Eine Tecknauerin läuft auch in diesem Jahr allen davon
03.10.2025 Sport, Weitere SportartenZweiter Laufcup-Sieg in Folge für Xenia Barth
Mit mehr als 8 Minuten Vorsprung hat Xenia Barth den Oberbaselbieter Laufcup gewonnen. Wer ist die 28-jährige Tecknauerin, die mit einer sehbehinderten Läuferin kurzerhand am Jungfrau-Marathon gestartet ist?
Timo ...
Zweiter Laufcup-Sieg in Folge für Xenia Barth
Mit mehr als 8 Minuten Vorsprung hat Xenia Barth den Oberbaselbieter Laufcup gewonnen. Wer ist die 28-jährige Tecknauerin, die mit einer sehbehinderten Läuferin kurzerhand am Jungfrau-Marathon gestartet ist?
Timo Wüthrich
Bereits vor dem Startschuss des Wisenberglaufs vor zwei Wochen sprach vieles dafür, dass Xenia Barth den Oberbaselbieter Laufcup erneut gewinnen würde. Mit einem komfortablen Vorsprung ging die 28-Jährige in das abschliessende Wertungsrennen. «Nachdem ich 2024 den Gesamtsieg geholt und alle drei Wettkämpfe gewonnen hatte, wollte ich diese Leistung wiederholen», erklärte sie im Gespräch mit der «Volksstimme». Das Vorhaben gelang: Die Tecknauerin lief als Erste ins Ziel und sicherte sich den Gesamtsieg – mit mehr als acht Minuten Vorsprung auf die Zweitplatzierte.
Die Läuferin wertet ihren Erfolg als wichtige Bestätigung – obwohl die vergangenen Monate für sie alles andere als einfach verliefen: «Während dieser Saison hatte ich hin und wieder Probleme, drei kleinere Verletzungen sind mir in die Quere gekommen. Dennoch zeigt mir der Gesamtsieg, dass ich auf dem richtigen Weg bin.» Obwohl der Start in die Serie nicht optimal verlief: Beim Zunzger Waldlauf war Barth nach einer Krankheit noch nicht voll leistungsfähig. «Zudem liegt mir diese Strecke nicht – die ersten Meter geht es bergab, das mag ich persönlich nicht.» Anders verhält es sich mit dem Profil des Gelterkinder Waldlaufs: Die Steigung gleich zu Beginn kommt ihr deutlich mehr entgegen: «Dort hatte ich richtig gute Beine – noch bessere als beim Abschluss den Wisenberg hinauf.»
Rennen, reiten …
Barths zweiter Gesamtsieg in Folge wirkt umso eindrücklicher, wenn bedacht wird, dass sie ihre läuferische Karriere erst vor drei Jahren begonnen hat. «Eine Kollegin hat mich damals gefragt, ob ich Lust hätte, in die Laufgruppe des TSV Anwil einzutreten. Kurz zuvor war ich vom Fricktal ins Oberbaselbiet gezogen – da wollte ich Bekanntschaften knüpfen und zugleich eine neue Sportart entdecken», erzählt sie. Vor ihrer Zeit als Läuferin war der Reitsport die grosse Leidenschaft der Tecknauerin: Seit ihrem fünften Lebensjahr sitzt sie im Sattel, bis heute nimmt die 28-Jährige an Wettkämpfen teil – wenn auch mit weniger Ambitionen als beim Laufen.
Dennoch ist sie fast täglich im Stall anzutreffen: «Manchmal gehe ich morgens joggen, damit ich abends noch zu den Pferden kann», sagt Barth. Beide Hobbys nehmen viel Zeit in Anspruch. «Neben meinem 100-Prozent-Job ist es nicht immer leicht, alles unter einen Hut zu bringen.»
Für die Anwältin, die in einer Kanzlei arbeitet, bedeutet Sport in erster Linie Ausgleich: «Wenn ich nach einem Arbeitstag nach Hause komme, will ich abschalten. Dafür eignet sich das Laufen bestens.» Montags und donnerstags trainiert sie mit dem TSV Anwil, gelegentlich absolviert die Gruppe Bahntrainings auf dem Sissacher Tannenbrunn. «Auch wenn ich gerne allein trainiere und dabei Zeit für mich finde, schätze ich den sozialen Aspekt des gemeinsamen Trainings sehr», sagt Barth. Mit einem Schmunzeln fügt sie an: «Erwähnenswert ist, dass die Zweit- und Drittplatzierte des Oberbaselbieter Laufcups ebenfalls Vereinskolleginnen von mir sind. Den einen oder anderen Spruch hat es während der Trainings oder vor den Rennen schon gegeben.»
… führen, radeln und schwimmen
Mit einer Bekanntschaft, die sie über den Anwiler Turnverein gemacht hat, hatte Barth Anfang September ein aussergewöhnliches Vorhaben: Als Guide wollte sie gemeinsam mit der sehbehinderten Banchu Madörin den Jungfrau-Marathon absolvieren. «Nach 30 Kilometern mussten wir abbrechen, da meine Mitläuferin Hüftschmerzen hatte – bereits in der Vorbereitung hatte sie damit zu kämpfen gehabt.» Dennoch sei es eine tolle Erfahrung gewesen. «Da Banchu und ich im vergangenen Winter oft gemeinsam unterwegs waren, hatte ich Erfahrung, wann ich ihr welche Hinweise geben muss. So hat das Zusammenspiel gut funktioniert», erklärt die 28-Jährige.
Für den Lauf hätten beide ein Band benutzen können, um miteinander verbunden zu sein – dies wäre jedoch erst auf den letzten Kilometern zum Einsatz gekommen, wo die Strecke über eine leicht abschüssige Krete führt. Der Tecknauerin zufolge sei klar, dass der Guide über ein höheres Leistungsniveau verfügen müsse als die Begleitperson – denn wenn der leitende Partner am Limit sei, könnte dieser wichtige Informationen nicht mehr übermitteln.
Neben dem Laufsport, dem Reiten und ihrem Engagement als Guide hat die Anwältin mit dem Schwimmen sowie Radfahren noch weitere sportliche Aktivitäten für sich entdeckt. Vor einigen Wochen hat sie in der Ostschweiz ihren ersten Triathlon absolviert, an dem sie gleich den 1. Platz in ihrer Kategorie belegte. «Es macht mir einfach Spass, mich zu bewegen», bringt Barth ihre Motivation auf den Punkt.