Ein Betrieb trotzt den allgemeinen Trend
11.10.2024 HölsteinMit der Anstellung einer professionellen Köchin bietet die künftig als GmbH tätige Institution Holdenweid auch für einen breiteren Kreis kulinarische Köstlichkeiten an.
Elmar Gächter
Gerade ein Jahr ist es her, seit Cornelia Huber, ...
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Elmar Gächter
Gerade ein Jahr ist es her, seit Cornelia Huber, Markus Merz und das Holdenweid-Team ihr Lebenswerk in der Holdenweid an einem Tag der offenen Tür präsentiert und das in einmaliger Art und Weise sanierte ehemalige Klinikgebäude in der Holdenweid in eine ganzjährig betriebene «Wirkstatt» umgewandelt haben. Mit Projektgeldern von Stiftungen und dem Swisslos-Fonds Baselland, vor allem aber auch dank der Freiwilligenarbeit, die sich seit 2015 auf rund 2,5 Millionen Franken quantifizieren lässt, ist ein Werk entstanden, das weit und breit seinesgleichen sucht.
Sei es der grosse Saal im Originalzustand der 1950er-Jahre, die Erlebnisküche («für uns die schönste Küche der Welt» – O-Ton Cornelia Huber) oder die kreativen Räume vom «Heure bleue» bis zum «Savoir vivre»: Sie alle laden ein, dem idyllischen «Täli» einen Besuch abzustatten oder, wie es der Jahresbericht festhält, einen Schritt an einen Kurort zu tun, an dem Menschen sich erholen können, an dem sie Inspiration, Orientierung, Fülle und Schönheit erleben und an dem sie sich neu ausrichten können.
Von Arisdorf auf die Holdenweid
Die Nachfrage nach den Leistungen des Impulszentrums, wie sich die Institution auch nennt, ist gross. «Seit das Haus ganzjährig offen ist, konnten wir unseren Umsatz um das mehr als Dreifache steigern», sagt Cornelia Huber. Es seien vor allem Gruppen, die für ein Wochenende oder eine ganze Woche in der Holdenweid buchen. Die Kehrseite der Medaille zeige jedoch, dass wegen des fehlenden Personals mehrere geplante Anlässe für diesen Herbst hätten abgesagt werden müssen. «Wir suchten lange Zeit erfolglos jemanden, der kocht. Bis vor kurzem stand ich selber noch in der Küche, doch dies geht neben den vielen anderen Aufgaben auf die Dauer nicht.» Die Erleichterung darüber, dass sich die Situation in der Zwischenzeit geändert hat, ist der Gastgeberin anzusehen: Mit Viola Albrecht schwingt seit dem 9. September eine professionelle und erfahrene Person den Kochlöffel, die vorher während drei Jahren im «Chez Rodolfo» in Arisdorf gekocht hat. Ihre Kochkunst wird sie am kommenden Erlebniswochenende vom 11. bis 13. Oktober erstmals öffentlich präsentieren und ab nächster Woche auch für den öffentlichen Mittagstisch kulinarisch verantwortlich sein (siehe auch «Nachgefragt»). Von Dienstag bis Freitag wird auf Reservation ein Hauptgang mit Salat für einen Preis von 18.50 Franken angeboten. «In Zeiten, wo ringsherum viele Restaurants zugehen, öffnet sich hier eines immer weiter», zeigt sich Cornelia Huber begeistert.
Hauptgebäude in Schuss gebracht
Baulich sind die Arbeiten im Hauptgebäude weitgehend abgeschlossen. Die Holzschnitzel-Heizung ist in Betrieb und die Bauabnahme mit allen Sicherheitsmassnahmen, insbesondere dem Brandschutz, ist erfolgt. Nach dem guten Standard der Zimmer sind einzelne sanitarische Einrichtungen anzupassen. Wie Cornelia Huber festhält, ist das Gebäude so saniert, wie sie und ihr Lebenspartner Markus Merz es sich vorgestellt hatten.
