Es geht um die Wurst
01.12.2023 RickenbachZwei Tage lang wird «im Turm» geramst
Vor bald 30 Jahren gründeten sechs junge Rickenbacher den Verein «Star Six» in der Absicht, das Kulturangebot des Dorfes über die Chlauseparty hinaus auf die ganze Bevölkerung auszudehnen. Zwei Tage dauert der ...
Zwei Tage lang wird «im Turm» geramst
Vor bald 30 Jahren gründeten sechs junge Rickenbacher den Verein «Star Six» in der Absicht, das Kulturangebot des Dorfes über die Chlauseparty hinaus auf die ganze Bevölkerung auszudehnen. Zwei Tage dauert der Anlass mit Ramsen und Raclette, jeder ist willkommen.
Otto Graf
Was vor Jahren und Jahrzehnten jeweils im Dezember den Beizen volle Gaststuben bescherte, hat heute fast schon Seltenheitswert: das Ramsen. Das Preisjassen nach speziellen Regeln findet nur noch sporadisch in wenigen Lokalen statt. Diesem Trend stellt sich der 1997 gegründete Verein «Star Six» entgegen – erfolgreich, wie die nachstehende Story zeigt. Sechs, der Vereinsname lässt es erahnen, junge Männer taten sich vor gut einem Vierteljahrhundert mit der Absicht zusammen, dem Dorfleben zusätzlichen Schub zu verpassen.
«Es lief zu wenig im Dorf. Wir wollten neben der Chlauseparty etwas für das ganze Dorf bieten, nicht nur für die Jungen», erinnert sich der ehemalige langjährige Präsident Patrick Nefzger an die Gründungszeit. Also stellten die initiativen Leute vor über 20 Jahren ein Jassturnier auf die Beine. Anfänglich wurde in einem Schopf geramst. Wegen der hohen Heizkosten in jenem Lokal zügelte der Anlass bald ins Schützenhaus.
Wie dem «Kontakt», dem Mitteilungsblatt der Gemeinde, unter dem Titel «Ramsen und Racletteplausch» zu entnehmen ist, geht heuer der Anlass im Turm bei der Mehrzweckhalle über die Bühne. Der Event erstreckt sich über zwei Tage, nämlich morgen Samstag, 2. Dezember, ab 18 Uhr, und am Sonntag, 3. Dezember, ab 11 Uhr. Angesprochen sind auch Familien. Die Nichtjassenden können sich dabei am Racletteplausch vergnügen.
Warten auf Karli
Während der Frauenverein Rickenbach am 24. Januar kommenden Jahres ein Jassturnier mit dem «Schieber» durchführt, wird morgen und übermorgen im Turm ausschliesslich geramst. Das heisst, in der Regel ramsen vier Spielerinnen oder Spieler einen Preis aus, auf den sie sich zu Beginn geeinigt und zu gleichen Teilen auch bezahlt haben. Wer zuerst 21 Striche auf der Tafel hat, darf den Preis mit nach Hause nehmen. Dann folgt die nächste Runde mit den gleichen Leuten oder in anderer Zusammensetzung.
Das geht so lange weiter, bis der Gabenrucksack gefüllt – oder das Portemonnaie leer ist. Zu gewinnen gibt es in Rickenbach Honig, Rollschinkli, Salami, Pralinés, Gutscheine und Spirituosen. Eine Gesamtrangliste gibt es nicht, ebenso wenig einen Pechvogelpreis. Eine Anmeldung zum Turnier ist nicht erforderlich. «Das Interesse an unserem Anlass ist nach wie vor vorhanden, auch wenn es etwas nachgelassen hat», gibt Samuel Hilber, der amtierende Präsident, zu verstehen.
Es kämen, sagt er weiter, jeweils gegen 30 Personen, praktisch alles Einheimische, von jung bis alt. Doch wenn es zuvor in der Zeitung steht, könnten es vermutlich heuer mehr sein. Seines Wissens sei bis jetzt noch nie ein Promi gekommen. Dazu Hilber: «Karli Odermatt, der ja in Rickenbach wohnt, wäre bei uns natürlich herzlich willkommen.» Den Anteil des weiblichen Geschlechts schätzt der Präsident auf 40 bis 50 Prozent.
Mittlerweile zählt der Dorfverein 23 Mitglieder, die sich in Aktive, Passive und Ehrenmitglieder aufteilen. Zum Kerngeschäft des Vereins gehört auch, wie oben angetönt, die Chlauseparty, die heuer am kommenden Freitag und Samstag, 8. und 9. Dezember, über die Bühne geht. Der Mitgliederbeitrag beziffert sich auf 15 Franken pro Jahr. Zum Jahresprogramm gehören auch das Skiweekend und der Vereinsausflug.
Klare Spielregeln beim Ramsen
og. Jede Spielerin oder jeder Spieler erhält fünf Karten. Ausserdem liegen fünf Karten verdeckt, «der Blinde», auf dem Tisch. Die verbleibenden Karten bilden den «Stock». Dessen oberste Karte kehrt der Geber um. Sie bestimmt den «Trumpf». Nun entscheidet jede Person der Reihe nach, ob sie «mitkommt», ob sie passen will oder ob sie ihr Blatt gegen den «Blinden» austauschen möchte. Wer sich für den «Blinden» entscheidet, kann nicht mehr passen. Schliesslich kann der Geber, sofern er mitkommt, eine beliebige Karte aus seinem Blatt gegen die Trumpfkarte auf dem Stock austauschen. Beim Spielen gilt Farbpflicht. Es muss zwingend eine Karte der ausgespielten Farbe gegeben werden. Wer nicht «farben» kann, muss mit einer Trumpfkarte «stechen» oder «untertrumpfen».
Die höchste Trumpfkarte ist das Ass. Jeder Stich ergibt einen Punkt. Wer mitspielt und keinen Stich macht, kassiert einen «Sagbock». Das sind fünf Minuspunkte. Wer zuerst 21 Punkte auf der Tafel hat, gewinnt den zuvor bestimmten Naturalpreis.