Ein Leben für den Judo-Sport
27.11.2025 Sport, Weitere SportartenReto Dürrenberger wird heute ausgezeichnet
Seit 40 Jahren ist Reto Dürrenberger im Judo-Sport aktiv – als Athlet, Trainer oder Funktionär. Mehr als 20 Mal hat der 50-jährige Rickenbacher bei Schweizermeisterschaften gesiegt. Heute würdigt das Sportamt sein ...
Reto Dürrenberger wird heute ausgezeichnet
Seit 40 Jahren ist Reto Dürrenberger im Judo-Sport aktiv – als Athlet, Trainer oder Funktionär. Mehr als 20 Mal hat der 50-jährige Rickenbacher bei Schweizermeisterschaften gesiegt. Heute würdigt das Sportamt sein Engagement mit dem Anerkennungspreis.
Timo Wüthrich
Reto Dürrenberger dachte zunächst an etwas ganz anderes, als ihn das Sportamt Baselland anrief: «Ich war überzeugt, es gehe um einen Trainerkurs, für den ich mich angemeldet hatte», sagt der 50-Jährige. Doch die Mitteilung war eine andere: Dürrenberger erhält den Anerkennungspreis.
Als sich die Situation aufklärte, war der Rickenbacher überrascht: Er habe diese Würdigung gar nicht auf dem Radar gehabt. Verliehen wird Dürrenberger der Anerkennungspreis heute Abend im Rahmen der Baselbieter Sportpreisverleihung. Die Auszeichnung würdigt langjähriges Engagement. Für den Judoka ist sie ein Zeichen der Wertschätzung: «Seit 40 Jahren bin ich im Judo entweder als Athlet, Trainer oder Funktionär aktiv. Es ist schön, dass der Einsatz für Sport und Region anerkannt wird.»
21 nationale Meistertitel
Dass der Oberbaselbieter überhaupt zum Judo fand, ist auf einige unangenehme Erfahrungen während seiner Kindheit zurückzuführen: Als Knabe sei er gemobbt worden. Weil sein Selbstwertgefühl kaum vorhanden gewesen sei, sei er mit zehn Jahren nach Gelterkinden ins Judo geschickt worden. Dort traf Dürrenberger auf seinen Onkel, der ihn unter seine Fittiche nahm.
Obschon er anfangs nicht besonders talentiert gewesen sei, habe ihn das Kämpfen stets fasziniert: «Ich hatte Freude an diesem Sport und wollte besser werden. Das Hänseln in der Schule hörte auf und nach einigen Jahren durfte ich bei Wettkämpfen erste Erfolge feiern.»
Heute darf der 50-Jährige stolz auf seine Leistungen blicken. 21-mal wurde er Schweizer Meister in einer Kata-Disziplin, einer Form des Judos, in der festgelegte Bewegungsabläufe demonstriert werden. Erfolgreich ist Dürrenberger insbesondere im Katame-no-kata, bei dem zwei Judoka gemeinsam Techniken vorzeigen. Der Rickenbacher praktiziert diese Disziplin im Duo mit seinem Cousin Dominik Brandt. «Wir kennen uns aufgrund der familiären Verbundenheit sehr gut und müssen daher nicht jede Woche zusammen trainieren. Wir bereiten uns gemeinsam vor, wenn unmittelbar ein Wettkampf ansteht», sagt der Sportler.
Neben den Erfolgen im Doppel errang Dürrenberger im Einzel sechs weitere 1. Plätze an nationalen Meisterschaften. «Meine Solo-Karriere ist beendet. Dominik und ich treten noch im Katame-no-kata an, am Samstag findet im Waadtland gerade die Schweizermeisterschaft statt», so der 50-Jährige. «Wir werden sehen, was uns gelingt. Ich denke, wir beide können schon noch einige Jahre aktiv sein.»
Verletzungen als Prüfung
Wenn Dürrenberger nicht selbst aktiv ist, steht er dennoch auf der Matte: Er coacht junge Judoka. Bereits mit 18 Jahren übernahm er erste Trainings und fand rasch Freude daran, sein Wissen weiterzugeben. «Es ist grossartig, die sportliche Entwicklung der Athletinnen und Athleten zu beobachten. Als Trainer gibt es nichts Schöneres, als wenn du nach einigen Jahren gemeinsamer Zusammenarbeit siehst, wie sich Talent entfaltet», sagt der Rickenbacher.
In seinen vier Jahrzehnten im Judosport war der 50-Jährige in verschiedenen Funktionen tätig: Im Liestaler Verein «Budokai» war er Vorstandsmitglied, Instruktor und Kampfrichter. «Bis anhin ging zeitlich irgendwie alles auf», sagt er lachend, «mit einem guten Zeitmanagement lassen sich Arbeit und Sport vereinbaren.»
Etwas mehr Zeit für seine Aufgaben abseits der Matte hatte der Kampfsportler in schwierigen Phasen: Im Verlauf seiner Karriere erlitt er mehrere, teils gravierende Verletzungen. Dürrenberger musste sich bereits Operationen an beiden Schultern und Knien unterziehen. In diesen mühsamen Zeiten bot ihm die Arbeit als Funktionär willkommene Ablenkung. Heute betrachtet der Oberbaselbieter die Verletzungen als Prüfung seiner mentalen Resilienz: «Vieles entscheidet sich im Kopf – nicht nur im Sport. Der Wille, noch einmal kämpfen zu wollen, übertönte vieles.» Diese Haltung half ihm besonders, als ihm Ärzte nach einer weiteren Blessur rieten, mit dem Judo aufzuhören.
Dürrenberger ist froh, dass er trotz einiger Rückschläge immer am Ball blieb: «Es macht mir einfach Spass, mich zu bewegen. Egal ob auf der Matte oder anderswo.» Er hofft, dass der Judosport dank dem Anerkennungspreis wieder stärker in den Fokus rückt. «In den vergangenen Jahren gab es einen leichten Rückgang, aber keinen dramatischen. Bei den Jüngsten ist das Interesse gross. Schwierig ist vielmehr der Übergang vom Nachwuchs zur Elite.» Zunächst steht für den Rickenbacher jedoch anderes an: Nach der heutigen Verleihung des Anerkennungspreises folgt am Samstag die Schweizermeisterschaft im «Kata» – eine Woche später wird er als Trainer bei den nationalen Titelkämpfen im Einsatz stehen. «Ein Leben für das Judo», wie er sagt.



