Vocalensemble in der reformierten Kirche

vs. «Die Winterreise» ist ein Zyklus von 24 Gedichten, die Wilhelm Müller schrieb und in den 1820er-Jahren in zwei Ausgaben des damals verbotenen Magazins «Urania» drucken liess. Die Vertonung dieser Gedichte von Franz Schubert wurde seither für verschiedene Versionen bearbeitet.

Die in Sissach vom Vocalensemble Acanthis uraufgeführte ist eine Reise für einen Solisten, ein Tafelklavier und Chor. Sie bleibt dem Original treu, indem nur von Schubert komponierte Noten gespielt und gesungen werden.

Es ist von aussen eine einfache Geschichte: Die Wanderung eines Menschen durch eine gefrorene Natur und Landschaft, während der der Sänger (wie in Selbstgesprächen) mit dem, was er antrifft, spricht. Ein zurückgewiesener, junger Mensch berichtet über seine verlorene Liebe, seinen Weg sowie seine inneren Kämpfe. Er sieht in Krähen, einem Blatt, dem Fluss oder einem Wegweiser ein Gegenüber. Die moderne Bedeutung der Texte über Ausgrenzung und Zweifel eines Menschen bewog das Ensemble, die berühmten Lieder auf eine andere Art wieder aufleben zu lassen und sich so neu daran anzunähern.

Ein paar Worte zur Deutung: Die Wetterfahne auf dem Haus der Geliebten kann man aus dem Text als Zeichen für die Unbeständigkeit der Liebe verstehen: Dass die reiche Familie im Haus wie der «Wind drinnen mit den Herzen spielt», indem sie den jungen Mann abweist. Hingegen gibt es Symbole, die wir aus der Zeit von Schubert verstehen können, als Künstler wie Schubert und Müller die Macht (und Zensur) des Fürsten Metternich infrage stellen wollten. Im Lied «Letzte Hoffnung» zum Beispiel, betrachtet der junge Mann das bunte Blatt, das als unangepasster, farbiger Mensch verstanden werden kann.

Zum letzten Lied über den Leiermann finden sich verschiedene Interpretationen: «Wunderlicher Alter – soll ich mit dir gehen?…», je nachdem, ob dieser alte, unbeachtete Mann als Doppelgänger des jungen Mannes oder als zukünftiger Begleiter gesehen wird. So oder so berührt der Wandel dieses Menschen zutiefst, und er hinterlässt melancholische, aber auch hoffnungsvolle Gefühle: Der Mensch spricht und singt wieder mit seinem Mitmenschen.

«Eine Winterreise» von Franz Schubert.

Samstag, 13. April, 19 Uhr, reformierte Kirche Pratteln;

Sonntag, 14. April; 17 Uhr, reformierte Kirche Sissach.

Eine Winterreise

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title