Eine neue Herausforderung
25.09.2025 Sport, EishockeyDie SWHLB wird für Titelverteidiger ZS kein Selbstläufer
Das Frauenteam des EHC Zunzgen-Sissach startet am Samstag in die Meisterschaft. Trotz gewichtiger Abgänge befürchtet Trainer Roger Rensch keinen Taucher. Doch alle Teams werden sehr motiviert sein, den SWHLB-Meister zu schlagen.
Daniel Monnin
Meisterblues im Ladies-Team des EHC Zunzgen-Sissach? Wohl kaum, denn Headcoach Roger Rensch und seinem Assistenten Michael Buser steht ein kompetitives Team zur Verfügung, das die Abgänge nach dem B-Meistertitel kompensieren kann. Das ist nicht nur die Ansicht von Headcoach Roger Rensch, auch die Namen der neuen Spielerinnen und ihre Statistiken legen diese Meinung nahe. Im Tor tritt die 19-jährige Bernjurassierin Nolwen Boldini die Nachfolge von Meisterheldin Selina Steiner (Rückkehr zu Gottéron) an, in der Verteidigung bringen die beiden neuen Ausländerinnen Bailey Kehl (22) und Maria Heinonen (33) Spielwitz, Offensivgeist, verlässliche Defensivarbeit sowie jede Menge Erfahrung mit.
Kehl hat die Vista und die Agilität, Tore aus der Defensive heraus vorzubereiten oder gar selber zu schiessen. Zudem ist die junge Amerikanerin nach vier Jahren Erfahrung auf höchster College-Stufe eine echte Bluelinerin, die das Powerplay dirigieren kann. Maria Heinonen besticht nach 12 Jahren und mehr als 300 Partien in den finnischen Ligen mit ihrer schnörkellosen Spielweise, die auf sehr viel Erfahrung basiert. Beide haben die Voraussetzungen, in der SWHLB Akzente zu setzen. Kehl, in ihrem ersten Europa-Jahr, macht zudem keinen Hehl aus ihrer Absicht, sich für einen Vertrag in der PostFinance Women’s League aufzudrängen.
Skorerin geht, Skorerin kommt
Zwei der drei Freiburger B-Lizenz-Verstärkungen weisen langjährige Erfahrung in den beiden obersten Schweizer Ligen auf. Die bald 26-jährige Stürmerin Vanessa Bärtschi blickt auf mehr als 200 Spiele zurück (157 B-Spiele bei Brandis, Langenthal und Gottéron; 51 A-Spiele bei Bomo, Langenthal und Gottéron). Sie ist keine Blenderin, geschweige denn eine Topskorerin, sie ist eher eine Arbeitsbiene mit defensivem Gewissen. Sie kann als Center sowohl eine offensiv ausgerichtete Toplinie als auch einen Defensivsturm führen.
Eher in die Kategorie Topskorerin passt die 27-jährige Waadtländerin Laurine Modoux. Sie hat in den vergangenen 10 Jahren in 156 B-Spielen für Fribourg-Gottéron und Lausanne 116 Tore und 77 Assists gesammelt. Ihre Rückkehr nach Freiburg nach zwei Jahren bei Lausanne hatte sie sich wohl anders vorgestellt, doch dem neuen Chef an der Bande, dem ehemaligen SC-Bern-Meistertrainer Thomas Zwahlen, passte sie nicht ins Konzept, und deshalb wurde sie mit einer B-Lizenz zum Partnerteam ZS-Ladies «abgeschoben». Ihr letztjähriger Punkteschnitt bei Lausanne entspricht praktisch genau demjenigen der zu Brandis abgewanderten Slowakin Kristina Faberova (1,6 gegenüber 1,5 Punkten pro Spiel). Die Frage ist nur, wie viele Partien Bärtschi und Modoux im ZS-Dress spielen werden respektive spielen dürfen.
Kein Selbstläufer
Headcoach Roger Rensch weiss um die Launen des «Meisterblues», denkt jedoch nicht, dass sich sein Team auf den zuletzt gewonnenen Lorbeeren ausruhen wird. «Ich sehe im Training und in den Testspielen keine Anzeichen dafür; wir arbeiten mit grossem Einsatz und Disziplin, und ich bin überzeugt, dass wir diesen ‹Blues› nicht hören respektive sehen werden.» Dabei vertraut er auf das Vorbild seiner Führungsspielerinnen, die bereits vergangene Saison mit gutem Beispiel vorangingen.
