Ein starker Geist voller Spannkraft
04.07.2024 Sport«Academy» in Sissach eröffnet
In Sissach wurde vor Kurzem die «Taekwondo Academy» eröffnet. Diese koreanische Kampfsportart basiert auf der Wechselwirkung zwischen Geist und Körper. Mit dem Fokus auf der Freude an Bewegung kann Taekwondo sowohl ...
«Academy» in Sissach eröffnet
In Sissach wurde vor Kurzem die «Taekwondo Academy» eröffnet. Diese koreanische Kampfsportart basiert auf der Wechselwirkung zwischen Geist und Körper. Mit dem Fokus auf der Freude an Bewegung kann Taekwondo sowohl wettkampforientiert als auch zur Selbstverteidigung genutzt werden.
Sander van Riemsdijk
«Taekwondo trainiert neben dem Körper auch den Geist», sagt der koreanische Grossmeister Kim Taesan, der die neu eröffnete «Taekwondo Academy» an der Hauptstrasse in Sissach – neben der Migros – seit April leitet. «Es geht in den Übungsstunden darum, unseren Schülerinnen und Schülern bereits im jungen Alter wichtige Werte wie Disziplin, Fairness und Respekt zu vermitteln.»
Die koreanische Kampfkunst zur Selbstverteidigung war ausserhalb der koreanischen Halbinsel lange kaum bekannt. Im Jahr 2000 wurde die Sportart olympisch und hat in den vergangenen Jahren auch in der Schweiz an Popularität gewonnen. Dies zeigt sich an der wachsenden Zahl von Taekwondo-Schulen. Neben Sissach betreibt die «Academy» auch Sportschulen in Allschwil, Basel, Bottmingen und Reinach mit insgesamt rund 100 Schülerinnen und Schülern – Tendenz steigend. Dabei ist das Verhältnis mit 45 Prozent weiblichen und 55 Prozent männlichen Teilnehmenden relativ ausgeglichen. «Das Interesse ist ungebrochen, wir bekommen immer noch Anmeldungen», sagt Kim Taesan erfreut. Er führt dieses stetig steigende Interesse darauf zurück, dass einerseits die Kinder das Bedürfnis nach sportlicher Betätigung haben und andererseits etwas anderes lernen möchten als die bekannten Sportarten wie Fussball oder Handball.
Konzentrationsfähigkeit
Beim Training in Sissach wird der sportliche Fokus auf Teildisziplinen des Taekwondos gelegt, wie Poomsae (verschiedene Kampftechniken), Kyorugi (sportlicher Zweikampf) und Kyeokpa (Bruchtest, wobei die Technik gelehrt wird, um damit ein Holzbrett zu zerteilen). Der eigentliche Schwerpunkt bei den Trainingsübungen, die bereits ab dem vierten Lebensjahr besucht werden können, liegt aber hauptsächlich auf der persönlichen Entwicklung der Kinder, erläutert Taesan. «Uns Trainern ist es wichtig, dass unsere Schüler aus sich herauskommen und an Selbstvertrauen gewinnen.» Der Wettkampf stehe weniger im Vordergrund, sondern viel mehr die Freude an der Bewegung, die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit sowie das Schaffen eines Ausgleichs zum Schulstress.
Der Einstieg in den Kampfsport kennt keine Altersbegrenzung. Unabhängig von seiner konditionellen Verfassung kann jeder nach seinen physischen Möglichkeiten mitmachen. Momentan sind die 4bis 12-Jährigen bei den Taekwondo-Akademien von Kim Taesan die meistvertretene Altersgruppe.
In Ostasien ist die enge gegenseitige Wechselwirkung zwischen Körper und Geist seit Jahrhunderten bekannt. Diese tiefgreifende Philosophie bildet die Grundlage für die Entwicklung der koreanischen Kampfkunst. «Taekwondo ist mehr als eine Bewegungskunst. Es ist der physische Ausdruck des menschlichen Überlebenswillens», erläutert Taesan. «Es ist nicht nur ein Sport für das gesamte physische System des Körpers, sondern eine Tätigkeit, mit deren Hilfe die geistigen Ziele eines Menschen erfüllt werden können.» Taekwondo forme den Charakter zu einem starken Geist voller Spannkraft und sei ein Ausgleich zum stressigen Alltag.
Anders als andere Kampfsportarten setzt Taekwondo vor allem auf vielfältige Tritttechniken – diese sind dabei besonders auf Schnelligkeit und Dynamik ausgelegt. Alle Bewegungen gehen vom Grundsatz der Verteidigung aus.
Social Media fördert Stress
Die Trainings in Sissach werden ausnahmslos von ausgebildeten früheren Schülerinnen und Schülern von Kim Taesan geleitet, die eine professionelle Betreuung garantieren. Das textile weisse Trainingsoutfit vermittelt den Eindruck einer Übergrösse. Die Taekwondo-Kleidung ist jedoch so geschnitten, dass sie sich jeder Körperbewegung anpassen kann.
Die steigende Popularität des Taekwondos im Kanton Baselland, die sich in einer grossen Nachfrage nach Trainingsmöglichkeiten manifestierte, hat Taesan dazu bewogen, die Schule in Sissach quasi als Tor zum Oberbaselbiet zu eröffnen. Da die Nachfrage nicht abnimmt, werden weitere Schulen folgen, so der Grossmeister. «Das Alltagsleben kann sehr stressig sein und wird durch die steigende Nutzung von Sozialen Medien womöglich noch gefördert. In Taekwondo kann ein seelischer und körperlicher Ausgleich gefunden werden. Wir sind in diesem Sinne dann auch ambitioniert, einem möglichst breiten Publikum Taekwondo näherzubringen.»
Taekwondo
svr. Taekwondo ist eine koreanische Kampfkunst, die sich aus den Namen Tae (Fusstechnik), Kwon (Faust) und Do (körperlicher und geistiger Reifeprozess) zusammensetzt. Der Ursprung von Taekwondo reicht bis ins Jahr 2033 vor Christus zurück. Die Kampfkunst existiert jedoch erst seit 1955 unter diesem Namen. Die verschiedenen Gürtelgrade (Dan) sind unterteilt in Schüler- und Meisterklassen und dienen primär dazu, den aktuellen Trainings- und Wissensstand des Schülers zu repräsentieren. Jeder Gürtelfarbe wird dabei eine Symbolik zugesprochen, angefangen mit dem weissen Gürtel. Dieser steht für die Farbe der Reinheit und der Wissbegierde des Schülers. Konträr dazu der schwarze Gürtel, der das ganze Können symbolisiert.