Ein wenig Blau am Finanzhimmel
08.04.2025 SissachGeneralversammlung des Bauernverbands beider Basel
Die finanziellen Probleme des Bauernverbands beider Basel sind nicht neu. Einzelne Faktoren beleben jedoch die Hoffnung auf eine Umkehr.
Elmar Gächter
Bereits zum dritten Mal in Folge war die ...
Generalversammlung des Bauernverbands beider Basel
Die finanziellen Probleme des Bauernverbands beider Basel sind nicht neu. Einzelne Faktoren beleben jedoch die Hoffnung auf eine Umkehr.
Elmar Gächter
Bereits zum dritten Mal in Folge war die Finanzlage des Verbands Hauptthema der Generalversammlung. Nachdem erste Gewitterwolken sich schon am vorletzten Jahresanlass des Bauernverbands beider Basel (BVBB) bemerkbar gemacht hatten, kam 2024 die grosse Ernüchterung: Die Rechnung schloss mit einem satten Minus ab und das verfügbare Eigenkapital sank auf einen historischen Tiefststand. Ohne Gegenmassnahmen sei die Liquidität kurzfristig gefährdet und in einem zweiten Schritt der ganze Verband, mahnte damals der Finanzchef. Mit einer Dreisäulenstrategie – ein höherer Deckungsbeitrag aus dem Versicherungsgeschäft, tiefere Personalkosten und höhere Mitgliederbeiträge – wollte der Vorstand die Finanzen ins Lot bringen. Ganz gelungen ist ihm dies noch nicht, wie Stephan Plattner den rund 80 Teilnehmenden im Ebenrain-Zentrum verkündete. Aber er sehe Licht am Ende des Tunnels.
Mit den Worten «Ich hatte noch nie solche Freude an einer schlechten Rechnung» präsentierte Plattner ein Ergebnis, das besser als befürchtet ausgefallen ist. Dank der an der GV 2024 beschlossenen Erhöhung der Mitglieder-, sprich Flächenbeiträge mit einer Zunahme von rund 50 000 Franken und einer Abnahme der Personalkosten um fast 100 000 Franken ergab sich ein Verlust von rund 21 000 Franken, der damit wesentlich unter jenem des Vorjahrs liegt. Zwei der drei Säulenziele wurden erreicht, noch nicht hingegen ein Mehrertrag im Versicherungsgeschäft der Agrisano-Regionalstelle, die der BVBB führt. «Wir verlieren vor allem Terrain in der teuren Prämienregion rund um Basel, wo wir zu wenig attraktiv sind.»
«Auf dem linken Fuss erwischt»
Noch immer fehlt es dem Verband an Liquidität. Um Löhne und Rechnungen zahlen zu können, schoss jedes Vorstandsmitglied ein persönliches Darlehen von je 10 000 Franken ein. Hoffnung zeichne sich bei den Versicherungsberatungen ab. Zudem verfüge der Verband über mehr als 80 000 Franken stille Reserven, die in zweckgebundenen Fonds liegen. Sorgen bereitet, dass seit 2014 sieben Jahresabschlüsse negativ ausgefallen sind. «Die Wolken am Finanzhimmel verziehen sich langsam», so Verbandspräsident Marc Brodbeck. Sein Lob galt den Mitarbeitenden, die den Entscheid, die mit dem Abgang von Peter Saner seit anfangs Juni 2024 vakante Stelle vorläufig nicht wieder zu besetzen, engagiert umgesetzt hätten. Verschiedene Aufgaben hat der Vorstand übernommen.
Thomi Jourdan, Vorsteher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD), nahm die Blauzungenkrankheit auf, deren Organisation Kritik gab: «Wir wurden auf dem linken Fuss erwischt und waren nicht genügend vorbereitet. Alle haben darauf gewartet, bis der Bund sagt, wie es weitergeht.» Es könne nicht sein, dass es an den Tierhaltern liege, herauszufinden, welches Amt gerade zuständig sei. Die VGD werde künftig mit klarer Kommunikation aufwarten.
Ernst Lüthi, der wegen seines Rücktritts als Präsident des Obstverbands aus dem Landwirtschaftsrat verabschiedet wurde, ermunterte den BVBB, die Probleme schnell zu beheben, sonst sehe er schwarz. In diese Richtung geht einer der Schwerpunkte des schweizerischen Bauernverbands (SBV), damit seine Mitgliederorganisationen in Zukunft schlagkräftig bleiben. «Wir sind nur so stark wie unsere kantonalen Verbände», hob SBV-Direktor Martin Rufer hervor. Er informierte über das Entlastungspaket 2027 – der Verband wehre sich dagegen, dass die Landwirtschaft überproportional belastet werde –, über die Agrarpolitik 2030, die er als Chance sieht, sowie über die Vegi-Initiative, für die sich der Verband eine Ablehnung von mindestens 70 Prozent durch das Volk als Ziel setze.
Mutation und bestandene Meisterprüfungen
Stefan Ritter ist neuer Präsident des Baselbieter Obstverbands und ersetzt in dieser Funktion Ernst Lüthi im Landwirtschaftsrat. Die Prüfung als Meisterlandwirte haben 2024 erfolgreich abgeschlossen: Roman Bader, Titterten; Simon Dürr, Ziefen; Joël Gass, Binningen; Matthias Gysin, Oltingen; Adrian Hugi, Eptingen; Toni Jäggi, Biel-Benken und Marco Lorenzoni, Oltingen.
NACHGEFRAGT | MARC BRODBECK, PRÄSIDENT BAUERNVERBAND
Herr Brodbeck, seit bald einem Jahr nimmt der Vorstand Aufgaben der Geschäftsführung wahr. Lässt sich dies auf Dauer bewerkstelligen?
Marc Brodbeck: Wir haben auf Anfang Februar Sara Wälty in Teilzeit angestellt. Ihre Aufgaben sind administrativen Arbeiten, Unterstützung von Vorstand, Landwirtschaftsrat und Kommissionen sowie Öffentlichkeitsarbeit. Stephan Plattner ist verantwortlich für die Finanzen und ich für das Personal. Das Ziel ist es, dass sich der Vorstand als strategisches Organ aus der operativen Ebene zurückzieht. Die Stelle des Geschäftsführers wird demnächst nicht wiederbesetzt – aus finanziellen Gründen.
Wird die Liquidität bald besser oder sind weitere Darlehen nötig?
Wir sind optimistisch, dass uns dies gelingt. Wir werden unter anderem entgegen früheren Jahren die Beitragsrechnungen für die Mitglieder bereits in den nächsten Tagen verschicken. Zu den persönlichen Darlehen: Ich gehe nicht davon aus, dass weitere notwendig werden, sondern dass wir im Gegenteil bisherige im Lauf des Jahres weiter tilgen können.
Kleinere Verbände haben immer mehr Mühe, sich selbstständig zu behaupten. Schaut man sich nach einer näheren Zusammenarbeit mit anderen Kantonalverbänden um?
Wir sind nicht die einzige Sektion, die zurzeit finanziell Mühe bekundet. Wir setzen jedoch stark auf die Bemühungen des SBV, der die Aufwertung seiner Mitgliederorganisationen zu einem Hauptthema gemacht hat. Die Meinung des BVBB ist gefragter denn je und die politische Interessenvertretung, also unser Kerngeschäft, läuft auf Hochtouren. Mit jedem Zusammenschluss würde ein wichtiges Stimmrecht verschwinden. Aber wir sind in Kontakt mit unseren Nachbarn – auch im Wissen, dass wir zurzeit keine «attraktive Braut» sind.