Ein zweiter Versuch in Sissach
13.11.2025 Sport, Weitere SportartenMarco Gonçalves und Thomas Knus wollen eine Anlage bauen
Im Oberbaselbiet gibt es sehr viele Menschen, die leidenschaftlich Padel spielen – aber keinen einzigen Court. Das sagen Marco Gonçalves und Thomas Knus. Die beiden Sissacher wollen daran etwas ändern.
...Marco Gonçalves und Thomas Knus wollen eine Anlage bauen
Im Oberbaselbiet gibt es sehr viele Menschen, die leidenschaftlich Padel spielen – aber keinen einzigen Court. Das sagen Marco Gonçalves und Thomas Knus. Die beiden Sissacher wollen daran etwas ändern.
Sebastian Wirz
«Padel ist gekommen, um zu bleiben, das ist klar», sagt Marco Gon- çalves, «es ist kein Trend, der in ein oder zwei Jahren wieder vorbei ist.» Der Sissacher, der 2018 das Sportcenter «Play Padel» in Pratteln aufbaute sowie mehrere Jahre mitführte, als Spieler auch international aktiv ist und aktuell zusätzlich die Schiedsrichterausbildung absolviert, macht dies an den Entwicklungen der vergangenen Jahre fest: «In Zürich boomt Padel extrem», sagt der 51-Jährige, aber auch in der Region Basel gibt es immer mehr Courts für die tennisähnliche Rückschlag-Ballsportart, die aber auf einem kleineren Feld gespielt wird, das von Glas- und Zaunwänden umgeben ist. Prallt der Ball nach der ersten Bodenberührung von der Wand ab, kann weitergespielt werden.
Als Gonçalves das Prattler Center gründete, gab es in der Region nur ein Clubmitgliedern vorbehaltenes Feld im Basler St. Johann und drei gedeckte Outdoor-Courts beim «Swiss Mega Park» in Frenkendorf. Heute stehen alleine in Münchenstein acht Courts, Anlagen in Allschwil sowie zusätzliche Felder in Pratteln, Frenkendorf und Basel. Die nahen Orte Grenzach oder Wallbach bieten weitere Spielmöglichkeiten. «Und diese Anlagen sind alle voll», sagt Thomas Knus, der neben Gon- çalves sitzt und über das gemeinsame Projekt Auskunft gibt. «Die Nachfrage ist immer noch grösser als das Angebot», ist der angefressene Padel-Spieler überzeugt.
Das ist der Grund, weshalb Gon- çalves und Knus einen Ort suchen, an dem sie eine Padel-Anlage errichten können. Dass dies in Sissach und Umgebung passieren soll, ist für die beiden Freunde spätestens seit einer kürzlichen Runde Padel in Frenkendorf klar: «Fünf Plätze waren zeitgleich besetzt – und mehr als die Hälfte der Spielerinnen und Spieler kam aus dem Oberbaselbiet», sagt Gonçalves.
200 Quadratmeter, 4 Parkplätze
Daran, dass sich eine Anlage in Sissach finanzieren würde, zweifeln die beiden Initianten keine Sekunde. Das war 2018 noch anders, als Gonçalves, Inhaber der Strichcode-Apotheke, schon das «Play Padel» eigentlich in seiner Gemeinde hätte gründen wollen. Die Mietkosten für eine an sich passende Halle bei der Frech-Hoch AG schienen nicht finanzierbar. Die Erfahrungen in Pratteln und bei den anderen Betreibern zeigten, dass Padel etabliert genug ist, um bei akzeptabler Miete rentieren zu können, sagen die Oberbaselbieter «Padler». Und es gehe ihnen auch gar nicht darum, Geld zu machen.
Knus und Gonçalves wären bereit, zu investieren. Am liebsten wäre ihnen eine Anlage mit drei, vier oder gleich fünf Courts, da dann die Beschaffung günstiger werde. «Ein Platz wäre dann für gut 20 000 Franken zu haben», schätzt Gonçalves, «verteuert wird der Bau, wenn das Fundament zuerst erstellt werden muss.» Aber auch für ein einzelnes Spielfeld wären die beiden zu begeistern, Hauptsache, es entstehe etwas im Oberbaselbiet – nicht zuletzt für den Nachwuchs, der im Padel-Sport in der Schweiz bisher vernachlässigt werde.
Im Minimum suchen Knus und Gonçalves 200 Quadratmeter Platz, denn 10 mal 20 Meter ist ein Padel-Feld gross. Wünschenswert wäre die Möglichkeit, ein Dach darüber bauen zu dürfen. Aber für eine ganzjährige Nutzung am besten geeignet wäre sowieso eine Halle mit minimal 6 und ideal 8 Metern Raumhöhe. Pro installiertem Feld müsste zudem Raum für vier Parkplätze geschaffen werden können und eine Lösung für Garderoben oder WCs wäre zu suchen. Aber hier zeigen sich die Padel-Fans flexibel: «Mit einem Container und ‹Toi Tois› liesse sich im Notfall etwas machen – aber zuerst müssen wir überhaupt eine Fläche finden», sagt Knus, «wenn wir anfragen, erhalten wir bisher kaum Antwort.»
Padel ist in Spanien und Südamerika weit verbreitet. In Europa ist die Sportart in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen. In der Schweiz hat der Dachverband Swiss Tennis den Sport mittlerweile für sich entdeckt, kombinierte Anlagen von Tennis und Padel sind aber nicht nur im Oberbaselbiet inexistent, sondern auch sonst selten. «Viele Tennisclubs klagen über sinkende Mitgliederzahlen», sagt Gon- çalves, «Padel boomt und könnte der Tennis-Community einen ganz neuen Schwung verleihen.»
«Tennis-Courts voll ausgelastet»
«Wir haben eine Erweiterung unseres Angebots in Bezug auf Padel schon mehrmals diskutiert», sagt Andreas Isenring, Präsident des TC Sissach. Doch einen Tennisplatz durch einen Padel-Court zu ersetzen, scheint nicht sehr sinnvoll. Der TCS hat sechs Outdoor-Courts – drei weitere gehören der Tennis-Center Ergolz AG, welche auch die Halle besitzt und betreibt. Und die clubeigenen Plätze braucht der TCS auch: «In der Interclubsaison im Frühjahr ist es leider jetzt schon so, dass Mitglieder an den Wochenenden gar nicht spielen können, da alles durch die Meisterschaft belegt ist», sagt Isenring und hält fest, dass der Unmut der Clubmitglieder darüber jetzt schon recht gross sei.
Die Plätze seien unter der Woche tagsüber zwar nur teilweise belegt, aber abends und am Wochenende sei es eine Herausforderung, den Mitgliedern überhaupt genügend Spielmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, sagt Isenring. Eine Erweiterung um die Sportart Padel wäre also nur über zusätzlichen Raum oder zusätzliche Einschränkungen für die Mitglieder möglich.
Den tatsächlich leicht sinkenden Mitgliederzahlen begegnet der TC Sissach entsprechend nicht mit der Investition in Padel-Courts, sondern mit anderen Massnahmen. So waren zwischen Sommer- und Herbstferien Primarschulklassen während ihres Sportunterrichts auf den Tennisplätzen zu Gast und trainierten im Rahmen eines Pilotprojekts bei Freiwilligen des TCS.

