Ein Unentschieden, aber kein torloses
13.11.2025 SissachSabine Bucher und Markus Eigenmann duellieren sich im «Cheesmeyer»
Am «Volksstimme»-Podium zur Regierungsratswahl zeigten Sabine Bucher und Markus Eigenmann im Sissacher «Cheesmeyer» kaum Differenzen; klare Vorteile holte niemand heraus.
...Sabine Bucher und Markus Eigenmann duellieren sich im «Cheesmeyer»
Am «Volksstimme»-Podium zur Regierungsratswahl zeigten Sabine Bucher und Markus Eigenmann im Sissacher «Cheesmeyer» kaum Differenzen; klare Vorteile holte niemand heraus.
Jürg Gohl
Gut 80 Gäste nahmen am Montagabend den Weg ins Sissacher «Cheesmeyer» auf sich, um sich hinterher festlegen zu können, wen sie am 30. November als Nachfolgerin oder Nachfolger der zurücktretenden Erziehungsdirektorin Monica Gschwind in die Baselbieter Regierung wählen: die grünliberale Sabine Bucher oder den freisinnigen Markus Eigenmann. Auf dieses Interesse dürfen die beiden Kandidierenden, die für den zweiten Wahlgang übrig bleiben, sowie die organisierende «Volksstimme» stolz sein – erst recht, wenn man sich die tiefe Wahlbeteiligung von 28,2 Prozent vom 26. Oktober nochmals in Erinnerung ruft.
Doch so kurzweilig das Podium auch war, konnten weder die Sissacher Landrätin noch der Arlesheimer Gemeindepräsident entscheidend punkten. Die beiden Gäste behandelten sich zu fair, hüteten sich vor provokativen Aussagen, legten sich etwa beim idealen Standort des Kantonsspitals Baselland nicht fest und stehen sich politisch zu nahe. Kontroversen oder gar ein Schlagabtausch blieben aus.
Der Bürokratie an den Kragen
Als gegen Ende des Abends die Steuerpolitik zur Sprache kam, orteten beide in der Bürokratie hohes Sparpotenzial. «Zum Beispiel bei den Steuern und in den Schulen», zählte Sabine Bucher, von Beruf Steuerexpertin, auf. «Potenzial zum Verschlanken gibt es immer», pflichtet ihr der Kontrahent bei. «Volksstimme»-Redaktor Nikolaos Schär, der gemeinsam mit Kollege Janis Erne das Gespräch leitete, kündigte es auch so an: Die beiden Kandidierenden seien sich gerade in Bildungsfragen wie dem Frühfranzösisch und der Uni-Finanzierung – diese Direktion dürfte die Gewinnerin oder der Gewinner auch erben –, aber etwa auch in der Europapolitik zu ähnlich. Gleichwohl wirkten beide geschärfter und greifbarer als bei früheren Auftritten.
Fettnäpfchen, so geschickt sie aufgestellt waren, wurden gemieden. «Ich bin schliesslich auch liberal», erklärte Bucher im Verlauf des Abends einmal, um die weitreichenden Übereinstimmungen der Duellanten zu erklären. Als Eigenmann einen Tunnel vom Ergolz- ins Birstal vorschlug, um den Stau um die Stadt Basel zu mindern und zu umgehen, meldete seine Gegnerin mit dem «Grün» im Parteinamen Bedenken an und wiederholte das bekannte Credo der Grünen: «Mehr Strassen bringen mehr Verkehr.»
Minenfeld Finanzausgleich
Erst als die Gesprächsleiter – die beiden «Volksstimme»-Redaktoren erwiesen sich als fachkompetente Moderatoren – ihre Gäste zur Energiepolitik befragten, bekannte Markus Eigenmann, der Kernenergie gegenüber offen zu sein und dafür die Effizienz der Windenergie infrage zu stellen, während sich Sabine Bucher gegen AKW aussprach und ihre Hoffnungen in neue Technologien setzte. Auch beim geplanten, aber durch eine Initiative infrage gestellten Verbot von neuen Heizungen, die mit fossiler Energie betrieben werden, vertraten sie verschiedene Auffassungen.
Neben der Energiepolitik fühlten die Moderatoren ihren Gästen noch in vier weiteren Themenbereichen auf den Zahn: beim Verkehr, in der Gesundheit inklusive der Spitalplanung und zuletzt in der Steuerpolitik. Beim letzten Punkt sprachen sich beide dezidiert gegen die Erbschaftssteuer der Juso aus, über die am selben Wochenende an der Urne ebenfalls befunden wird und die für eine deutlich höhere Stimmbeteiligung sorgen dürfte. Während die Sissacherin dringend vor Steuerausfällen warnt und damit auf einen Knicks nach links verzichtet, bezeichnet ihr Unterbaselbieter Konkurrent die Vorlage kurz und knapp als «fertigen Blödsinn».
Am meisten Konfliktpotenzial hätten viele im Publikum beim ersten Thema des Abends erwartet, nämlich beim Baselbieter Finanzausgleich. Als Gemeindepräsident von Arlesheim spricht Eigenmann sich vor dem Oberbaselbieter Publikum quasi von Amtes wegen für tiefere Ausgleichszahlungen als die aktuellen 77 Millionen Franken aus, die im Vergleich zu anderen Kantonen im Baselbiet «schon sehr hoch» seien. Bei späterer Gelegenheit warnt er davor, das Unter- gegen das Oberbaselbiet auszuspielen. «Als Regierungsrat bin ich für den ganzen Kanton verantwortlich», sagt er. Er und Sabine Bucher, die – in Läufelfingen – ebenfalls Gemeindepräsidentin war, sind sich auch darin einig, dass es nicht angeht, wenn der Landrat Beschlüsse fasst, welche die Gemeinden hinterher zu finanzieren haben.
Am Ende eines langen Abends machte das Publikum noch rege davon Gebrauch, weitere Fragen etwa zum Frühfranzösisch, zur Wiedervereinigung mit Basel-Stadt oder zu Fusionen von strukturschwachen Oberbaselbieter Gemeinden an die beiden Kandidierenden zu richten. Das dürfen sie sowie die veranstaltende «Volksstimme» als Zeichen interpretieren, ihren Teil zu einem anregenden Abend beigetragen zu haben. Kaspar Geiger, der Gastgeber im «Cheesmeyer», bat die beiden noch um ein Statement zur Kultur. Schliesslich ist dieser Bereich (wie der Sport) der Bildungsdirektion angegliedert, die es am 1. Januar zu übernehmen gilt. Dass dann Bucher wie auch Eigenmann – auch hier unisono – sich für «niederschwellige Kultur» aussprachen und dem Sissacher Veranstaltungsort ein Lob zollten, macht es nicht einfacher, am 30. November die Wahl zu treffen.



