Berlin: Wie Geburtstag und Weihnachten zusammen
Aufgewachsen in einer sportbegeisterten Familie, überlegten mein Bruder und ich nicht lange, was wir unserem Göttibub respektive Neffen auf den 18. Geburtstag Mitte Juni schenken sollen: Ein Städtetrip ...
Berlin: Wie Geburtstag und Weihnachten zusammen
Aufgewachsen in einer sportbegeisterten Familie, überlegten mein Bruder und ich nicht lange, was wir unserem Göttibub respektive Neffen auf den 18. Geburtstag Mitte Juni schenken sollen: Ein Städtetrip inklusive Besuch eines Fussballspiels. Zeit und Ort liessen wir offen, weil unsere Terminkalender sowieso schon prallvoll sind. Als sich dann aber die Schweizer Nati für den EM-Achtelfinal qualifizierte, war für uns klar: Wir fahren nach Berlin!
Schnell wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Tickets, Hotel und ein wenig freie Zeit zu organisieren – und dann ging am sehr frühen Samstagmorgen bereits eine lange Autofahrt los. Nach einer einwandfreien Reise kamen wir schon kurz vor dem Mittag in Berlin Charlottenburg an und fanden gleich die wohl beste Pizzeria der Stadt. Mehr dazu später.
Mit der S-Bahn fuhren wir mit einer immer grösser werdenden Gruppe von gleichgesinnten Schweizern und Italienern in Richtung des geschichtsträchtigen Olympiastadions. Die Stimmung war dem Wetter entsprechend sonnig, friedlich und einfach schön.
Zum Spiel: Unsere Nati spielte von Beginn weg klug und solide. Mit der Achse Sommer, dem Wachturm Akanji und dem Zentrum Xhaka, der zum Glück mit Schmerzmitteln auf die Zähne biss und durchspielte, war es eine sehr einseitige Sache, und spätestens als sich die Fans der Azzurri schon 10 Minuten vor Schluss auf den Heimweg machten, hätten wir uns in der Nachbetrachtung fast ein wenig mehr Gegenwehr gewünscht. In dem Augenblick aber war nur unerwartet ausgelassenes Feiern und Geniessen angesagt. Anschliessend ging es zurück zu unserem Lieblingsitaliener in Charlottenburg, wo wir das Abendspiel von Deutschland anschauen konnten. Der weiterhin fröhliche Pizzaiolo outete sich mit dem letzten Grappa auch noch als Orakel und meinte, die Schweiz wird gegen Deutschland im Final stehen und 3:0 gewinnen. Das wäre dann wohl wie Geburtstag und Weihnachten zusammen – und träumen ist bekanntlich erlaubt.
Zudem: Das Brainstorming für Sätze auf die Pappkartons wurde im Vorfeld bereits nebenbei, aber nicht minder tiefgründig durchgeführt: Da wir kulinarisch keine Ansätze von Erfolg sahen, einigten wir uns in Anlehnung an die unbeugsamen Gallier mit Asterix und Obelix gegen Rom auf «unseren Winkelried» Yakin als Cäsar. Am Schluss kam ein einfaches «Ave Muri» raus – und dies ganz ohne künstliche Intelligenz. Zudem kam ein zweites Exemplar mit dem bisher bescheiden ausgefallenen meteorologischen «Sommer» als Schrei der Hoffnung, dass er am 14. Juli (dem Tag des Finals) nach Berlin zurückkommen möge.
Olivier Vogt (42) ist aufgewachsen in Niederdorf und lebt in Basel. Er ist grosser Sportfan und ist seit seiner Kindheit (das Shirt ist von 1994) – und wohl auch aufgrund fehlender internationaler Spiele des FC Basel – nun mit der Schweizer Nationalmannschaft unterwegs.
Die EM hautnah
vs. Nur rund 2 Kilometer ist das Oberbaselbiet an den nördlichsten Zipfeln von Deutschland entfernt. Entsprechend lassen es sich einige Fussball-Fans aus dem «Volksstimme»-Gebiet nicht nehmen, die Europameisterschaft beim «grossen Nachbarn» live zu verfolgen. Die «Volksstimme» präsentiert im Verlauf der EM sporadisch Erlebnisse von Oberbaselbieter EM-Fahrern.