«Erstaunlich, wie man mit Freiwilligen umgeht»
15.10.2024 SissachNiggi Bärtschi und Sarah Regez haben die Wiederwahl in ihre Kommissionen verpasst. Beide äussern ihr Unverständnis über die Art und Weise, wie sie behandelt wurden: Sie hätten keine Begründung für die verpasste Wahl erhalten. Auch von politischen Machtspielen ...
Niggi Bärtschi und Sarah Regez haben die Wiederwahl in ihre Kommissionen verpasst. Beide äussern ihr Unverständnis über die Art und Weise, wie sie behandelt wurden: Sie hätten keine Begründung für die verpasste Wahl erhalten. Auch von politischen Machtspielen ist die Rede.
Janis Erne
Verkehr, Kultur, Sport, Bauen und vieles mehr: Rund 20 Kommissionen gestalten das gesellschaftliche und politische Leben in Sissach mit. Die Kommissionen beraten den Gemeinderat und geben ihm Empfehlungen ab. Am 25. September wurden die Kommissionsmitglieder für die nächste vierjährige Amtsperiode gewählt. Diese beginnt am 1. Januar. Wahlgremium ist jeweils der Gemeinderat und die Gemeindekommission.
Was eigentlich eine Routineangelegenheit ist, hallt nun aber knapp drei Wochen später noch nach. So wurden engagierte Mitglieder nicht wiedergewählt, obwohl sie sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung gestellt hatten. Das allein ist schon ungewöhnlich. Hinzu kommt der Vorwurf von verschiedenen Seiten, die Kommunikation sei stillos erfolgt. Die Beispiele Niggi Bärtschi und Sarah Regez legen dies nahe.
Per Brief mitgeteilt
Bärtschi – seit vier Jahren Mitglied der Bau- und Planungskommission (BPK) – wurde durch ein neues Mitglied ersetzt. Anzeichen dafür gab es für ihn keine. Eine offizielle Begründung für seine Nicht-Wiederwahl hat er auch nicht erhalten. Per Brief wurde ihm lediglich mitgeteilt, dass er nicht wiedergewählt worden sei. «Ich bin sehr erstaunt, wie man mit Freiwilligen umgeht», sagt Bärtschi.
Er sei ein aktives Mitglied der BPK und habe sich über die Jahre tief in die Materie eingearbeitet, um auch kritische Fragen stellen zu können. Es sei schade, dass sein Wissen nun ohne Not über Bord geworfen werde. Bärtschi findet, dass man mit der Freiwilligenarbeit sorgfältig umgehen müsse und sie nicht für Machtpolitik missbrauchen dürfe. «Gewissen Personen im Gemeinderat und in der Gemeindekommission fehlt es leider etwas an Sozialkompetenz», sagt Bärtschi, der dem Bürgerrat angehört. Ehrenamtliche Arbeit für die Einwohnergemeinde will er bis auf weiteres nicht mehr leisten.
Bereits im Juni dieses Jahres hatte es ähnliche Irritationen gegeben. Damals war Elvira Graf (Stechpalme) als einziges bisheriges Mitglied bei der Neubesetzung der lange Zeit inaktiven Arbeitsgruppe Parkraumbewirtschaftung übergangen worden. Graf vermutete, dass der zuständige Gemeinderat Stephan Marti, der dem bürgerlichen Verein Pro Sissach angehört, ein Problem mit ihr habe (die «Volksstimme» berichtete).
Noch kein Nachfolger
Der zweite aktuelle Fall betrifft Sarah Regez (SVP). Das Mitglied der Betriebskommission Begegnungszone wurde wie Bärtschi nicht wiedergewählt. Im Gegensatz zu Bärtschi steht für Regez jedoch kein Nachfolger zur Verfügung, weshalb die Gemeinde derzeit ein neues Kommissionsmitglied sucht. Die Gründe für ihre Nicht-Wiederwahl sind unklar. Regez sagt, sie habe beim Gemeinderat nachgefragt und eine nichtssagende Antwort ohne Begründung erhalten. «Es handelt sich offensichtlich um ein parteipolitisches Machtspiel», so Regez. Sie wolle sich weiterhin für das Wohl der Sissacher einsetzen.
Gemeinderat Stephan Marti, welcher der Betriebskommission Begegnungszone vorsteht, erklärt auf Anfrage, dass es sich um eine normale Wahl gehandelt und sich die Mehrheit gegen Regez entschieden habe. Es sei normal, dass Wahlresultate den einen passen und den anderen nicht. Gemeindepräsident Peter Buser (Stechpalme) wollte sich zu den jüngsten Kommissionswahlen nicht äussern.
Neben der Betriebskommission Begegnungszone, für die Stand 8. Oktober niemand kandidiert, gibt es Vakanzen in der Kulturkommission (1 Sitz, 1 Kandidatur), im Schulrat der Regionalen Musikschule (2 Sitze, keine Kandidaturen), im Sekundarschulrat (1 Sitz, 1 Kandidatur), in den beiden Wahlbüros (2 Sitze, keine Kandidaturen) sowie in der Wasserund Kanalisationskommission (2 Sitze, keine Kandidaturen). Interessierte Personen können sich bis am 25. Oktober bei der Gemeindeverwaltung melden.