Ein Dorf mit 24 Klangwelten
23.08.2024 Oltingen, KulturDas Rümlinger Festival findet vor der Haustür statt
Nach dem Abstecher ins Tessin im vergangenen Sommer geht das Festival für Neue Musik Rümlingen an diesem Wochenende wieder in heimischen Gefilden, genauer in Oltingen, über die Bühne. Auch ein Künstler ...
Das Rümlinger Festival findet vor der Haustür statt
Nach dem Abstecher ins Tessin im vergangenen Sommer geht das Festival für Neue Musik Rümlingen an diesem Wochenende wieder in heimischen Gefilden, genauer in Oltingen, über die Bühne. Auch ein Künstler aus Böckten musiziert.
Jürg Gohl
24. Alles dreht sich in Oltingen am Wochenende um diese Zahl. Das alljährliche Festival für Neue Musik Rümlingen wird heuer nach seinem letztjährigen Gastspiel in der Südschweiz wieder ins Oberbaselbiet zurückkehren. Es wird am Samstag, 24. August, um 15 Uhr, mit den ersten Klängen beginnen, bevor ein siebenteiliger Parcours beginnt. Und exakt 24 Stunden später verstummen. Ein Ziel ist es, dass den Gästen die unterschiedlichen Phasen eines ganzen, 24 Stunden umfassenden Tags erfahrbar gemacht wird.
Nur im Programm liessen sich die Veranstalter nicht einengen, werden doch weit mehr als 30 verschiedene Veranstaltungen darin aufgeführt, die sich wiederum auf 24 verschiedene Spielorte in Oltingen verteilen. Die internationalen Künstlerinnen und Künstler reisen sogar aus Ägypten und Argentinien an.
Zuletzt wurde das Festival immer alternierend im Oberbaselbiet oder in einem anderen Landesteil durchgeführt: Im Corona-Jahr 2020 spannte der organisierende Verein mit dem Skulpturenweg in Läufelfingen zusammen; 2021 wurde auf den Spuren des Dichters Robert Walser gewandelt; vor drei Jahren verteilten sich die Aktivitäten wiederum auf die drei Oberbaselbieter Gemeinden Kilchberg, Oltingen und Rümlingen; und nach dem letztjährigen Abstecher in den Kanton Tessin ist an diesem Wochenende wieder das Oberbaselbiet an der Reihe, Gastgeber des in Fachkreisen sehr renommierten Anlasses zu sein. Genauer: Oltingen.
Dort werden die Künstlerinnen und Künstler in einer Traktorgarage, in Dachstöcken und Scheunen ihre eigenwilligen Klanginstallationen und Kompositionen zeigen. Zu den Schauplätzen zählt wie gewohnt auch die freie Natur, zu der das Festival seit seiner Erstauflage 1990 einen engen Bezug pflegt. Aber auch das Restaurant Ochsen, die Mühle, der Dorfplatz und, wie vor zwei Jahren, die Kirche zählen zu den Schauplätzen. Eröffnet wird das Festival am Samstag um 15 Uhr auf dem Schulhausplatz und es endet 24 Stunden später vor dem «Ochsen».
«Ein traumhaft schönes Dorf»
Tumasch Clalüna, der Geschäftsführer des Festivals, führt gleich mehrere Gründe an, weshalb die Wahl zum inzwischen dritten Mal auf diese Gemeinde gefallen ist. «Erstens ist es ein traumhaft schönes Dorf», sagt er. Zweitens schätze er, wie offen es dem Anlass gegenübersteht. «Da öffnen die Leute für uns ihre privaten Räume. Ihr Vertrauen ist sensationell», sagt Clalüna. «Und unsere Kunst stösst bei den Einheimischen auf grosses Interesse.»
Sie wirken sogar aktiv mit. Die Primarschule steht als Chor im Einsatz, andere beteiligen sich ebenso. Der einzige Künstler aus dem Oberbaselbiet ist Robin Michel und kommt aus Böckten. In der Sägerei bei der oberen Mühle «lotet er Oltingen aus der Vogelperspektive aus», wie im Programm versprochen wird. Gemäss Programm steht er dort 24 Stunden im Einsatz. Zwischen 22.30 und 5.00 Uhr in der Früh ruht aber das Festival, sehen wir von den beiden DJ ab, die in dieser Zeit in der Niklausstube die Nimmermüden mit Klängen versorgen.
In der Turnhalle kann übernachtet werden. Allerdings sind alle 100 Plätze bereits vergeben. Das Gleiche gilt für das gemeinsame Nachtessen im «Ochsen», in dem alle 100 Plätze besetzt sind. Platz hat es nur noch für «Tagesgäste», wie sie Tumasch Clalüna bezeichnet.
Im kommenden Jahr begibt sich das Festival an den Lac de Joux im Jura, wo das Festival mit einem örtlichen Veranstalter aus der gleichen Sparte auf die Beine gestellt wird. 2025 wird das Festival nicht im Sommer, sondern bereits am Pfingst-Wochenende stattfinden. Und eine zweite Neuerung könnte bereits im Folgejahr anstehen. Die Rümlinger Veranstalter erwägen: Wieso nicht einmal in einem anderen Kantonsteil?