«Engagement über das Ich hinaus»
29.04.2025 SissachZwei Gäste mit vielen Parallelen im Ueli-Mäder-Talk
Für einmal war das «Cheesmeyer» nicht bis auf den letzten Platz besetzt. Dafür lernte das Publikum zwei Gäste kennen, die auf unterschiedliche Weise an einer besseren Welt arbeiten: Politikerin ...
Zwei Gäste mit vielen Parallelen im Ueli-Mäder-Talk
Für einmal war das «Cheesmeyer» nicht bis auf den letzten Platz besetzt. Dafür lernte das Publikum zwei Gäste kennen, die auf unterschiedliche Weise an einer besseren Welt arbeiten: Politikerin Cécile Bühlmann und Epidemiologe Marcel Tanner.
Jürg Gohl
«Gesundheit» steht auf der Packung, doch drin steckt viel, viel mehr. In der monatlichen Gesprächsreihe von Soziologieprofessor Ueli Mäder im Sissacher «Cheesmeyer», die er, so Gastgeber Kaspar Geiger, «mit einer bemerkenswerten Regelmässigkeit» durchführt, war am vergangenen Donnerstag das Thema «Umwelt, Gesundheit» angekündigt. Diskutiert wurde aber über weit mehr. Pianist Lukas Rickli bettete den Anlass musikalisch ein – eine Wohltat nach den emotionalen Voten.
Das Publikum lernte zwei eindrückliche Persönlichkeiten kennen: Die frühere Grünen-Nationalrätin und Fast-Bundesrätin Cécile Bühlmann (75, Luzern), die sich – unter anderem – als Feministin für den Umweltschutz, gegen Rassismus und in der Friedensförderung engagierte. Sowie den Basler Epidemiologen Marcel Tanner (73), den sein früherer Schulund Professorenfreund Ueli Mäder als «halben Oberbaselbieter» und «Pionier der globalen Gesundheit» vorstellte.
Die Biografien der beiden weisen erstaunliche Parallelen auf: Er ist in der Breite in Basel (und bei seinen Grosseltern in Diegten) aufgewachsen, sie auf dem Land in Sempach. Beide stammen aus wenig privilegierten Familien und waren so nicht für eine höhere Ausbildung vorgesehen. Gleichwohl können sie heute auf ein riesiges Palmarès zurückblicken, auch wenn sie ihre Hände noch lange nicht in den Schoss zu legen bereit sind.
Darüber hinaus eint die Gäste auch ihr unermüdlicher Einsatz für die breite Bevölkerung. Tanner belegte das mit der Feststellung, im globalen Süden weit mehr Ärzte ausgebildet zu haben als in Europa. «Geht zu den Menschen, nicht zu den Ministern!», lautete eines der Credos von Marcel Tanner, «blyybet gwundrig!». Auch Cécile Bühlmann hielt einen ansteckenden Appell an das Publikum parat: «Engagiert euch! Zeigt Engagement über das Ich hinaus.»
Anstrengungen und Lösungen seien auch in der Gesundheit, dem eigentlichen Thema des Abends, dringend nötig. Cécile Bühlmann wies in diesem Zusammenhang auf neue Herausforderungen hin: «Der Klimawandel und die Umweltverschmutzung bedrohen unsere Gesundheit in einem nie dagewesenen Mass», sagte sie. «Die derzeitigen Kriege belasten unsere Psyche zusätzlich.»
Die Jugend hat zu kämpfen
Gesundheitsstatistiken belegen tatsächlich, dass gerade unter Jugendlichen Depressionen stark zunehmen, weil ihre Perspektiven weit düsterer sind als jene des Durchschnittsgasts im «Cheesmeyer», als der noch in ihrem Alter steckte. «Ein paar wenige Wahnsinnige dieser Welt wollen das so», fügte die Politikerin an, die sich wie Tanner gegen den Schweizer Föderalismus «mit seinen 251 Spitälern» ausspricht.
Tanner, seines Zeichens auch noch Präsident des Fördervereins der Universität Basel, spricht sich im Gegenteil für ein globales Handeln in der Gesundheit, interdisziplinäres Forschen, eine breitere, stärkere Prävention und gegen das «Silo»-Denken aus. Nur – woher schöpfen die beiden Gäste bei der aktuellen Weltlage ihre Zuversicht? Sie verweisen auf viele kleine Zeichen des Trotzes und rechnen fest mit dem Engagement der Leute, sich weltweit für eine bessere Zukunft einzusetzen.
Nächster Anlass der Gesprächsreihe von Ueli Mäder: «Klima, Vegetation und Kommunikation», Mittwoch, 28. Mai, 19 Uhr, «Cheesmeyer», Sissach. Gäste sind die Reporter Rocio und Daniel Puntas.