Anders sieht dies bei den übrigen Gebäuden aus, die ebenfalls zum Ensemble Holdenweid gehören. Während in der Villa die notwendigsten Innenrenovationen gemacht worden sind, sind das Ökonomiegebäude, der Stall und das halb verfallene Waschhaus noch im unsanierten Zustand. Und dies wird auch für die unmittelbare Zukunft so bleiben.
«Nachdem die Gemeindeversammlung Hölstein die Mutation Holdenweid zum Zonenplan Landschaft im November 2022 genehmigt hat, warten wir immer noch auf die Genehmigung des Amts für Raumplanung, um baulich vorwärts zu machen. Es ist mir ein Rätsel, weshalb es so lange geht», zeigt sich Cornelia Huber frustriert. Auf eine entsprechende Baueingabe werde deshalb vorläufig verzichtet und stattdessen der laufende Betrieb priorisiert. Die Verzögerung habe jedoch auch eine gute Seite. «Ich bin wahnsinnig baumüde. Laufend den Bauausführenden auf die Finger zu schauen und korrigierend einzugreifen, erfordert viel Energie.»
Das Ziel, ein Zukunftslabor zu sein, werde man in keinem Fall aus den Augen verlieren. «Wenn ich sehe, was alles in den Bereichen Bildung und Gesundheit schief läuft, ist es je länger, desto wichtiger, nicht einfach nur zu machen und Partikularinteressen nachzugehen, sondern und vor allem zu reflektieren und Kreisläufe zu schaffen, die nachhaltig sind», so Cornelia Huber. Die Holdenweid bietet unter anderem entsprechende Coachings an, auch in Fällen, die von keiner psychiatrischen Stelle mehr betreut werden.
Der betriebliche Teil der Holdenweid geht am 1. Januar 2025 in die Holdenweid GmbH über, deren Geschäftsleitung vom Anwalt übernommen wird, der sich seit Jahren um die Belange der Holdenweid kümmert. Operativ bleibt die Führung jedoch bei Cornelia Huber und dem Team. Auch die Stiftung Holdenweid erhielt Verstärkung, und die Geschäftsleitung wurde neu besetzt. Der Verein Frequenzwechsel wird nun zu einem Förderverein.
NACHGEFRAGT | VIOLA ALBRECHT, NEUE KÖCHIN IN DER HOLDENWEID
Frau Albrecht, was hat Sie bewogen, in der Holdenweid tätig zu sein?
Viola Albrecht: Die Entscheidung war spontan, aber genau richtig. Die malerische Lage und das innovative Projekt Impulszentrum bieten eine inspirierende und nachhaltige Arbeitsumgebung. Hier kann ich mich kreativ ausleben und mit den besten regionalen und saisonalen Produkten arbeiten. Der tolle Garten und die zahlreichen Schätze vor der Tür geben mir zusätzliche Inspiration für meine Gerichte. Es erfüllt mich, Teil dieser kreativen und gemeinschaftsorientierten Umgebung zu sein.
Was darf der Gast von Ihnen kulinarisch erwarten?
Mit meinen Gerichten möchte ich die regionalen Schätze der Natur in den Mittelpunkt stellen, indem ich frische, hochwertige Zutaten verwende und diese mit kreativen Ideen veredle. Mein Fokus liegt darauf, das Beste, was die Natur uns bietet, auf besondere und überraschende Weise auf den Teller zu bringen. Handwerkliches Können steht bei mir an erster Stelle – jedes Gericht ist hausgemacht, und Convenience-Produkte haben bei mir keinen Platz. Meine Küche kann man als gutbürgerlichmodern beschreiben: traditionell, aber mit einer zeitgemässen Note. Die ersten Rückmeldungen der Gäste zeigen mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Kommt auch Fleisch auf den Teller?
Derzeit konzentriere ich mich auf eine rein vegetarische Küche, was bei meinen Gästen auf grossen Anklang stösst. Dennoch werde ich in naher Zukunft auch Fleischgerichte anbieten, da ich auf unterschiedliche Wünsche eingehen möchte. Dies besonders auch bei Banketten und grösseren Veranstaltungen. emg.