Italienische Blicke, ein Schiri-Fanklub und keine fl iegenden Bierbecher
Heinz Degen
Bei der ersten Verlosung der Uefa habe ich vier Tickets für den Achtelfinal in München erhalten. Im Laufe des Turniers sinkt die Anzahl ...
Italienische Blicke, ein Schiri-Fanklub und keine fl iegenden Bierbecher
Heinz Degen
Bei der ersten Verlosung der Uefa habe ich vier Tickets für den Achtelfinal in München erhalten. Im Laufe des Turniers sinkt die Anzahl Möglichkeiten stetig, welche Paarung es sein wird. Am letzten Vorrundenspieltag die Auflösung: Sieger der Gruppe E, Rumänien (und nicht wie erwartet Belgien), gegen einen der vier besten Dritten – Holland! Die Vorfreude steigt. Vor allem auf die holländischen Fans!
Für einmal wird die Reise zum Spiel mit dem Privatauto in Angriff genommen. Mit dabei: die Kollegin, mit der ich schon bei der EM 2016 Spiele besucht habe. Da damals beide Partien 0:0 endeten, ist ihr grösster Wunsch: Tore! Ihr Bruder, der sein Auto zur Verfügung stellt, fährt uns bequem bis ins Parkhaus beim Stadion. Der Dritte im Bunde ist ein junger regionaler Fussballer, der den Ausflug von uns geschenkt bekommen hat. Er ist dafür zuständig, uns taktische Finessen auf dem Spielfeld zu erklären.
Vor dem Spiel stärken wir uns bei einem Italiener. Dies ist nicht unproblematisch, trägt doch die Hälfte unseres Quartetts ein Schweizer Dress. Wir ernten zwar ein paar verwunderte Blicke des Personals, aber ansonsten verläuft der Aufenthalt bestens und wir bekommen sogar etwas zu essen! Auf der Rückfahrt zum Stadion stehen wir in der U-Bahn mitten in den rumänischen Fans, eingepfercht wie die sprichwörtlichen Sardinen in ihren Büchsen. Und – welch ein Zufall – der am nächsten stehende Rumäne spricht Deutsch und wohnt in Basel!
Dann endlich das Spiel. Als die Teams auflaufen, bin ich ziemlich irritiert. Elf gelbe Rumänen, klar, aber dann: elf dunkelblaue Holländer und drei in Orange gekleidete Unparteiische, und ein Drittel des Stadions leuchtet orange!? Ist das der Fanklub des deutschen Schiedsrichters Felix Zwayer? Ein nicht fussballkundiger Besucher könnte tatsächlich auf diese Idee kommen. Wir amüsieren uns sehr über die Tatsache, dass die Spielleiter auf die Idee gekommen sind, in dieser Partie orange Dress zu tragen.
Da wäre ja noch der Spielverlauf: Zehn Minuten powern die Rumänen, doch dann übernehmen die Holländer das Zepter und siegen klar und verdient 3:0. Und das Schönste daran: Meine Kollegin hat drei Tore gesehen und bei keinem Treffer flogen (volle) Bierbecher.
Diese Unsitte, die in der Schweizer Fanszene Einzug gehalten hat, scheint man hier Gott sei Dank noch nicht zu kennen.
Heinz Degen hat nicht nur als Fussballer, Trainer, Klub-Funktionär, «Volksstimme»- Berichterstatter und Fan Tausende Stunden auf den Fussballplätzen der Region verbracht. Auch den Profis schaut der Gelterkinder gerne live zu. Die EM 2024 ist Degens achter Fussball-Grossanlass im Stadion.
Die EM hautnah
vs. Nur rund 2 Kilometer ist das Oberbaselbiet an den nördlichsten Zipfeln von Deutschland entfernt. Entsprechend lassen es sich einige Fussball-Fans aus dem «Volksstimme»-Gebiet nicht nehmen, die Europameisterschaft beim «grossen Nachbarn» live zu verfolgen. Die «Volksstimme» präsentiert im Verlauf der EM sporadisch Erlebnisse von Oberbaselbieter EM-Fahrern.