Ein Debattierer, der sich selber hinterfragt
02.10.2025 GelterkindenPfarrer Eric Hub prägt die Zukunft der Kantonalkirche mit
Seit rund 100 Tagen ist der Gelterkinder Pfarrer Eric Hub Mitglied des Evangelisch-reformierten Kirchenrats Baselland. In seinem Ressort möchte er mithelfen, mit den Menschen vor Ort die Kirchgemeinden und Kirchen ...
Pfarrer Eric Hub prägt die Zukunft der Kantonalkirche mit
Seit rund 100 Tagen ist der Gelterkinder Pfarrer Eric Hub Mitglied des Evangelisch-reformierten Kirchenrats Baselland. In seinem Ressort möchte er mithelfen, mit den Menschen vor Ort die Kirchgemeinden und Kirchen weiterzuentwickeln.
Tobias Gfeller
«Das war in den vergangenen sechs Jahren meine Freizeit», sagt Eric Hub und zeigt auf einen Stapel vollgeschriebener A4-Blätter mit einer farbigen Titelseite. Er umfasst 287 Seiten und ist das Ergebnis von Recherchen und Gedanken von Eric Hub. Demnächst wird der Stapel unter dem Titel «Warum die Bibel Frieden predigt, auch wenn sie von Krieg spricht» als erstes Buch des Gelterkinder Pfarrers erscheinen.
Eric Hub nimmt darin Stellung zu schwierigen Fragen der Kirche – unter anderem zu Kreuzzügen und Glaubenskriegen – und äussert auch dezidierte Kritik. «Die Kirche hat viel Schuld auf sich geladen», meint Hub nachdenklich. Im Buch erklärt der 51-Jährige, wie es zu den negativen Ereignissen in der Kirchengeschichte gekommen ist und was Jesus dazu sagt. «Die ursprüngliche Quelle mit Jesus ist nicht vergiftet», versichert Hub. Die Frage, ob man nach all dem Negativen aus der Vergangenheit überhaupt noch zur Kirche stehen könne, treibt den Pfarrer seit jungen Jahren um. «Das Buch soll eine Hilfestellung für alle sein, die sich ähnliche Fragen gestellt haben oder noch immer stellen.»
Auch mit 51 Jahren stellt sich der Gelterkinder Pfarrer grundsätzliche Fragen zu Gott, zum Glauben und zur Kirche als Institution. Hub ist ein leidenschaftlicher Debattierer. Auch hinterfrage er sich immer wieder selber.
Seit dem 1. Juli stellt sich Hub auch von Amtes wegen als Mitglied des Kirchenrats der Evangelisch-reformierten Kirche Baselland grundsätzliche Fragen zur Entwicklung der lokalen Kirchgemeinden und Kirchen. Hub folgte im Rat auf den Sissacher Pfarrer Matthias Plattner. Hub trat dem Gremium bei, als dieses mit der Visitation (dem Befragen und Analysieren aller Kirchgemeinden im Kanton) sowie der Formulierung einer neuen Verfassung und Ordnung zwei wichtige Pflöcke eingeschlagen hatte. «Damit wurden die Grundlagen geklärt. Nun müssen wir Neues überlegen und angehen», erklärt der Pfarrer. Eine der zentralen Fragen laute: «Wie können wir vor Ort so gut Kirche sein wie möglich?»
Die optimale Kirchen- und Gemeindeentwicklung, für die Hub als Ressortchef verantwortlich ist, könne man nicht auf dem Reissbrett zeichnen und über alle Standorte stülpen. «Die Kirchgemeinden und Menschen dahinter sind sehr unterschiedlich. Darauf muss Rücksicht genommen werden.» In den ersten rund 100 Tagen habe er viele Gespräche geführt. Weitere folgen. Um ein erstes Fazit zu ziehen, sei es noch zu früh.
Bereits seit seinem ersten Arbeitstag als Kirchenrat ist Hub daran, zusammen mit Judith Borter, der Beauftragten für «Bildung und Diversität», weitere Schulungen im Bereich «Prävention von Grenzverletzungen» aufzugleisen. Ein Thema, dem sich die Kantonalkirche schon länger widmet und das kürzlich wegen Meldungen über Grenzverletzungen erschütternde Aktualität gewonnen hat. «Kirche muss ein Raum von Vertrauen und gegenseitigem Respekt sein», betont Hub.
Er gestaltet gerne mit anderen Menschen: «Ich habe viele Ideen, beschäftige mich schon lange und intensiv mit der Kirche und der Gesellschaft.» Als Kirchenrat agiere er nach dem Credo «Mitgestalten statt durchsetzen».
Vielseitiger Werdegang
Hub kam über Umwege zum Pfarrberuf. Mit 18 Jahren gründete er eine Firma im Bereich der Beschallung von Rockkonzerten. Auch arbeitete er als Sportjournalist und Dozent. Später studierte er Geschichte und Germanistik in Basel und an der University of Michigan, USA, um Lehrer zu werden. Sieben Jahre lang unterrichtete Hub an der theologischen Mittelschule in Basel. Schon damals diskutierte und debattierte er mit den Schülerinnen und Schülern über die kleinen und grossen Fragen des Lebens und des Glaubens.
Der Gedanke an ein mögliches Theologiestudium verschwand in diesen Jahren nie gänzlich. Die Wende kam, als ein befreundetes Paar ihn anfragte, ob er sie trauen würde, da Hub schon früh bekannt für seine inhaltsvollen und spannenden Ansprachen war. Die Trauung stiess bei den Gästen auf ein positives Echo. Ein Gast fragte ihn beim Apéro: «Warum wurdest du nicht Pfarrer?» Eric Hubs Frau stand daneben und meinte: «Das sage ich ja schon lange.»
Nach dem Theologiestudium in Basel und Heidelberg liess sich Hub zum Pfarrer ausbilden. Im Konfirmationsunterricht kann er seiner Leidenschaft fürs Diskutieren mit Jugendlichen weiterhin nachgehen. «Natürlich möchte ich auch etwas vermitteln. Mir ist aber wichtiger, dass die Teilnehmenden lernen, sich selber Gedanken zu machen.» In Zeiten von Social Media sei dies schwieriger geworden, findet Hub.
Nach einer Pfarrstelle in Bad Ragaz zog es den gebürtigen Binninger vor elf Jahren ins Baselbiet zurück: nach Gelterkinden zur Kirchgemeinde Gelterkinden-Rickenbach-Tecknau. Hier fühle er sich privat und beruflich sehr wohl. «Gelterkinden und die Kirchgemeinde sind vielseitig. Man ist noch nah beieinander. Dadurch kann man gemeinsam viel bewegen.»
Findet Eric Hub neben dem Pfarramt, der Familie mit zwei Töchtern und dem Buchprojekt Zeit für sich, steht er gerne in der Küche. Will er jemanden kulinarisch beeindrucken, wagt er sich an ein richtiges indisches Curry. «Aber nicht scharf. Ich bin ein Weichei», sagt er und lacht. Auch wirft Hub gerne alles in einen Topf – natürlich nur beim Kochen. Das passe zu ihm als Person. «Ich kann viele Sachen gleichzeitig gut finden.» Diese Gabe braucht Eric Hub als Kirchenrat, wenn er zwischen Anwil und Schönenbuch den richtigen Ton treffen will.

