Eine junge Frau zwischen Pflanzen und Puck
18.09.2025 SissachMirjam Häfelfinger nimmt an Berufsmeisterschaften teil
Mirjam Häfelfinger begeistert sich für zwei Dinge: Grünflächen und Eishockey. Die 19-jährige Gärtnerin ist Teilnehmerin der Schweizer Berufsmeisterschaften, den «Swiss Skills», in Bern. ...
Mirjam Häfelfinger nimmt an Berufsmeisterschaften teil
Mirjam Häfelfinger begeistert sich für zwei Dinge: Grünflächen und Eishockey. Die 19-jährige Gärtnerin ist Teilnehmerin der Schweizer Berufsmeisterschaften, den «Swiss Skills», in Bern. Einen Beitrag zu einer ökologischeren Umwelt zu leisten, ist ihr ein wichtiges Anliegen.
Timo Wüthrich
«Eigentlich kam ich etwas unerwartet zu den ‹Swiss Skills›, erzählt Mirjam Häfelfinger bei einem Cappuccino. «Als die regionale Ausscheidung für die Schweizer Berufsmeisterschaft stattfand, war ich in den Ferien. Einige Zeit später erfuhr ich, dass die Siegerin absagen musste – und ich wurde gefragt, ob ich nachrücken wolle.» Die 19-jährige Sissacherin, die im Sommer ihre Lehre als Gärtnerin/Garten- und Landschaftsbau im Rang abschloss, sagte spontan zu. So wird sie bei den «Swiss Skills» an den Start gehen – gemeinsam mit ihrem Mitstreiter, mit dem sie die beiden Basel vertreten wird.
Während vier Tagen gilt es für die elf Zweierteams, unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen, deren Ausführung von einer Jury bewertet wird. Was genau auf sie zukommt, wissen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht genau. So ist es möglich, dass eine Gartenmauer erstellt werden oder ein Holzrost oder ein Plattenbelag verlegt werden muss. Für Häfelfinger kein Problem: Während ihrer dreijährigen Ausbildung hat sie gelernt, solche Arbeiten auszuführen. Das erste Jahr der Ausbildung sei für sie eine grosse Umstellung gewesen, sagt die Sissacherin: «Von der Schule in den Arbeitsalltag zu wechseln, war hart. In den ersten Wochen war ich nach dem Feierabend völlig fertig.»
Spitzeneishockey während Lehre
Grössere Sorgen als die Müdigkeit bereitete ihr jedoch ihr Knie: «Mein Knie schmerzte immer wieder – auf einmal konnte ich es nicht mehr biegen. Schliesslich wurde ein Meniskusriss festgestellt, und ich musste operiert werden», erzählt die 19-Jährige. In der Folge war sie drei Monate krankgeschrieben – eine Zeit, die alles andere als einfach für sie war. Hinzu kam, dass die Verletzung Häfelfinger daran hinderte, ihrer sportlichen Leidenschaft, dem Eishockey, nachzugehen. Nach der Genesung fand sie jedoch schnell wieder zurück in den beruflichen und sportlichen Alltag.
Nicht nur in den Gärten zeigte die Sissacherin während ihrer Lehrzeit ihr Können, auch auf dem Eis machte sie sich bemerkbar. In der vergangenen Spielzeit wechselte Häfelfinger zum SC Langenthal und spielte in der höchsten nationalen Liga im Frauen-Eishockey. Wie gelang es ihr, Spitzensport und Lehre gleichzeitig unter einen Hut zu bringen? «Es war eine intensive Zeit. In den Wintermonaten ging ich morgens noch im Dunkeln zur Arbeit, Feierabend war oft nach Sonnenuntergang. Kaum zu Hause, machte ich mich auf den einstündigen Weg in die Eishalle. Trainiert haben wir bis fast um 22 Uhr, am nächsten Morgen klingelte der Wecker wieder um halb sechs. Nach der Rückfahrt blieb dann nicht mehr so viel Zeit zum Schlafen übrig.
Bei ihrem neuen Verein spart Häfelfinger einiges an Zeit ein: In der kommenden Saison spielt die Verteidigerin bei den Frauen des EHC Zunzgen-Sissach – ihrem Heimatverein. «Jetzt brauche ich nur noch fünf Minuten anstatt einer Stunde für den Weg ins Training.»
Nachhaltigkeit wird wichtiger
Auch beruflich hat sich die Fachfrau neu orientiert: Nach ihrem Lehrabschluss wechselte sie zu einem anderen Betrieb. Häfelfinger möchte sich nun einige Monate Zeit nehmen, um zu überlegen, wie sie ihre weitere Laufbahn gestalten will. Für sie steht fest, dass sie nicht bis zum Pensionsalter als Gärtnerin arbeiten möchte. Sie bezweifelt, dass die körperliche Belastung im fortgeschrittenen Alter noch gesundheitsfördernd wäre. Dennoch ist die Sissacherin von ihrem Beruf überzeugt. «Draussen in der Natur zu sein und eine Grünfläche aktiv zu gestalten, ist das Schönste.»
Mit einem Schmunzeln fügt sie hinzu, dass das Arbeiten im Freien auch seine Schattenseiten hat. Kälte und Nässe im Winter machten ihr mehr zu schaffen als anderen, wofür sie gelegentlich gefoppt werde. Aber: Sie habe sich als Frau in einem «Männerberuf» stets akzeptiert gefühlt: «An der Berufsschule waren wir zu fünft in einer Klasse, auch im Lehrbetrieb gab es mehrere Mitarbeiterinnen», sagt sie.
Auch im Hinblick auf das Verständnis von Nachhaltigkeit habe sich in ihrem Beruf einiges ins Positive verändert. «Nach einem Wechsel in der Bildungsverordnung wird beispielsweise nicht mehr nur ein Spritzkurs angeboten, bei dem beigebracht wird, wie Schädlinge umgebracht werden. Nun wird zusätzlich ein Biodiversitätskurs angeboten», so die Sissacherin. Sie hebt hervor, dass bei Privaten oft die Aufklärung fehle: Dass Blumenwiesen im Vergleich zu einem englischen Rasen ökologisch wertvoller seien und weniger Pflege erforderten, sei vielen gar nicht bewusst. Im Oberbaselbiet werde der Schutz der Biodiversität jedoch stärker gewichtet als in anderen Regionen. So seien hier beispielsweise Steingärten seltener zu sehen.
Häfelfinger ist überzeugt, dass der Beruf der Gärtnerin einen wichtigen Beitrag zu einer ökologischeren Umwelt leisten kann: «Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, Grünflächen zukunftsfähig zu gestalten und kommenden Generationen eine intakte Natur zu hinterlassen.»
Berufsmeisterschaften – Swiss Skills
tiw. Die «Swiss Skills», die noch bis Sonntag in Bern stattfinden, sind die Schweizer Berufsmeisterschaften, bei denen junge Fachkräfte aus unterschiedlichen Berufen ihr Können unter Beweis stellen.
Ziel der Veranstaltung ist es, den beruflichen Nachwuchs zu fördern. Die Wettbewerbe dauern mehrere Tage und beinhalten praxisnahe Aufgaben, in denen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer messen können.
Der Dachverband «Jardin Suisse» fungiert als Organisator der Wettkämpfe des Gärtnerberufs. Das erstplatzierte Team qualifiziert sich für die «World Skills», die Berufsweltmeisterschaft.