Euter, Zitzen, Beine, Füsse und Format
15.10.2024 DiegtenDie nach Langenbruck und Bretzwil letzte Viehschau im Kanton fand am Samstag bei Wetterglück mit rund hundert Kühen in Diegten statt. In den drei vertretenen Rassen wurden mehrere Missen und Vize-Missen gekürt.
André Frauchiger
Die drei ...
Die nach Langenbruck und Bretzwil letzte Viehschau im Kanton fand am Samstag bei Wetterglück mit rund hundert Kühen in Diegten statt. In den drei vertretenen Rassen wurden mehrere Missen und Vize-Missen gekürt.
André Frauchiger
Die drei alljährlichen Viehschauen im Kanton, die in Langenbruck, Bretzwil und Diegten stattfinden, sind gemäss Mitteilung der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) alle offen für Züchter aus Zuchtgenossenschaften des ganzen Kantons und aus angrenzenden Regionen. So können gutnachbarliche Beziehungen unter den Züchtern über die Kantonsgrenzen hinaus sichergestellt und sich unter Fachleuten unkompliziert ausgetauscht werden. Auch der für die Landwirtschaft zuständige Vorsteher der VGD, Regierungsrat Thomi Jourdan, erschien an der letzten Viehschau heuer in Diegten und gratulierte den Züchtern.
Im Unterschied zu Bretzwil vor zwei Wochen hatten die Diegter Veranstalter am Samstag Wetterglück. Bei guter Stimmung unter den Züchtenden und Besuchenden konnten die Bewertungen der schönen Kühe vorgenommen werden. Weil aktuell die Blauzungenkrankheit auch in den Ställen der Region Basel auftritt, konnten «nur» rund hundert Kühe an der Viehschau gezeigt werden. Normalerweise sind bis zu 250 Kühe zu beurteilen. Deshalb konnte auch der Anlass mit dem Mittagessen zum Abschluss vorzeitig beendet werden.
Bei der Blauzungenkrankheit, einer viralen Infektionskrankheit von Wiederkäuern, ist bereits im blossen Verdachtsfall Vorsicht geboten. Zu den Leitsymptomen gehört bei Krankheitsausbruch eine blau gefärbte Zunge. Es handelt sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche.
Das Blauzungevirus wird durch Mücken übertragen. Für Menschen besteht keine Ansteckungsgefahr. Fleisch- und Milchprodukte können problemlos konsumiert werden, wie Landwirt Daniel Rickenbacher, im OK zuständig für die Einteilung der Tiere und den Katalog, bestätigte.
Drei Kuh-Rassen seit 1990
Seit 1990 werden in Diegten an der Viehschau die Züchtungen von drei Rassen zusammen gezeigt und bewertet. Es sind dies die Rassen Holstein (Rot/Schwarz/Red-Holstein), Swissfleckvieh und Braunvieh original. OK-Präsident und Landwirt Ueli Loosli zeigte sich erfreut über die Schönheit der in Diegten gezeigten Tiere, auf welche die Züchter zu Recht stolz sind. Die gute Qualität der Tiere entspreche der einer nationalen Schau. Loosli: «Wir hier in Diegten sind bei der Qualität der Tiere, gesamtschweizerisch betrachtet, relativ weit vorne.» Zudem sei das OK ein «gut eingespieltes Team», was bei den Schauen ein grosser Vorteil sei.
Auf zwei runden, mit Heu versehenen Flächen konnten die Züchter ihre Tiere den Richtern vorführen. Einer der Richter, Dylan Dumas aus Walruz (FR), zollte in seiner Beurteilung der Tiere den Züchterinnen und Züchtern generell viel Lob.
Klare Kriterien
Welche Kriterien gelten für die Bewertung einer Kuh? Daniel Rickenbacher erklärt: Es zählen im Wesentlichen das Format, das Euter, die Zitzen, gerade Beine (keine «Reiterbeine») und Füsse, die nicht nach aussen gerichtet sein dürfen. Apropos Euter: Es gab neben dem Rangieren der Altersgruppen mit anschliessender Misswahl beim Swissfleckvieh auch eine «Miss Schöneuter».
Der 25-jährige Jungbauer Adrian Buser aus Hemmiken betreibt in dritter Generation mit seinem Vater den «Buser Holstein»-Hof. Er ist stolz auf seine rot-schwarzen Holsteiner Kühe und ist sich bewusst, dass sich die Landwirtschaft weiterentwickeln muss – auch in Sachen Ökologie. Das Land der Familie weise bereits heute rund 20 Prozent an unberührter Ökologie-Fläche auf, wo die Artenvielfalt gefördert werde. Ein angemessener Ackerbau sei aber zur Sicherstellung von ausreichend Futter für die eigenen Tiere notwendig. Hier gelte es, eine gesunde Balance zu halten, erklärt Buser. Der «Buser Hof» zählt rund 20 Kühe, 12 Rinder (Nachzucht, zum Teil auswärts aufwachsend) und im Hauptbetrieb rund 90 Mastkälber.
Erfolgreiche Zucht
Fabian Dettwiler ist seit rund zehn Jahren als Tierzuchtlehrer am Ebenrain-Zentrum tätig und im Zweitberuf erfolgreicher Landwirt in Wintersingen. Er hält 13 Kühe, verfügt über 14 Hektaren Land und 20 Hektaren Rebland. Über drei seiner Kühe konnte er am Samstag besonders erfreut sein: Eine Kuh wurde Miss Holstein Rot/Schwarz, eine zweite Vize-Miss und eine dritte Kuh Vize-Miss in der Kategorie Schöneuter-Bewertung. Seine zwei Kinder Lynn und Reyan waren mit Freude dabei. Dass Dettwiler an eine prosperierende, moderne Landwirtschaft auch in Zukunft glaubt, liegt auf der Hand.
Die Siegertiere
fra. Siegertiere an der diesjährigen Viehschau in Diegten sind:
Miss Holstein Rot/Schwarz: Kuh Maniola von Fabian und Céline Dettwiler, Wintersingen; Vize-Miss Holstein Rot/Schwarz: Kuh Jolieann Rae vom gleichen Stall; Schöneutersiegerin Rot/Schwarz: Kuh Kamerun von Armin Odermatt, Liesberg; Vize-Schöneutersiegerin Rot/Schwarz: Nochmals Kuh Jolieann Rae von Fabian und Céline Dettwiler, Wintersingen.
Miss Swissfleckvieh: Kuh Flote der Familie Mohler, Zunzgen. Vize-Miss Swissfleckvieh: Kuh Kanada (Zucht Hamilton). In der Kategorie Schöneuter Swissfleckvieh erlangte die Kuh Kanada (Zucht Hamilton) den Missen-Status, die Kuh Kora (Zucht Fiorino) den Vizemiss-Titel. Bemerkenswert: Sämtliche am Samstag in Diegten gezeigten Tiere der Kategorie Swissfleckvieh gehören der Familie Mohler in Zunzgen.
Zur Miss Genetik Braunvieh (Leistung der Kuh, Qualität für höchste Züchtung) wurde die Kuh Buffy von Gody und Marco Bachmann aus Seewen ernannt. Neue Miss Braunvieh ist die Kuh Amelia, die Vize-Miss Kuh Bijou, beide ebenfalls aus dem Stall von Gody und Marco Bachmann. Miss Schöneuter wurde beim Braunvieh die Kuh Amelia von Gody und Marco Bachmann, Seewen. Zur Vize-Miss Schöneuter wurde die Kuh Perla P von Thomas Aregger, Läufelfingen, gekürt.