Die 35-jährige Verteidigerin Nathalie Buser, die mit den ZS-Ladies ihre bereits siebte Meisterschafts-Goldmedaille gewann, appelliert an ihre Mitspielerinnen: «Die neue Saison wird kein Selbstläufer, da wird harte Arbeit wie bisher gefragt sein.» Es sei mit Sicherheit schwieriger, einen Titel zu verteidigen als einen Titel einmal zu gewinnen, sagt sie aus Erfahrung. Auch Captain Janina Habegger bläst ins gleiche Horn: «Wir fokussieren voll auf die neue Saison, kommt dazu, dass wir gar nicht gerne verlieren. Ich denke also, es wird keinen Meisterblues geben. Allerdings wollen alle Teams den Meister schlagen. Wir werden für unsere Erfolge hart arbeiten müssen.» Die Niederlage im letzten Vorbereitungsspiel gegen Worb darf man durchaus als «letzte Warnung» verstehen.
Die Mischung stimmt
Die Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und «jungen Wilden» stimmt auch in dieser Saison: Die jungen und jüngsten ZS-Spielerinnen sind ein Jahr älter und um eine positive Erfahrung reicher. Die Lücke nach dem Abgang der überragenden Livia Tschannen soll die 16-jährige Manon Jossevel, die allerdings noch keine B-Spiele bestritten hat, schliessen. Headcoach Roger Rensch vertraut auf seine «Jungen», weist aber gleichzeitig darauf hin, dass er die Liga stärker einschätzt als vor einem Jahr. «Nicht nur wir haben gute Transfers tätigen können, auch die Konkurrenz.»
Namentlich nennt er den ersten Liga-Gegner vom kommenden Samstag: «Die Lady Lakers aus Rapperswil spielen neu mit zwei französischen Meisterinnen und haben sich auch sonst geschickt verstärkt.» Das gilt auch für andere Teams, denen ein Spitzenplatz zugetraut wird, etwa die Brandis Ladies und Lausanne Féminin. Auch das «Mittelfeld» scheint breiter und ausgeglichener geworden zu sein.
Kader 2025/26
Tor: Nolwen Boldini (2006, neu, B-Lizenz von Gottéron), Kelly Russi (2008).
Verteidigung: Bailey Kehl (USA, 2002, neu, von Rochester (NCAA)), Maria Heinonen (FIN, 1992, neu, RoKi (Auroraliiga)), Nathalie Buser (1989), Mirjam Häfelfinger (2006, neu), Meret Hofstetter (2008), Tanja Knezic (1976), Xenia Kreutzer (2007), Noelia Rueff (2006).
Angriff: Margaux Balscheit (2010), Vanessa Bärtschi (1999, neu, B-Lizenz Gottéron), Mathilde Brauen (2006, neu, Neuenburg/Lyss), Nina Buser (2008), Stefanie Gehrig (2006), Janina Habegger (1996), Selina Hehlen (2001), Manon Jossevel (2009, neu, B-Lizenz Gottéron), Eve Kern (2010), Noëmi Chantal Kurt (2000), Melanie Lambert (2002), Laurine Modoux (1997, neu, B-Lizenz Gottéron), Sabrina Müller (1998), Jana Poirrier (2006), Clara Seibert (2007), Laura Stahel (2010), Ronja Cathrein* (2009, B-Lizenz für Wetzikon SWHL C), Zoé Pisowotzky* (2010, B-Lizenz für Wetzikon SWHL C).
Abgänge: Kristina Faberova (Brandis), Livia Tschannen, Selina Steiner (beide Gottéron), Patrycja Wojcik (Polonia Bytom), Mayla Uiker (GCK Lions), Léa Péclard (New Hampshire Mountain Cats U19 AAA), Marie-Sophie Müller, Carola Saletta, Reece Diener (alle Gottéron-Leihgaben 2024/25 mit vereinzelten Einsätzen), Soraya Renaud (?).