Ein heisser Jubiläumstag Radsport
12.08.2025 Sport, Weitere SportartenDer GP Oberbaselbiet fordert die Fahrerinnen
Bei hochsommerlichen Temperaturen hat der GP Oberbaselbiet seine 20. Austragung gefeiert. In Zunzgen boten Nachwuchs- und Elitefahrerinnen packenden Radsport, spannende Duelle und grosse Emotionen – auf einer Strecke, die kaum Erholung ...
Der GP Oberbaselbiet fordert die Fahrerinnen
Bei hochsommerlichen Temperaturen hat der GP Oberbaselbiet seine 20. Austragung gefeiert. In Zunzgen boten Nachwuchs- und Elitefahrerinnen packenden Radsport, spannende Duelle und grosse Emotionen – auf einer Strecke, die kaum Erholung zuliess.
Michael Herrmann
Zunzgen hat sich am Sonntag bei brütender Sommerhitze in ein Mekka des Schweizer Radsports verwandelt. Die 20. Austragung des GP Oberbaselbiet wurde nicht nur zu einer Feier des traditionsreichen Rennens, sondern auch zu einem sportlichen Höhepunkt für die Schweizer Nachwuchs- und Frauenelite. Schon am frühen Morgen strömten Eltern, Angehörige sowie Zuschauerinnen und Zuschauer an die Strecke, um die Fahrerinnen und Fahrer auf den engen Strassen und bei den giftigen Anstiegen rund um Zunzgen anzufeuern. Die Hitze, die im Verlauf des Tages auf über 30 Grad kletterte, verlieh den Rennen zusätzliche Härte
– und machte die Leistungen der Athletinnen und Athleten umso bemerkenswerter.
Der Tag begann noch bei angenehmen Temperaturen, als knapp 75 Fahrer aus den Kategorien U23, Junioren und Masters an den Start gingen. Die Strecke, gespickt mit kurzen, aber steilen Rampen, einer steilen und technischen Abfahrt und sehr engen Kurven, liess kaum Zeit zur Erholung. Schon nach dem ersten Bergpreis war das Feld in mehrere Gruppen zerrissen. Die Favoriten hatten sich schnell in einer grösseren Spitzengruppe versammelt, in der vor allem die U23-Fahrer für ein hohes Tempo sorgten.
Runde um Runde dezimierte sich diese Formation, denn das ständige Auf und Ab kostete Körner. Drei Runden vor Schluss waren nur noch acht Fahrer übrig. Am Bergpreis setzte Jan Huber dann eine entscheidende Attacke, der einzig Melk Zumstein folgen konnte. Dahinter kämpften Florian Hochuli, Nicolas Halter und Alessio Bragagna in einer Verfolgergruppe, doch der Abstand nach vorne blieb konstant.
Kurz vor dem Ziel bewies Huber nochmals seine Entschlossenheit: Mit einem explosiven Antritt distanzierte er Zumstein und gewann mit fünf Sekunden Vorsprung. Für den jungen Fahrer, der bereits beim GP Gippingen im Nationalmannschaftstrikot auf sich aufmerksam machte, ist dieser Sieg ein weiterer Meilenstein. Sein nächstes Ziel ist die prestigeträchtige «Tour de l’Avenir», die als Talentschau für künftige Profis gilt und schon Stars wie Tadej Pogacar und Egan Bernal hervorgebracht hat.
Hitze, Taktik und ein Sprint
Vor dem Start der Frauenrennen B und Elite wurde die junge Jael Linda Plattner vom VC Gelterkinden für ihren Schweizermeistertitel bei den Anfängerinnen geehrt. Für die Lokalmatadorin verlief das Rennen jedoch nicht wie erhofft – bereits nach einer Runde musste sie aufgeben.
Im Elitefeld wurde von Beginn weg hart gefahren. Die Mountainbike-Weltcupsiegerin Alessandra Keller aus Ennetbürgen, eine der weltbesten Fahrerinnen im Short Track, setzte mit wiederholten Attacken am Berg immer wieder Nadelstiche und sorgte für eine frühe Selektion. Eine vierköpfige Spitzengruppe konnte sich entscheidend absetzen und harmonierte gut – trotz der brütenden Hitze, die nun auch das Publikum in den Schatten trieb.
Nach zehn kräfteraubenden Runden kam es zum Sprint dieser Spitzengruppe. Jasmin Liechti (Team Nexetis) erwischte das beste Timing und setzte sich knapp vor Keller und ihrer Teamkollegin Lea Huber durch. Für das Gesamtklassement des Frauencups reichte der 7. Rang der Japanerin Tsuyaka Uchino, um sich den Gesamtsieg vor Lea Fuchs zu sichern – ein Beweis dafür, wie entscheidend jeder Punkt in dieser Serie ist.
Machtdemonstration bei der U15
Im Rennen der U15 setzte Yanis Berthoud (Team Humard VP) ein klares Ausrufezeichen. Der Jurassier dominierte das Geschehen nach Belieben, bestimmte das Tempo und sprengte in der drittletzten Runde die Spitzengruppe. Mit einem kraftvollen Solo baute er seinen Vorsprung auf fast eine Minute aus und überquerte schliesslich jubelnd die Ziellinie. Seine Leistung blieb auch den Scouts mehrerer europäischer Juniorenteams nicht verborgen. Setzt er seine Entwicklung fort, könnte er schon bald auf internationaler Bühne für Aufsehen sorgen.
Auch organisatorisch präsentierte sich der GP Oberbaselbiet von seiner besten Seite. Mehr als 60 Streckenposten sorgten unter der erfahrenen Leitung von Walter Gysin für Sicherheit, während die Motorradstaffel um Beat Wettstein – bekannt von der Tour de Suisse – das Feld professionell begleitete. Die Streckensicherung, die enge Zusammenarbeit mit den Behörden und die reibungslose Rennabwicklung unterstrichen einmal mehr den hohen Standard dieser Veranstaltung.
Für OK-Präsident Andreas Wild war es ein besonderer Tag. Seit 20 Jahren leitet er das Rennen mit unermüdlichem Engagement und hat es geschafft, den GP Oberbaselbiet in einer Zeit zu etablieren, in der viele andere Traditionsrennen von der Bildfläche verschwanden. Die Kombination aus sportlicher Qualität, regionaler Verwurzelung und konsequenter Nachwuchsförderung ist ein Erfolgsrezept, das auch in Zukunft Bestand haben könnte. Wild zeigte sich mit der Jubiläumsausgabe äusserst zufrieden
Das Jubiläumsrennen zeigte eindrücklich, warum der GP Oberbaselbiet mehr ist als ein Termin im Rennkalender. Er ist Treffpunkt für die Schweizer Radsportfamilie, Bühne für aufstrebende Talente und Beweis dafür, was möglich ist, wenn Leidenschaft und Organisationstalent zusammentreffen – selbst bei brütender Hitze.
Resultate unter www.gpobb.com