Einmal um die Welt gefahren
04.04.2025 WaldenburgFreiwilliger Fahrdienst ist stark gefragt – Wechsel im Präsidium
Im Baselbiet gibt es 22 Fahrdienstvereine, die 34 Gemeinden abdecken. Der Freiwillige Fahrdienst Waldenburgertal deckt neun Gemeinden bzw. das Einzugsgebiet des Altersheims Gritt in Niederdorf ab. Die Nachfrage ...
Freiwilliger Fahrdienst ist stark gefragt – Wechsel im Präsidium
Im Baselbiet gibt es 22 Fahrdienstvereine, die 34 Gemeinden abdecken. Der Freiwillige Fahrdienst Waldenburgertal deckt neun Gemeinden bzw. das Einzugsgebiet des Altersheims Gritt in Niederdorf ab. Die Nachfrage nach kostengünstigen Transportmöglichkeiten steigt.
André Frauchiger
Der Freiwillige Fahrdienst Waldenburgertal besteht seit sieben Jahren. Zu Beginn zählte der Fahrdienst 15 ehrenamtliche Fahrer, die mit ihren Privatfahrzeugen im ersten Jahr 317 Fahrten durchführten. Ende vergangenen Jahres waren es bereits 35 Fahrer, die im vergangenen Jahr insgesamt 1585 Aufträge erfüllten. Dabei wurden allein für das Alterszentrum Gritt in Niederdorf 374 Fahrten durchgeführt, davon 62 mit dem zentrumseigenen Rollstuhl-Transporter. Wichtig bei den Fahrten für das «Gritt» sind auch die Begleitpersonen, die sich um das Wohl der Kundinnen und Kunden kümmern.
Sämtliche Fahrten des Freiwilligen Fahrdienstes Waldenburgertal müssen aus organisatorischen Gründen 48 Stunden im Voraus bestellt werden. Im Bedarfsfall zeigt sich die Organisation – immer im Rahmen des Möglichen – flexibel. Wichtig: «Der Freiwillige Fahrdienst Waldenburgertal transportiert nicht nur Betagte und Behinderte, sondern sämtliche Personen, die einen kostengünstigen Transport benötigen», wie die scheidende Vereinspräsidentin Verena Kugler aus Oberdorf festhält. Personen werden zum Beispiel für Spital- und Arztbesuche oder für die Erledigung von Einkäufen gefahren. Unter den Fahrgästen waren auch schon Kleinkinder, die von zu Hause in die Kita gefahren werden mussten.
Hölstein ist am grosszügigsten
Der Verein erhält keine Subventionen vom Kanton. Er kann bisher auch auf keine grossen Sponsorengelder zählen. Unterschiedlich grosse Beiträge leisten die neun Gemeinden des Waldenburgertals – gestützt auf die vom Freiwilligen Fahrdienst Waldenburgertal gelieferten Statistiken über die erbrachten Fahrdienstleistungen. Am grosszügigsten ist die Gemeinde Hölstein gegenüber ihren AHV- und IV-Bezügern: Sie übernimmt bei jeder Fahrt 10 Franken.
Als grosszügig gegenüber dem Verein erweise sich auch die Reformierte Kirchgemeinde Langenbruck-Waldenburg-St. Peter, wie Verena Kugler unterstreicht: Die Kirche führt sonntägliche Kollekten-Sammlungen für den Freiwilligen Fahrdienst Waldenburgertal durch.
Die Fahrten kosten pro Kilometer in der Regel 1 Franken. Das deckt knapp die Unkosten der Privatfahrzeuge. Eine Fahrt vom Alterszentrum Gritt in Niederdorf nach Liestal und retour kostet also 30 Franken, was im Vergleich zu Taxi-Tarifen als günstig bezeichnet werden kann. Das ist nur möglich dank der ehrenamtlichen Arbeit aller Beteiligten, also Fahrern und Administration in der Zentrale.
Mit einem neuen Bestellformular für die Fahrten will das Alterszentrum Gritt den personellen Aufwand reduzieren. Neu soll jede Abteilung des Heims den gewünschten Fahrauftrag selbst ausfüllen können. Die Mitarbeitenden am «Gritt»- Empfang prüfen diese Eingaben und leiten sie an den Transportdienst weiter. Dabei gilt absoluter Datenschutz, denn Fahrdienstleistende müssen aus Sicherheitsgründen während des Transports über den Gesundheitszustand ihrer Fahrgäste Bescheid wissen, um im Bedarfsfall richtig reagieren zu können.
Grosse Solidarität
Präsidentin Verena Kugler ist an der kürzlichen Generalversammlung des Vereins zurückgetreten. Sie engagiert sich weiterhin für den Freiwilligen Fahrdienst in der Zentrale und als Fahrerin. Ihr Nachfolger im Präsidium ist Stephan Bär aus Hölstein. Kuglers Wunsch ist, dass der Verein weiterhin «auf sozialen Werten und der Überzeugung basiert, etwas an die Mitmenschen weiterzugeben». Die «konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit» im Verein sei in all den Jahren ihres Präsidiums vorzüglich gewesen. Sie hatte auch bei kurzfristigen Anfragen kein Problem, einen Fahrer zu finden – nicht einmal an Wochenenden. Die Solidarität im Verein und die Hilfsbereitschaft gegenüber den Kunden seien nach wie vor gross.
Wichtig ist Kugler die «laufende Weiterbildung» der Vereinsmitglieder im Betreuungsbereich, auch über Kursangebote beim Roten Kreuz Baselland. Dies müsse unbedingt beibehalten werden, ebenso Fahrtrainings bei Bedarf. Denn die Fahrer des Freiwilligen Fahrdienstes Waldenburgertal leisten einiges: 2024 haben sie rund 42 000 Kilometer für ihre Kundschaft zurückgelegt – «sind also in 2675 Stunden mehr als einmal um die Welt gefahren», wie Verena Kugler vorrechnet.
Fahrer gesucht
fra. Das Rote Kreuz Baselland (SRK) übernahm vor einigen Jahren die Koordination der Freiwilligen Fahrdienste im Baselbiet. Es gibt aber Vereine, die sich nicht dem SRK angeschlossen haben und den Fahrdienst eigenständig anbieten. Darunter fällt der Freiwillige Fahrdienst Waldenburgertal. Er will auch Menschen transportieren, die weder im AHV-Alter noch IV-Bezüger sind. Im Interesse der Kundschaft ist er trotzdem auf der Liste des SRK aufgeführt.
Die Koordination des Roten Kreuzes Baselland umfasst 22 Fahrdienstvereine, die 34 Gemeinden abdecken. Schätzungsweise 300 bis 400 Fahrer seien beteiligt. Das Rote Kreuz Baselland geht wie der Freiwillige Fahrdienst Waldenburgertal davon aus, dass in den nächsten Jahren mit einem «steigenden Bedarf» zu rechnen ist. Gesucht werden in allen Vereinen weitere Fahrer, um der zunehmenden Nachfrage gerecht zu werden.