Eine «Once-in-a-Lifetime»-Chance
28.11.2024 SportDie Handball-EM der Frauen findet unter anderem in Basel statt. Trotz der Euphorie beim Schweizer Handballverband gab es auch Herausforderungen. Am schwierigsten war es, als Veranstaltung in die Agenda der Stadt und der Menschen zu kommen.
Luana Güntert
Heute ...
Die Handball-EM der Frauen findet unter anderem in Basel statt. Trotz der Euphorie beim Schweizer Handballverband gab es auch Herausforderungen. Am schwierigsten war es, als Veranstaltung in die Agenda der Stadt und der Menschen zu kommen.
Luana Güntert
Heute beginnt der grösste Sportanlass in der Schweiz im laufenden Jahr: die Handball-Europameisterschaft der Frauen in Basel. Zum ersten Mal in der Sportgeschichte wird ein internationales Frauenhandball-Turnier in der Schweiz ausgetragen. Die EM findet jedoch nicht nur in Basel, sondern auch in Innsbruck, Wien und Debrecen (Ungarn) statt. In der Basler St. Jakobshalle werden die Spiele zweier Gruppen durchgeführt – unter anderem der Gruppe mit den Schweizerinnen.
Im Hintergrund an der EM dabei und seit Monaten organisatorisch tätig ist Séverine Tresch. Die Liestalerin, die einst für das Baselbieter Sportamt tätig war und heute im Kanton Uri lebt, ist Mitglied des 7-köpfigen Führungsteams des Schweizer Handballverbands und somit an der EM-Organisationsfront mit dabei. «Bei uns gibt es keinen CEO, die Führung ist partizipativ organisiert», erklärt Tresch. An der EM ist die Liestalerin für Programmpunkte im VIP-Bereich, der sich hauptsächlich an Unternehmen richtet und somit als «Side-Event» gilt, verantwortlich.
Keine Handball-Hochburg
In der Planung hatte der Handballverband mit zwei grossen Herausforderungen zu kämpfen: Sichtbarkeit und Finanzierung. «Es war schwierig, auf die Agenda der Stadt und der Menschen zu kommen», so Tresch. Für sie als VIP-Verantwortliche sei es zudem herausfordernd gewesen, Unternehmen zu finden, die mit ihren Kunden oder ihrem Team die Euro inklusive Nebenprogramm besuchen. «Zuletzt war auch die Finanzierung schwierig. Grundsätzlich sind wir eine Defizitveranstaltung, da wir uns primär über den Ticketverkauf finanzieren und relativ wenig Geld von der öffentlichen Hand erhalten.» Erfreulicherweise sei der Vorverkauf für die Schweizer Spieltage sehr gut gelaufen. Die grösste Herausforderung sei und bleibe nun der Ticketverkauf für die Gruppe C mit Frankreich, Spanien, Portugal und Polen.
Für die Spieltage der Schweizerinnen könne sogar der bestehende Publikumsrekord von rund 3100 Tickets aus dem vergangenen Jahr an derselben Spielstätte gebrochen werden, was einer positiven Entwicklung entspreche, so Tresch. «Dies ist nur möglich dank des grossen Engagements unserer Vereine, die sich verpflichtet haben, EM-Tickets zu kaufen und so den Handballsport unterstützen.» Als weiterer Verkaufs-Ankurbler liesse sich auch die positive sportliche Entwicklung des Frauen-Nationalteams sehen, die vor einem Monat die Carpati-Trophy in Rumänien gewonnen und seither weitere fünf Siege eingefahren habe.
Während der ganzen Planung gab es gemäss Tresch auch kritische Stimmen aus der Ostschweiz – der «Hochburg» des Schweizer Frauenhandballs. Es wurde beanstandet, dass Basel als Austragungsort nicht geeignet sei, da Handball in dieser Region nicht allzu populär sei. «Das stimmt zwar. Doch für ein Taylor-Swift-Konzert reisen auch alle nach Zürich und es stellt kein Problem dar», relativiert Tresch.
Séverine Tresch betont, dass Handball in der Region Basel nicht immer unpopulär war. In ihrer Jugendzeit, erinnert sie sich, prosperierte der Sport und die Anzahl an Vereinen war auch grösser. Selber war Tresch Mitglied des TV Möhlin – des Herzens des Fricktaler Handballs.
Euphorie auslösen
Ein Ziel ist es gemäss Tresch, den Frauenhandball in der Region wieder präsenter zu machen. «Wir wollen schweizweit Kinder für das Handballspielen begeistern und sie in die Hallen holen. Denn anders als Fussballvereine haben die Handballvereine meistens keine Wartelisten», sagt sie mit einem Augenzwinkern. «Wir wollen mit der EM eine Euphorie auslösen», sagt sie. Der Anlass sei für den Schweizer Handball eine «Once-in-a-Lifetime»- Chance. «Seit mehreren Monaten sind wir im Euro-Fieber, nun kribbelt es bei uns und die Vorfreude ist riesig.»
Neben Handballsport wird auch ein spannendes Rahmenprogramm vor den Matches geboten. So gibt es zum Beispiel ein Leadership-Podium mit Personen aus der Wirtschaft, einen Thementag zur Digitalisierung und KI, einen Anlass zur «Kulturstadt Basel», einen Inklusionstag sowie eine Veranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit. Auch Bundespräsidentin und VBS-Vorsteherin Viola Amherd wird an der EM dabei sein.
Die Schweizer «Nati» rund um den norwegischen Trainer Knut Ove Joa wird in den Gruppenspielen auf die Färöer-Inseln, Dänemark und Kroatien treffen.
«Das erste Spiel morgen gegen die Färöer wird natürlich ein Höhepunkt», so Tresch. Am schwierigsten werde es am Sonntag gegen die Däninnen, die zu den Mitfavoritinnen auf den Turniersieg gehören. Somit ist dann wohl das letzte Gruppenspiel gegen Kroatien am Dienstag die entscheidende Partie für das Weiterkommen der Schweizerinnen. «Wir freuen uns, wenn wir nun die Halle ausverkaufen und die Schweizer Handball-Frauen gebührend anfeuern können.»
Die Handball-Europameisterschaft
lug. Von heute Donnerstag bis zum 15. Dezember findet die Handball-Europameisterschaft der Frauen in Basel, Innsbruck, Wien und Debrecen statt. Gespielt wird zuerst in sechs Gruppen à vier Länder. Danach kommen die zwei Gruppenbesten weiter in die Hauptrunde, von wo aus um den Einzug in den Halbfinal und später um den Einzug in den Final gespielt wird. Als Favorit bezeichnet Séverine Tresch die skandinavischen Länder sowie Frankreich. Frankreich ist der amtierende Weltmeister und Norwegen der Europameister.