In Southport, Australien, endet die Gelassenheit auf hoher See jäh. Die Suche nach einem Liegeplatz gestaltet sich mühsam. Die Marinas sind ziemlich belegt und auf grosse Yachten bis zu 65 Metern ausgelegt – nichts für Schiffe unter 15 Metern Länge. Zudem sind die ...
In Southport, Australien, endet die Gelassenheit auf hoher See jäh. Die Suche nach einem Liegeplatz gestaltet sich mühsam. Die Marinas sind ziemlich belegt und auf grosse Yachten bis zu 65 Metern ausgelegt – nichts für Schiffe unter 15 Metern Länge. Zudem sind die wenigen allgemeinen und leeren Liegeplätze bei den ankommenden Seglern begehrt. Ein gesamter Steg ist nur für Helikopter vorgesehen, die am Wochenende im 20-Minuten-Takt die Schiffseigner direkt in die Marina fliegen. In Europa undenkbar.
Wegen der grossen Yachten verlangen Marinas, dass Schiffe für umgerechnet mindestens 6 Millionen Euro versichert sind. Deshalb muss Tom seine Haftpflichtversicherung, die 1,5 Millionen Euro deckt, kurzfristig erhöhen. Die Hektik des Alltags hat uns also schlagartig wieder – ein krasser Gegensatz zu den sechs Tagen purer Freiheit auf hoher See, als nur das Schiff, die Natur und der Rhythmus von Wind und Wellen zählten.
Schlussendlich erhalten wir im Southport Yachthafen einen Liegeplatz für zwei Tage. Weitere fünf Tage liegen wir im Nerang River vor Anker. Aufgrund von zu starkem Wind, der gegen unsere geplante Fahrtrichtung weht, können wir vorerst nicht Richtung Sydney segeln. Wir mieten uns einen Kleinwagen und nutzen die Zeit, um Southport, Brisbane und das Hinterland zu erkunden.
Es gibt viel Interessantes und Wissenswertes zu entdecken. Beeindruckend sind die vielen riesigen Naturparks im Umland und die Tatsache, dass selbst die Millionenstadt Brisbane unglaublich grün ist. Sie verfügt über Dutzende Parkanlagen und botanische Gärten. Die Idee einer grünen Stadt entstand bereits Ende des 19. Jahrhunderts durch den Briten Ebenezer Howard. Er wollte die Vorteile von Stadt und Land vereinen. Seither investiert Brisbane viel in seine Grünanlagen und deren Ausbau, was angesichts der Klimaveränderung an Bedeutung gewinnt.
In der Nähe von Southport befindet sich an der Gold Coast das bekannte «Surfers Paradise» mit seiner imposanten, weitum sichtbaren Hochhaus-Skyline und dem berühmten drei Kilometer langen, goldenen Sandstrand. Dieser wird ganzjährig von Rettungsschwimmern überwacht, denn es gibt starke Strömungen, hohe Wellen und Stürme, die sich schnell und unvorhersehbar bilden und eine permanente Gefahr sind – auch für das Segeln entlang der Küste.
Bis Sydney sind es noch gut 400 Seemeilen, und die Zeit drängt, denn wir wollen unterwegs noch weitere Orte ansteuern. Das Wetter bleibt unbeständig, mit der Gefahr von Stürmen, um die wir wohl kaum herumkommen.
Jo Krebs
Jo Krebs segelt seit Jahrzehnten. Der einstige Versicherungsexperte leitete unter anderem bei der PostFinance AG strategische Projekte, ehe der Gelterkinder 24 Jahre lang Kommunikationschef bei Primeo Energie war. Der 65-Jährige berichtet in dieser Reihe jede Woche von der Überfahrt von Neukaledonien nach Sydney, bei der er einen Weltumsegler auf dessen Katamaran unterstützt.