«Es brodelt in der Gemeinde»
29.04.2025 OberdorfReferendumskomitee gegen Kunstrasenersatz doppelt bei Medienorientierung nach
Während andere Vereine kein Geld erhielten, bekomme der FC Oberdorf jährlich einen grossen Beitrag von der Gemeinde, habe die Mitgliederbeiträge aber reduziert und keine Rückstellungen ...
Referendumskomitee gegen Kunstrasenersatz doppelt bei Medienorientierung nach
Während andere Vereine kein Geld erhielten, bekomme der FC Oberdorf jährlich einen grossen Beitrag von der Gemeinde, habe die Mitgliederbeiträge aber reduziert und keine Rückstellungen für den anstehenden Ersatz des Kunstrasens gemacht, so das Referendumskomitee.
Thomas Immoos
Gleich zu Beginn der zweiten Medienorientierung des Referendumskomitees gegen den Ersatz des Oberdörfer Kunstrasens am Donnerstag brachte Präsident Urs Vollmer seine Position auf den Punkt: «Die Gemeinde Oberdorf kann sich diesen Betrag nicht leisten.» In den kommenden Jahren werde die Verschuldung der Gemeinde stark anwachsen: von 5 auf 19 Millionen Franken. Deshalb habe das Komitee schon unmittelbar nach der «denkwürdigen» Gemeindeversammlung im Dezember mit mehr als 140 Stimmberechtigten begonnen, Unterschriften gegen den Kredit von 530 000 Franken für einen neuen Kunstrasen auf dem Sportplatz z’Hof zu sammeln. In kurzer Zeit sind 356 Unterschriften zusammengekommen; nötig gewesen wären lediglich deren 150 (die «Volksstimme» berichtete).
Komitee-Mitglied Thekla Beutler wies darauf hin, dass es in Oberdorf andere Vereine gibt, die ebenfalls vieles für Kinder und Jugendliche unternehmen und kein oder wenig Geld von der Gemeinde erhielten. Ausserdem seien 60 Prozent der Aktiven des FCO Oberdorf Auswärtige. In den vergangenen Jahren habe der FCO jährlich zwischen 40 000 und 72 000 Franken erhalten, verbunden mit der Auflage, dem Gemeinderat jeweils die Jahresrechnung des Vereins vorzulegen. Dem Gemeinderat sei aber regelmässig nur die Auflistung über die Verwendung der Gemeindebeiträge zugestellt worden. Als das Komitee Unterschriften für das Referendum sammelte, «hat sich gezeigt, dass es in der Gemeinde wegen dieser Beiträge brodelt».
Ihr Kollege Reto Schäfer kritisierte am Verhalten des FCO, dass dieser ohne Grund die Jahresbeiträge für die Vereinsmitglieder gesenkt habe, obwohl er wusste, dass der bestehende Kunstrasen nach 15 Jahren ersetzt werden muss: «Man hat darauf verzichtet, Rückstellungen für den Ersatz des Kunstrasens zu machen.» Der Club habe offenbar darauf vertraut, dass die Gemeinde weiterhin das dafür erforderliche Geld zur Verfügung stellen werde. Auch stünden weitere Begehren des Vereins im Raum: Der FCO fordere einen neuen Abstellplatz, eine neue Ersatzspielerbank und neue Alu-Goals.
Kunstrasen hat 18. Mai «für sich»
Für Christoph Kissling bringt der FC Oberdorf zu wenig Eigenmittel für den Kunstrasen auf. Die entsprechenden Zusagen beliefen sich auf lediglich 50 000 Franken, während die Gemeinde den Löwenanteil finanziert. Weitere kleine Beiträge kommen von den umliegenden Gemeinden. Als der aktuelle Kunstrasen 2007 installiert wurde, zahlte die Gemeinde einen Anteil von 15 Prozent an die Kosten. «Und nun sind es 69 Prozent», fasste Kissling die Haltung des Komitees zusammen.
Die Mitglieder des Referendumskomitees halten fest: «Wir haben nichts gegen den FCO.» Sie seien einfach besorgt wegen der Gemeindefinanzen und der steigenden Steuerlast. Bei einem Steuersatz von 65 Prozent sei der Spielraum für allfällige Steuererhöhungen klein – und die Bereitschaft dazu wohl auch gering. Das Komitee will verhindern, dass der Gemeinde Ähnliches blüht wie der Nachbargemeinde Waldenburg, wo der Regierungsrat mit der Bedingung eingriff: Steuersatz erhöhen oder die «Badi» schliessen.
Da in Oberdorf dringend notwendige Investitionen, etwa die Sanierung des Schulhauses, der Grund für die steigende Verschuldung seien, steht für das Komitee fest: «Die Gemeinde Oberdorf kann sich die Finanzierung des neuen Kunstrasens nicht leisten.» Das letzte Wort haben die Stimmbürgerinnen und -bürger am 18. Mai an der Urne. Obwohl keine kantonalen oder nationalen Abstimmungen stattfinden, dürften aufgrund des emotionalen Themas – und des vom Referendumskomitee ausgemachten «Brodelns» – zahlreiche Stimmkuverts eingehen.