Ein Mann will es nochmals wissen

  02.05.2025 Ormalingen

Stephan Gürtler leitet neu das Kinderspital Zürich

Seit gestern ist Stephan Gürtler interimistischer CEO des Kinderspitals Zürich. Für voraussichtlich ein Jahr leitet der Ormalinger eines der modernsten Kinderspitäler der Welt – obwohl er zuvor vor allem in der Baubranche tätig war. Ein Porträt.

Thomas Gubler

Stephan Gürtler aus Ormalingen ist ein Mann der Tat, der Gestaltungswillen und Führungsstärke gleichermassen ausstrahlt. Würde er nicht über diese Eigenschaften verfügen, hätte er kaum ein Jahr vor Erreichen des AHV-Alters die Leitung des Universitäts-Kinderspitals Zürich (Kispi), eines der modernsten Kinderspitäler der Welt mit 2800 Mitarbeitenden, übernommen. Die Eleonorenstiftung, die Trägerin des Spitals, hat ihn per 1. Mai zum CEO ad interim ernannt – als Nachfolger von Georg Schäppi, der zur Kühne-Stiftung wechselt.

Nun ist es so, dass Stephan Gürtler zwar eine persönliche Affinität zur Medizin aufweist: Sein Bruder ist Hausarzt, sein Sohn Arzt und die Gesundheitspolitik ist ihm auch vertraut. Er selbst aber ist Betriebsingenieur, der vorwiegend in der Baubranche tätig war. Zuletzt war er als Geschäftsbereichsleiter Hochbau bei der Gruner AG mit Hauptsitz in Basel tätig und verantwortlich für den Neubau des Universitätsklinikums des Kinderspitals Zürich.

Seine Funktion bei der Gruner AG, bei der er Ende April ausschied, erklärt auch seine Berufung durch die Eleonorenstiftung. Denn als Verantwortlicher war Stephan Gürtler massgeblich an der erfolgreichen Realisierung des neuen Kinderspitals mit Forschungszentrum beteiligt. «Er bringt umfassende Kenntnisse in der Planung und Realisierung des neuen Smart-Building-Spitals mit und hat sich in den letzten Jahren einen vertieften Einblick in die betrieblichen Abläufe des Kinderspitals verschafft», heisst es in einer Mitteilung der Stiftung.

Vom Fricktal ins Oberbaselbiet
Der Oberbaselbieter hat das im vergangenen Jahr in Betrieb genommene Kinderspital also von der Pike auf kennengelernt und schien der Trägerschaft dadurch die ideale Führungspersönlichkeit zu sein. «Stephan Gürtler», so Stiftungspräsident Martin Vollenwyder, «versteht die Herausforderungen im Zusammenspiel zwischen innovativer Infrastruktur und optimaler Nutzung bestens.» Stephan Gürtler lebt seit 35 Jahren mit seiner Familie in Ormalingen. Er und seine Frau Silvia haben vier erwachsene Kinder im Alter zwischen 30 und 35 Jahren. Geboren in Köln, wo sein Vater damals doktorierte, ist der 64-Jährige aber in Magden aufgewachsen. Seine berufliche Ausbildung begann mit einer Lehre als Konstrukteur. Anschliessend absolvierte er das Technikum, die heutige Fachhochschule, in Muttenz und schloss als Betriebsingenieur ab.

Und was führte den Fricktaler letztlich ins Oberbaselbiet? «Meine Frau kommt aus Tecknau», meint er schmunzelnd. So lebten die Gürtlers nach dem Studium erst in Langenbruck und Waldenburg, bevor sie in Ormalingen ein Haus bauten. Sein jüngerer Bruder Christian, seines Zeichens Hausarzt in Gelterkinden, folgte ihm.

Obschon ausgebildeter Betriebsingenieur, hat Stephan Gürtler hauptsächlich in der Bau- und Immobilienbranche in leitenden Positionen gearbeitet. Sei es bei Suter + Suter, Piatti, Implenia und Allreal sowie seit 2020 eben bei der Gruner AG. «Das ist insofern kein Problem, als Betriebsprozesse und Bauplanung nahe beieinander liegen», so Gürtler.

Und vielleicht hat ja auch seine militärische Karriere das ihre dazu beigetragen, dass das Bauen ihn nicht mehr losliess. Gürtler hat diese mit einer Genie-Rekrutenschule begonnen und als Chef Genie Heer im Range eines Obersten beendet. «Auf jeden Fall habe ich das Führungsinstrumentarium im Militär mitbekommen», meint er rückblickend.

Stephan Gürtler war im Laufe seines bisherigen Lebens viel unterwegs, sei es beruflich, militärisch, aber auch sportlich, insbesondere für den OL-Sport. Der Orientierungslauf ist die Passion der ganzen Familie. Alle vier Kinder sind aktive Orientierungsläufer. Vater Stephan ist mittlerweile vor allem im Verbandswesen und bei der Organisation von Veranstaltungen wie «SwissOWeek» aktiv. Überhaupt ist er ein sehr aktiver Mensch. Das «Herumliegen» – auch in den Ferien – liegt ihm nicht.

Rentnerleben noch nicht in Sicht
Seine Funktion als Interims-CEO des Kinderspitals Zürich dürfte ihn voraussichtlich rund ein Jahr in Anspruch nehmen und mit Sicherheit in hohem Masse fordern. Denn das Kispi steht nach dem Neubau, wie die meisten Schweizer Spitäler, vor grossen finanziellen Herausforderungen.

Das scheint ihn allerdings nicht zu schrecken: «Ich habe immer spezielle Herausforderungen angenommen», erklärt Stephan Gürtler. Geht er anschliessend in Rente? «Vermutlich nicht», sagt der Ormalinger. Er mache halt immer gerne etwas. Und irgendetwas werde sich sicher noch ergeben.


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