«Eine Kunsteisbahn rentiert nie»
11.01.2024 VereineEissport | Strompreis stellt Betreiberin, Gemeinde und Vereine vor Probleme
Der Betrieb der Sissacher «Kunsti» ist defizitär – und der jährliche Verlust wird immer grösser. Wie geht man damit um und welche Lösungsansätze gibt es? ...
Eissport | Strompreis stellt Betreiberin, Gemeinde und Vereine vor Probleme
Der Betrieb der Sissacher «Kunsti» ist defizitär – und der jährliche Verlust wird immer grösser. Wie geht man damit um und welche Lösungsansätze gibt es? Drei Beteiligte erzählen.
Luana Güntert
Es ist ein leidiges Thema, das 2024 die Sorgenfalten noch tiefer werden lässt: die hohen Strompreise. Für die Sport Sissach AG als Betreiberin der Kunsteisbahn, die Gemeinde Sissach als alleinige Anteilseignerin der AG und die vier nutzenden Vereine und Privatpersonen bringen sie finanzielle Sorgen mit sich. Nachdem die Strompreise schon 2023 stark gestiegen sind und die Verträge mit den nutzenden Vereinen angepasst werden mussten, erhöhen sie sich heuer erneut um 44 Prozent (die «Volksstimme» berichtete).
«Trotz der extremen Teuerung verlangen wir 2024 für die Nutzung der ‹Kunsti› nochmals denselben Aufschlag wie 2023», sagt der Geschäftsleiter der Sport Sissach AG, Markus Hügli. Den Vereinen sei zudem ein Vertrag angeboten worden, wonach die höheren Beiträge wegfallen, sobald die Strompreise wieder sinken, was Hügli für 2025 erwarte. Für Cristiano Santoro ist die Situation verständlich, trotzdem verdreht der Präsident des EHC Zunzgen-Sissach die Augen: «Wir müssen nun mehrere Tausend Franken mehr bezahlen.» ZS sei in der laufenden Saison mit einem Defizit von knapp 50 000 Franken unterwegs. Alleine für das Eis und die entsprechende Kühlung habe der Verein im vergangenen Jahr rund 110 000 Franken bezahlt.
«Das Geld sitzt nicht mehr locker»
Trotz angepasster Nutzungspreise erzielte die Sport Sissach AG in den vergangenen Jahren jeweils einen Verlust, der von Jahr zu Jahr grösser und immer von der Gemeinde Sissach übernommen wurde. «Eine Kunsteisbahn rentiert nie», sagt Hügli verteidigend. Das bedeute aber nicht, dass der Verlust so gross sein müsse wie jetzt. Deshalb rief die Gemeinde im Frühling 2023 den «Solidaritätsbeitrag» ins Leben und fragte Gemeinden in der Umgebung um Unterstützung an. Ein Viertel der Mehrkosten im laufenden Jahr, also rund 10 000 Franken, konnte dadurch gedeckt werden (die «Volksstimme» berichtete).
«Die finanzielle Belastung für unsere Gemeinde bleibt gross», sagt Gemeinderätin Carol Zumbrunnen. Es sei aber nicht das Ziel, das Aktienkapital so stark schrumpfen zu lassen, bis die AG in Konkurs gehe und dann «Feierabend» herrsche. «Wir haben hier viel investiert und hätten alle nichts davon, wenn wir den Betrieb einstellen müssten.» Die Gemeinde wolle die Vereine und die Privatpersonen, welche die «Kunsti» nutzen, nicht noch mehr belasten. Zumbrunnen weist zudem auf die bereits hohen Kosten für Eltern hin, deren Kinder Eishockey spielen.
Cristiano Santoro, der beruflich als Gemeindeverwalter von Zunzgen tätig ist, weiss, dass bei den Gemeinden das Geld nicht mehr so locker sitzt wie früher. «Wir haben alle Gemeinden angeschrieben, von denen ein Kind bei uns im Verein ist, und um einen Zustupf gebeten», so Santoro. Nur eine Gemeinde habe ZS unterstützt, den Betrag aber ein Jahr später bereits wieder aus dem Budget gestrichen. Auch die Suche nach Sponsoren gestalte sich Jahr für Jahr schwieriger, da viele Unternehmen selbst zu kämpfen hätten.
