Das Gotteshaus wird zur Werkstatt
Der Reigoldswiler Friedhof ist bis zum 1. Advent etwas bunter durch die Seelenbotschaften von Schülern und Konfirmanden auf heimisch gewachsenen und gesägten Holzbrettern. «Seelenbretter» nennt Bali Tollak aus dem oberbayrischen ...
Das Gotteshaus wird zur Werkstatt
Der Reigoldswiler Friedhof ist bis zum 1. Advent etwas bunter durch die Seelenbotschaften von Schülern und Konfirmanden auf heimisch gewachsenen und gesägten Holzbrettern. «Seelenbretter» nennt Bali Tollak aus dem oberbayrischen Schwabruck ihre zwei Meter hohen, in leuchtenden Farben bemalten Holzstelen. Auf den Spuren der Totenbretter, die besonders im Alpenraum von einer besinnlichen Art des Totengedenkens künden, will die Künstlerin ein verbindendes und den Tod überbrückendes Zeichen für uns Lebende setzen.
Schüler und Konfirmanden können das auch: Welche Farbe, welcher Bibelspruch, welche Symbole passen zu meiner Seele, und was ist das überhaupt, meine Seele? So fragten sich die jungen Künstlerinnen und Künstler und fanden: Ich als Person, ob alt oder jung, fröhlich oder traurig, kann mit Gott und mit mir selbst durch meine Seele in Verbindung kommen und auch auf dem Friedhof Seelenfrieden finden, denn da ist eine Seelenverwandtschaft zwischen Lebenden und schon Vorangegangenen, wenn mich ein Grabstein oder buntes Trostwort anspricht und meine Seele dankbar stimmt dafür, dass mein Leben gerade in seiner Vergänglichkeit ein wertvolles Geschenk ist.
Ein Schüler hat gleich den Spruch vom Grabstein seines Urgrossvaters übernommen und dort in der Nähe an einen Baum gelehnt: Jesus Christus spricht, ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wer im November auf dem Friedhof spazieren geht, wird noch andere Botschaften für seine Seele finden.
Dorothee Löhr, Pfarrerin