Eine pulsierende Kunstmetropole
11.06.2024 WaldenburgDie dritte Ville des Arts ist eröffnet
Aus allen Landesteilen sowie aus dem Ausland sind 40 Kunstschaffen nach Waldenburg angereist. Bis Ende Oktober stellen sie in der Dorfkirche, auf Grünflächen und sogar im Dorfbach ihre Werke aus.
Elmar ...
Die dritte Ville des Arts ist eröffnet
Aus allen Landesteilen sowie aus dem Ausland sind 40 Kunstschaffen nach Waldenburg angereist. Bis Ende Oktober stellen sie in der Dorfkirche, auf Grünflächen und sogar im Dorfbach ihre Werke aus.
Elmar Gächter
Vielleicht war der etwas geringere Publikumsaufmarsch an der samstäglichen Vernissage dem gar unfreundlichen Wetter geschuldet. Die lockere und heitere Stimmung vor dem historischen Altstadttor litt darunter aber nicht. Waldenburg darf sich einmal mehr rühmen, von illustren Werken von namhaften und (noch) weniger bekannten rund 40 Kunstschaffenden bereichert zu werden. 100 Kunstobjekte lassen die Besuchenden in die kreative Welt von Skulpturen, Malerei, Graffiti, Lichtinstallationen oder Videokunst eintauchen.
Auf Plätzen, Grünflächen, in Gassen, in der Kirche und selbst im Dorfbach warten die Objekte aus unterschiedlichsten Materialien darauf, sich von den Betrachtenden ihre Botschaft entziffern zu lassen. Nicht ohne Stolz spricht das Kuratorenteam mit Pt Whitfield, Renato Wellenzohn und Sibylla Dreiszigacker von der grössten und der am längsten dauernden Kunstausstellung in der Nordwestschweiz.
Die Künstlerinnen und Künstler, die aus allen Landesteilen und aus dem Ausland angereist sind, um hier ihre Objekte zu präsentieren, kommen gerne nach Waldenburg. Einer von ihnen ist Marck, ein zeitgenössischer Künstler, der für seine Verbindungen von Skulpturen und Videoinstallationen weltweit bekannt ist. Seine Werke finden sich unter anderem im Museum of Fine Art in Boston und in Art Centers in Seoul oder Istanbul. Er stellt bereits zum dritten Mal in Waldenburg aus. «Eigentlich hätte ich 2020 keine Zeit gehabt, hier teilzunehmen, sondern hatte bereits Ausstellungen in Petersburg, New York und Brasilien vorgesehen. Corona machte aber alle Planung zunichte, und so war ich sehr froh, in Waldenburg auszustellen. Dies hat mich irgendwie moralisch gerettet», hält er gegenüber der «Volksstimme» fest. Und er ist dem Städtchen treu geblieben. «Nicht weil ich hier viel verdienen kann, sondern weil die Stimmung hervorragend ist. Für mich ist diese Ausstellung vor allem etwas für meine Seele. Ich könnte mir auch vorstellten, hier zu leben und zu wirken», sagt der Zürcher, dessen Atelier im Glarnerland beheimatet ist. Marck ist heuer mit seiner Video-Skulptur «Human Watch» vertreten.
Ein spezieller Dorfcharakter
Nicht allein die Kunstschaffenden rekrutieren sich aus fern und nah, sondern auch die Besucherinnen und Besucher. So hat Hansruedi Brändli aus Winterthur es sich nicht nehmen lassen, an der Vernissage teilzunehmen. Er ist das erste Mal in Waldenburg und schwärmt: «Es beeindruckt mich, dass so ein kleines Nest so etwas auf die Beine stellen kann. Ich finde dies grandios.» Auch seine Begleiterin Elisabeth Genner staunt über den speziellen Charakter von Waldenburg und meint: «Man merkt, dass dieses Städtchen lebt.»
Solche Aussagen freuen natürlich auch die Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann. Für sie verwandelt sich Waldenburg einmal mehr in eine pulsierende Kunstmetropole. Die Ausstellung lade zum Staunen, Nachdenken und Träumen ein. «Ville des Arts bringt nicht nur wunderbare Kunstwerke in unsere Mitte, sondern auch eine Atmosphäre von kreativem Austausch und kultureller Vielfalt», hielt sie in ihrer Begrüssungsrede fest. Die Biennale habe für Waldenburg eine grosse Bedeutung. Sie zeige, dass die Gemeinde ein lebendiger und offener Ort sei, der sich der Förderung von Kunst und Unterstützung kreativer Elemente verschrieben habe.
Jedes der Kunstwerke ist auf einem Täfelchen mit dem Namen des Urhebers und der Bezeichnung des Objektes beschriftet sowie mit einem QR-Code versehen. Schade ist, dass dieser mit wenigen Ausnahmen keine näheren Angaben zum Kunstobjekt selber macht. Wer solche Hintergründe erfahren möchte, kann sich Kuratorin Sibylla Dreiszigacker anschliessen, die jeden dritten Sonntag im Monat, erstmals am 16. Juni, ab 14 Uhr durch die Ausstellung führt. Auf Voranmeldung können ab vier Kunstinteressierten auch weitere Führungen stattfinden. Die Ausstellung dauert bis 26. Oktober.