: Der Wasserleitungsbruch, über den Einblicke in die Welt 200 Millionen Jahre vor unserer Zeit ermöglicht werden (siehe Kasten).
Gemeinsam haben alle Wasserleitungsbrüche, dass es eilt, wenn einer festgestellt wird. Fliesst kein Wasser mehr aus dem Hahnen? Fällt der Druck im Netz ab, sinkt der Pegel des Reservoirs rascher als üblich oder bilden sich an ungewohnter Stelle Wasserlachen oder sumpfige Stellen, heisst es für den Werkhof oder nach Feierabend fürs Wasserpikett: alles stehen und liegen lassen und ausrücken. Dies erklärte Christian Kaufmann am Donnerstag bei einem Informationsanlass für die Bevölkerung über das Thema Wasserleitungsbrüche. Der Buusner Wasserchef hatte nach einer Häufung von Rohrbrüchen Interessierte zu einem Abendspaziergang eingeladen und kündigte bereits vor dem Abmarsch einen sehr aussergewöhnlichen Leitungsbruch an, den man würde begutachten können.
20 Kilometer, 7 Dörfer, 50 Höfe
Unterwegs berichteten Kaufmann und Werkhof-Chef Christian Schweizer, gleichzeitig Buusner Wasserwart, aus ihrer Praxis bei der Bewältigung von Lecks im komplexen, rund 20 Kilometer langen Trinkwassernetz. Deses erstreckt sich über sieben Gemeindegebiete, versorgt vier Dörfer und mehr als 50 Bauernhöfe und verfügt über zwei Reservoirs, zwei Ausgleichsbecken, ein Pumpwerk und eine Quelle. Im Durchschnitt ereigneten sich jährlich «sicher zehn bis zwölf» Leitungsbrüche.
In den letzten Wochen war die Buusner Wasser-Equipe vom Pech geradezu verfolgt. Alleine in den vergangenen zwei Wochen, just nach der Festlegung des Reparaturbudgets 2026 (35 000 Franken), verzeichnete Buus fünf Schadenereignisse, sagte Kaufmann. In so einem Fall gilt es als Erstes, dafür zu sorgen, dass der Wasserverlust gestoppt wird, denn je nach Grösse und Wasserdruck könnten bis zu zwei Kubikmeter oder 2000 Liter Trinkwasser pro Minute (!) verloren gehen und das Reservoir mit einem Fassungsvermögen von 400 Kubikmetern, das die Leitung speist, rasch leeren. Die Leitung wird beidseits der Stelle, wo das Leck vermutet wird, geschlossen oder «abgeschiebert», wie Kaufmann erklärte. Je näher die geschlossenen «Schieber» beieinander lägen, desto weniger Haushalte seien ohne Wasser, fügte Wasserwart Christian Schweizer an.
Lokalisiert würden die Bruchstellen unter Einbezug des Druckabfalls, wodurch die Höhenlage eruiert werden könne, und eines Bodenmikrofons. Sind die Buusner mit ihrem Latein am Ende, ziehen sie auf die Ortung von Leitungsbrüchen spezialisierte Fachleute bei, die mit hochempfindlicher Sensortechnik arbeiten. In rund drei von zehn Fällen sei dies der Fall, so Schweizer.
Menschliches Versagen
Als häufigste Gründe für Brüche nannte Gemeinderat Kaufmann nicht etwa das Alter des heutigen, grösstenteils vor rund 60 Jahren erstellten Buusner Leitungsnetzes; dieses habe eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren. Das Leitungsnetz sei also nicht überaltert und marode. Vielmehr seien für Leitungsbrüche das damalige technische Wissen verantwortlich oder ein fehlerhafter Einbau: Sachgemäss wäre es, die Leitung in eine Sandmischung einzubetten, sagte der Wasserchef: «Steine haben an der Leitung nichts zu suchen», doch drückten häufig die Steine, die beim Verlegen benötigt und beim Einsanden nicht entfernt wurden, auf die Wasserleitung und verursachten Lecks. Eine nicht zu unterschätzende Schadensquelle bei unter Strassen verlegten Leitungen sei der zunehmende Druck von oben durch schwerere Lastwagen: «40-Tönner waren 1965 auf unseren Strassen noch kein Thema.»
Ist das Leck geortet, dauert es meistens wenige Stunden, bis es repariert ist und die Schieber wieder geöffnet werden können. Der Werkhof hat das dafür nötige Material an Lager. Sind für grössere Grabarbeiten Baumaschinen erforderlich, wird ein Tiefbauunternehmen aus Buus beigezogen. Nur selten ziehe sich die Reparatur in die Länge, so Kaufmann, beispielsweise, wenn dabei der Strassenverkehr und weitere Leitungen zu berücksichtigen seien.
Der eingangs angekündigte, nicht ganz alltägliche Wasserleitungsbruch im Rebgebiet, an dem der Spaziergang mit gut 20 Interessierten endete, war in technischer Hinsicht keine grössere Herausforderung für den Wasserwart. Mithilfe einer Reparaturschelle konnte er die Leitung aus Gusseisen wieder dicht machen.
Geologisches Fenster im Rebberg
ch. Im Rebberg des Buusner Winzers Fredy Löw wurde Mitte August durch Zufall eine Erdhöhle mit einer Tiefe von mehr als sechs Metern und einer Ausdehnung von rund vier Metern entdeckt. Bei Arbeiten zwischen den Rebstöcken sank ein Rad des Mähfahrzeugs von Ernst Löw im Boden ein. Die Stelle war trocken, doch konnte er ein Rauschen vernehmen. Er verständigte den Werkhof.
Werkhof-Chef Christian Schweizer legte die Wasserleitung, die durch den Rebberg führt, frei – und entdeckte dabei einen sich darunter befindlichen Hohlraum. Er hatte den Zugang zu einer Doline freigelegt. Wasserchef Christian Kaufmann, der sich privat intensiv mit dem Thema Geologie befasst, liess das neu geöffnete geologische Fenster in die Triaszeit durch den Lauwiler Geologen Urs Pfirter begutachten. Zudem verständigte er die Basler Sektion der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung. Deren Spezialisten haben die Höhle begutachtet, vermessen und ein 3D-Modell erstellt – und sie auf den Namen «Bergräbeloch» getauft: «Die Höhlenforscher hatten eine Riesenfreude», sagt Christian Kaufmann: Neue Löcher würden selten gefunden und es handle sich um ein grösseres Objekt.
Dass die leckende Leitung Ursache für den Hohlraum ist, schliesst Kaufmann aus. Dafür sei über eine viel zu kurze Zeit eine zu geringe Menge Wasser ausgetreten.
Die Teilnehmenden des Abendspaziergangs zum Thema Wasserleitungsbrüche hatten die Gelegenheit, über eine Leiter ins «Bergräbeloch» einzusteigen, wo Christian Kaufmann dessen Besonderheiten beschrieb: Dolinen seien für die Region nichts Aussergewöhnliches, sagte er. Speziell hingegen seien die Gipskeuper-Schichten im Muschelkalk: «Wir blicken hier auf Jahrmillionen Erdgeschichte.»