Sparen dank Technik
Um die Kosten zu senken, setzt die Sport Sissach AG auf das Energiesparen. Markus Hügli erklärt, dass vor allem Stromspitzen, also Ausschläge nach oben beim Verbrauch, gefährlich seien, da diese dann den Wert des Stromverbrauchs angäben. «Deshalb haben wir die Steuerung der Kompressoren angepasst, damit sie nicht gleichzeitig eingeschaltet werden und so Stromspitzen vermieden werden können.» Es sei auch abgeklärt worden, wie stark man die Lüftungsanlage drosseln könne. «Das ist ein komplexes System – die Kühlung und die Lüftung hängen zusammen. Das haben wir optimiert.»
Zumbrunnen sagt, dass die Gemeinde Sissach kürzlich ein Gerät angeschafft habe, das helfe, das Eis dünner aufzutragen. Das Gerät verändert das Wasser, sodass es beim Kühlen eine andere Kristallstruktur gibt. Um diese neue Struktur zu erreichen, darf das Wasser nicht zu stark gefroren werden, da das Eis sonst spröde wird. Da die Temperatur somit also höher und das Eis dünner ist, braucht die ganze Kühlung weniger Strom. «Diese Investition muss sich nun aber amortisieren», so Zumbrunnen.
Die Gemeinderätin weist zudem darauf hin, dass Ende 2023 an der Gemeindeversammlung ein Antrag einging, zu überprüfen, ob Solaranlagen auf dem Dach der «Kunsti» ein Thema seien. Hügli sagt dazu, dass nicht nur die Nutzlast des Dachs abgeklärt, sondern auch die Kosten-Nutzen-Frage gestellt werden müsse. «Eine Solaranlage produziert vor allem im Sommer Strom. Wir brauchen jedoch im Winter am meisten Energie», sagt er. Und wo viel gekühlt wird, entsteht auch viel Abwärme. Diese wird laut Hügli derzeit nicht genutzt, da die «Kunsti» nicht am Fernwärmenetz angeschlossen sei.
Politische und moralische Frage
Für ZS-Präsident Santoro ist das ganze Kostenproblem ein politisches: Die Sissacher «Kunsti» sei einzigartig in der Region – im Baselbiet gebe es nur noch eine, und zwar in Laufen. «Das muss der Kanton wertschätzen, er sollte die Gemeinden und Vereine entlasten», findet er. Auch Zumbrunnen ist dieser Meinung: «Das Einzugsgebiet ist riesig. Dass nur eine Gemeinde die Kosten tragen muss, geht eigentlich nicht.» Aus welchem «Topf» des Kantons das Geld kommen könnte und wie man die Sache angehen möchte, sei aber noch nicht klar.
Neben der politischen stellt sich Santoro auch eine «moralische» Frage: «Warum können andere Vereine Sportanlagen gratis nutzen, zum Beispiel ‹das Tannenbrunn›?» Er findet, dass die Gleichbehandlung fehle. Er ist sich zwar bewusst, dass ein Eishockeyverein, der auf eine im Unterhalt und Betrieb kostspielige Infrastruktur angewiesen ist, einen Beitrag leisten müsse. «Aber irgendwann ist es einfach zu viel.» Für ihn sei die «Schmerzgrenze» schon lange erreicht. Vor ein paar Jahren habe der Verein noch halb so viel für die Nutzung bezahlt, nun seien die finanziellen Mittel und Reserven bald ausgeschöpft.
Wie es auf der «Kunsti» weitergehen wird, muss die Zukunft zeigen, denn «die eine Lösung» haben die Beteiligten offensichtlich nicht. Mit dem Gedanken, die Sportstätte zu schliessen oder eine Umnutzung zu planen, hätten sie aber noch nie gespielt. Dies aus historischen Gründen und weil die «Kunsti» einfach zu Sissach gehört, wie sie betonen.
Photovoltaik als Lösung?
lug. Die angesprochenen Solaranlagen kung des Dachtragwerkes vorzunehgeben Hoffnung. Deshalb hat die men, da die Konstruktion einsturz- «Volksstimme» Christoph Häring kongefährdet war. «Eine zusätzliche Last taktiert, der damals das Engineering von Solarzellen mit 40 bis 50 Kiloder «Kunsti» entwickelt hat. Die Ausgramm pro Quadratmeter muss selbstführung hingegen wurde anderweitig verständlich überprüft werden. Man vergeben. Sieben Jahre später wurde würde einen Fehler machen, wenn seine Firma beauftragt, eine Verstärman dies nicht täte», sagt Häring.