Ein Mindestlohn ist verlockend, aber schädlich
09.01.2025 PolitikNicole Roth, Landrätin SVP, Sissach
Liebe Leserinnen und Leser, bevor es «wieder» politisch wird, hoffe ich, Sie sind gut ins neue Jahr gestartet. Ich wünsche Ihnen alles Gute, viel Erfolg und gute Gesundheit.
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Nicole Roth, Landrätin SVP, Sissach
Liebe Leserinnen und Leser, bevor es «wieder» politisch wird, hoffe ich, Sie sind gut ins neue Jahr gestartet. Ich wünsche Ihnen alles Gute, viel Erfolg und gute Gesundheit.
Sie haben bestimmt schon die ersten Plakate für die Abstimmungen in einem Monat bemerkt. Wir stimmen unter anderem über einen Mindestlohn im Baselbiet ab.
Die Debatte im Landrat über die Einführung eines Mindestlohns war geprägt von einer längeren Diskussion. Ebenfalls wurde vorgängig ausführlich in der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission mit verschiedenen Referenten darüber diskutiert.
Aus meiner Sicht gibt es gewichtige Gründe, die gegen einen gesetzlichen Mindestlohn sprechen, insbesondere in einem Land, das sich durch eine starke Wirtschaft und einen flexiblen Arbeitsmarkt auszeichnet. Ein gesetzlicher Mindestlohn könnte zu einer Erhöhung der Arbeitslosigkeit führen, insbesondere unter gering qualifizierten Arbeitnehmenden. Unternehmen, welche die höheren Löhne nicht bezahlen können oder wollen, könnten gezwungen sein, Stellen abzubauen oder die Anzahl der Arbeitsstunden zu reduzieren. Dies würde insbesondere die am stärksten gefährdeten Gruppen treffen wie junge Menschen, Teilzeitbeschäftigte und geringfügig Beschäftigte.
Der Mindestlohn ist ein Angriff auf die Berufslehren, da er den Anreiz, eine Ausbildung zu beginnen, verringert, da ungelerntes Personal den gleichen Lohn bekäme. Das Einführen des Mindestlohns führt zu mehr Bürokratie, die Verwaltung würde noch mehr aufgebläht durch nötige Kontrollen. Ebenfalls könnte ein Mindestlohn die Flexibilität des Arbeitsmarkts einschränken. In der Schweiz ist es üblich, dass Löhne durch individuelle Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern festgelegt werden. Ein gesetzlicher Mindestlohn würde diese Flexibilität einschränken; vergessen wir ebenfalls nicht unsere gut ausgearbeiteten Gesamtarbeitsverträge.
Des Weiteren besteht die Gefahr, dass Unternehmen, welche die höheren Löhne nicht tragen können, ihre Preise erhöhen, um die zusätzlichen Kosten zu decken. Dies könnte die Inflation anheizen und letztendlich die Kaufkraft der Verbraucher verringern, was den positiven Effekt eines höheren Lohns zunichte ma- chen würde. Verbraucher könnten sich dann weniger leisten, trotz eines höheren Einkommens.
Auch besteht die Gefahr, dass die bei Studenten beliebten Ferienjobs wegfallen. Ein staatlicher Mindestlohn führt zu Fachkräftemangel. Denn viele der heutigen Fachkräfte begannen ihre Karriere in niedrigeren Positionen, bevor sie durch Weiterbildung und praktische Erfahrung aufstiegen. Wenn aber das Lohngefälle in Unternehmen durch staatliche Einmischung einmal aufgeweicht wurde, wird auch die Motivation schwinden, sich fortlaufend weiterzubilden. Das führt langfristig zu einem noch grösseren Mangel an qualifiziertem Personal.
Ich sage aus Überzeugung Nein zum Mindestlohn – tun Sie es mir gleich.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.