Ein guter Start in den Tag
29.04.2025 WisenMichael Häfeli bringt neues Gastrokonzept nach Sissach in den «Cheesmeyer»
«Bloomell Coffeehouse» steht für Frühstück und Brunch, zubereitet vor den Gästen. Mit diesem Konzept übernimmt die WGT Hospitality AG ab 1. Mai als dritten Standort ...
Michael Häfeli bringt neues Gastrokonzept nach Sissach in den «Cheesmeyer»
«Bloomell Coffeehouse» steht für Frühstück und Brunch, zubereitet vor den Gästen. Mit diesem Konzept übernimmt die WGT Hospitality AG ab 1. Mai als dritten Standort den Betrieb im «Cheesmeyer» in Sissach. Dahinter steckt Michael Häfeli aus Wisen.
Brigitte Keller
Es war vor vielen Jahren, als ein junger Mann aus der Schweiz nach dem Lehrabschluss als Hochbauzeichner für einen dreimonatigen Sprachaufenthalt in Toronto weilte. Da der Inhalt des Kühlschranks der Familie, bei der er untergebracht war, ein wenig einladendes Angebot enthielt, legte der hungrige Schüler täglich einen Zwischenstopp in einem «Coffeehouse» ein. Dort sass er dann an der Theke und genoss neben Spiegelei und Speck auch das Kommen und Gehen der Leute. «Ich habe es geliebt, so in den Tag zu starten», erzählt Michael Häfeli. Dass eines Tages aus dieser «Liebe» seine eigene Geschäftstätigkeit resultieren würde, daran dachte er damals überhaupt nicht.
Woran Michael Häfeli, 46 Jahre alt und seit rund 18 Jahren in Wisen zu Hause, aber schon damals dachte, war, dass er sein eigenes Geschäft haben wollte. Aufgewachsen ist er mit zehn Geschwistern im Freiamt, Kanton Aargau. Als er 15 Jahre alt war, zog die Familie nach Lostorf (SO). Schon während der Lehre als Hochbauzeichner träumte er von einem eigenen Architekturbüro. So ganz zugetraut hat er es sich dann aber doch (noch) nicht. Er wechselte zu einer Bank und hängte in der Folge ein Wirtschaftsstudium an.
Begegnung mit Folgen
Er stand kurz davor, eine Karriere im Banksektor einzuschlagen, «obwohl es gar nicht so zu mir gepasst hätte», erzählt Michael Häfeli. Doch es kam zu einer schicksalhaften Begegnung, die seinen weiteren Lebensweg entscheidend beeinflusste. Er lernte Kurt Widmer, Bauer und Sozialpädagoge, kennen. «Er war Leiter des Jugendtreffs Olten und hatte zu jener Zeit gerade ein altes Haus in Trimbach gekauft, um Menschen in Notlage eine vorübergehende Unterkunft anbieten zu können», erzählt Häfeli.
«Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen so menschenorientierten, hilfsbereiten und selbstlosen Menschen angetroffen. Kurt Widmer erzählte mir von seinen Visionen und Plänen mit dem Haus.» Widmers Haltung und Lebenseinstellung beeindruckten Häfeli. Und als Widmer ihn fragte, ob er ihm nicht helfen wolle, den Verein «WG Treffpunkt» aufzubauen, sagte er zu. «Alles, was ich im Studium gelernt hatte, konnte ich sofort umsetzen», sagt Häfeli. Das Sozialunternehmen wuchs rasch und etablierte sich mit verschiedenen Standorten und Angeboten im ganzen Kanton Solothurn.
«Unsere Philosophie war immer, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Stärken zu entdecken, ihre Talente zu verwirklichen und Ideen umzusetzen», erklärt Häfeli. So sei beispielsweise auch das «Juralphorn – das Alphorn aus dem Jura» daraus hervorgegangen. Eine der weiteren Ideen, die in die Tat umgesetzt wurde, entstammte aus der Feder von Häfeli: ein «Coffeehouse» als Treffpunkt. Ein Ort, gemütlich wie ein Zuhause, an dem sich Menschen jeden Alters und aus allen Schichten treffen können.
