«Ein Laufduell gegen meinen Bruder würde ich verlieren»
14.11.2024 FussballLoris Schreiber spielt in der U21 des FC Basel und in der U19-Nati
Der ehemalige Gelterkinder Junior Loris Schreiber hat turbulente, aber erfolgreiche
Monate hinter sich: Nachdem der 18-Jährige schon den Sprung in die U21 des FC Basel geschafft hat, wurde er ...
Loris Schreiber spielt in der U21 des FC Basel und in der U19-Nati
Der ehemalige Gelterkinder Junior Loris Schreiber hat turbulente, aber erfolgreiche
Monate hinter sich: Nachdem der 18-Jährige schon den Sprung in die U21 des FC Basel geschafft hat, wurde er erstmals ins U19-Nationalteam berufen.
Heinz Degen
Wenn man den Trainer der U21 des FC Basel, Mario Cantaluppi, auf seinen Spieler Loris Schreiber anspricht, gerät er geradezu ins Schwärmen. «Loris verkörpert den sogenannten ‹Joggeli-Spieler› zu 100 Prozent. Das heisst, er vereint alle Eigenschaften, die wir gemäss unserer Philosophie von unseren Nachwuchsspielern verlangen, nämlich Disziplin, Ordnung, Anstand, Lernfähigkeit und Kritikfähigkeit.» Es verwundert nicht, dass Cantaluppi eine Lobeshymne auf seinen Schützling anstimmt, denn er war es, der als Trainer der U19 auf diese Saison hin klubintern in die U21 aufstieg und seinen Captain sogleich in die nächst höhere Kategorie mitnahm.
Da der FC Gelterkinden damals noch kein G-Junioren-Team anbot, begann die Fussballreise von Loris Schreiber einst beim FC Liestal, ehe er beim FCG einstieg. Als 10-Jähriger wechselte er dann in die U11 des FC Basel. Dort flog er lange Zeit eher unter dem Radar, sprich, er musste sogar den Umweg über die ungeliebte U17 nehmen, da ihm der Sprung von der U16 direkt in die U18 verwehrt blieb. Doch spätestens in der Saison 2023/24 startete Schreiber durch. Schon bald war er Captain der U19, wurde Schweizer Meister und war Führungsspieler des erfolgreichen Teams. Das bestätigt auch Cantaluppi: «Loris hat extreme Fortschritte in allen Bereichen gemacht. Zudem versteht er es, Energie in ein Team zu bringen, ist total akzeptiert, aber auch demütig geblieben. Seine Geduld hat massgeblich zu seinem Aufstieg beigetragen.»
Der Traum: Profi beim FCB
Geduld war auch zu Beginn der aktuellen Saison gefragt, als Schreiber in den ersten Partien der U21 lediglich zu Teileinsätzen kam. Erst als sich ein Spieler auf seiner, der Position des Linksverteidigers, verletzte, kam seine Chance. Diese packte er beim Schopf und ist seither Stammspieler. So überraschte es wenig, dass auch erstmals ein Aufgebot für die Nationalmannschaft ins Haus flatterte (die «Volksstimme» berichtete). In Wil gab er in einem Testspiel gegen die Ukraine seinen Einstand im roten Dress mit dem Schweizerkreuz. Bezeichnend für seinen aktuellen Lauf: Loris reihte sich sogleich unter die Torschützen ein.
Klar, dass er seine aktuelle Verfassung mit «zufrieden und glücklich» beschreibt, denn dank dieses gelungenen Auftritts erfolgte die von ihm nicht unbedingt erwartete Nomination für die EM-Qualifikationsspiele in Finnland. Die Schweiz schied zwar aus, aber Schreiber kam zu einem Einsatz in der letzten Partie gegen San Marino.
Schreiber beschreibt sich als Fussballer selber so: «Ich war nie der beste Techniker, war aber immer ein grosser Kämpfer und habe mich zusehends zum Führungsspieler entwickelt. Dass es erst jetzt in die Nati gereicht hat, liegt daran, dass ich als ehemaliger Flügelspieler ein zu offensiver Verteidiger war. Da ich nun – auch auf Intervention des Nati-Trainers – mein Defensivverhalten verbessern konnte, bin ich zum kompletteren Abwehrspieler geworden.»
Auch wenn in den vergangenen Monaten alles sehr schnell gegangen ist, schaut Schreiber schon in die Zukunft. Zwar rechnet er damit, dass er auch in der nächsten Saison in der U21 spielen wird – und eventuell die Vorbereitung der ersten Mannschaft mitmachen könnte. «Aber», so Schreiber, «man weiss nie so richtig, wie es herauskommt. Es könnte durchaus auch sein, dass ich an einen Challenge-League-Verein ausgeliehen werde.» Der Verteidiger gibt sich in dieser Beziehung gelassen. Da er im Frühling seine Sport-KV-Lehre abschliesst, ist er ab nächster Saison in Bezug auf die Fussballkarriere frei. Und «Umwege» kennt der 18-Jährige ja schon. Doch der Traum, dereinst als Profi im «Joggeli» aufzulaufen, der lebt. Aktuell finden Schreibers Spiele noch im Leichtathletikstadion statt. Übermorgen Samstag um 15.30 Uhr empfängt der FCB die U21 des FC Zürich.
Schon immer sehr ehrgeizig
Die Schreibers sind eine fussballverrückte Familie. Auf die Frage, ob denn, wenn die vierköpfige Familie mal vereint am Tisch sitzt, auch andere Themen als Fussball Platz haben, muss der jüngste Sohn schmunzeln und zugeben, dass sich doch meist alles um diesen Sport dreht. Immerhin war sein Vater Roger selber Spitzenfussballer (1996 bis 1998 beim FC Basel) und der sechs Jahre ältere Bruder Kevin (FC Liestal) führt die Torschützenliste der 2. Liga an.
Auf die Frage, was er gerne von Kevins Fähigkeiten als Fussballer hätte, antwortet der jüngere Bruder sofort: «Seine Schnelligkeit! Obwohl ich ihn körperlich längst überholt habe, würde ich wohl nie ein Laufduell gegen Kevin gewinnen.» Die Bestätigung des Bruders folgt auf dem Fuss: «Punkto Schnelligkeit kommt er nicht an mich heran, aber in allen anderen Belangen ist er besser als ich. Trotzdem bin ich stolz auf ihn und bilde mir schon ein, dass ich als älterer Bruder auch mitverantwortlich dafür bin, dass Loris auf dem Weg ist, als Fussballer Karriere zu machen.»
Da schaltet sich Mutter Denise ein und ergänzt, dass ihr jüngerer Sohn schon immer extrem ehrgeizig gewesen sei und er, obwohl ein Stück jünger als sein Bruder, schon früh Duelle auf allen sportlichen Ebenen mit Kevin austragen wollte. Bei den logischerweise zahlreichen Niederlagen sei er jeweils zutiefst enttäuscht und manchmal auch ein schlechter Verlierer gewesen. Aber vielleicht waren es ja genau diese Erfahrungen, die Loris Schreiber zu dem erfolgreichen Sportler gemacht haben, der er heute ist.