Von der Idee und der ersten Skizze – ein Vorbild steht unter anderem in Fort Bragg in Kalifornien – bis zur Umsetzung dauerte es rund zwei Jahre. Als Standort wählte der Verein das geplante neue Stadtquartier Olten Südwest. Im ersten Gebäudekomplex, der dort gebaut wurde, entstand 2015 das «Bloomell Coffeehouse».
«Bevor wir eröffnet haben, hatte ich schon ein paar schlaflose Nächte», gesteht Häfeli. «Kaum ein Mensch verirrte sich bis zu diesem Zeitpunkt nach Olten Südwest.» Ob jetzt die Leute ausgerechnet zu ihnen ins «Coffeehouse» kommen würden, fragte er sich. Sie kamen. Und kommen seit bald zehn Jahren. Diese Art von Café war neu und die Leute nehmen weite Wege auf sich, um sich dort zu treffen.
Der Wunsch, Unternehmer und alleiniger Verantwortlicher eines Geschäfts zu sein, liess Michael Häfeli nie los, und so entschied er sich 2019, nach 14 Jahren «Lebensschule im Umgang mit den verschiedensten Menschen», wie er es nennt, einen neuen Weg einzuschlagen. Er verliess die Geschäftsleitung der Sozialinstitution und kaufte dieser gleichzeitig das «Bloomell» ab. Das Konzept stammte von ihm und nun wollte er es weiter voranbringen. «Es ist der Ort geworden, wie ich ihn mir immer erträumt hatte. Ein Ort, der Freude macht und wo sich die Leute gerne aufhalten – Gäste wie Angestellte.
Auf der Website von «Bloomell» wird Häfeli wie folgt beschrieben: «Unser Big Boss und gleichzeitig bester Kunde. Als Betriebswirtschafter liebt er die Zahlen und Statistiken und findet immer etwas zum Optimieren. Er coacht tatkräftig von der Seitenlinie aus und hat Ideen und Visionen wie kein anderer …»
Auch in Sachen «Kaffee» überlässt Häfeli nichts dem Zufall. «Ich trinke sehr gerne Kaffee und habe mich intensiv damit beschäftigt. Ich habe eine Barista-Ausbildung gemacht und mich zum Kaffee-Sommelier weitergebildet.» Sehr guter Kaffee sei ein Kernbestandteil seiner Philosophie.
Hinter der Theke wird man Häfeli aber trotzdem kaum antreffen. «Nein», gibt er lachend zu, «das ist nicht mein Wohlfühlplatz.» Er bleibe der Visionär und Gesamtverantwortliche hinter den Kulissen. Auch sein soziales Engagement führt er weiter, etwa als Stiftungsrat beim Jugendsozialwerk Blaues Kreuz Baselland.
Familienpower
Angestellte zu finden, welche die Art und Weise der «Bloomell»-Unternehmenskultur verkörpern, sei auch in Sissach nicht ganz einfach. Tagtäglich vor aller Augen zu kochen und auch in stressigen Zeiten gelassen und freundlich zu sein, das sei eine besondere Herausforderung, ist sich Häfeli bewusst.
Er freut sich, dass seine Ehefrau Rebekka, bisher als Primarlehrerin in Rünenberg tätig, im Sommer vollzeitlich ins Unternehmen einsteigen wird. Auf ein paar Personen kann sich Michael Häfeli zudem seit Jahren verlassen, so insbesondere auch schon seit zehn Jahren auf seine jüngste Schwester Tiria Häfeli. Sie wird im «Cheesmeyer» in der Anfangszeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Das «Bloomell Coffeehouse» im «Cheesmeyer» wird am 1. Mai als «Pop-up» eröffnet. Ein Baugesuch für eine Kapazitätserhöhung ist eingereicht. Wenn alles planmässig läuft, sollen während der Sommerferien sanfte Renovierungsarbeiten, Umgestaltungen und Ergänzungen der Küchenausstattung stattfinden, damit ab August das volle Angebot zur Verfügung steht. Bleibt nur noch zu wünschen, dass die Gäste auch bei der in Sissach nicht immer einfachen Parkplatzsuche fündig werden.