Ein Berufsleben für die Jugend
13.11.2025 Sissach, Bezirk LiestalWährend drei Jahrzehnten prägte Hans Eglin das Jugendsozialwerk Blaues Kreuz Baselland
Aus einem provisorischen Jugendhaus in Liestal formte er eines der grössten Sozialunternehmen der Region. Jetzt geht der in Sissach wohnhafte Hans Eglin, Gründer und ...
Während drei Jahrzehnten prägte Hans Eglin das Jugendsozialwerk Blaues Kreuz Baselland
Aus einem provisorischen Jugendhaus in Liestal formte er eines der grössten Sozialunternehmen der Region. Jetzt geht der in Sissach wohnhafte Hans Eglin, Gründer und Geschäftsführer des Jugendsozialwerks Blaues Kreuz Baselland, in Pension – und blickt auf ein bewegtes Berufsleben zurück.
Sander van Riemsdijk
Seit vielen Jahren spielt die Arbeit mit Jugendlichen eine zentrale Rolle im Leben des 65-jährigen Mitgründers Hans Eglin. Schon als junger Mann engagierte er sich in Jugendgruppen und Ferienlagern des Blauen Kreuzes. Während seiner berufsbegleitenden Ausbildung zum Jugendarbeiter – heute «soziokulturelle Animation» – fand er seine Berufung als 25-Jähriger in der sozialen Arbeit.
Innerhalb von Eglins Amtszeit, die mehr als 30 Jahre andauerte und Ende dieses Jahres endet, wuchs die Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz dank seines immensen Engagements und visionären Weitblicks aus einem kleinen Angebot für Jugendliche zu einem der grössten Sozialunternehmen der Region mit bedeutender Wirkung heran.
Ende der 1980er-Jahre stiess Eglin erstmals auf das Konzept der offenen Jugendarbeit. Damals war dies noch wenig bekannt in Liestal. Als die Stadt für das alte Feuerwehrmagazin in der Allee eine neue Nutzung suchte, erarbeitete Eglin zusammen mit einer Kommission die Idee eines Jugendhauses. Diese Idee wurde damals sogar mit einem Volksreferendum angefochten.
Ein Gespür dafür, was es braucht
Eglin hatte ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der Jugendlichen und traf mit der Idee des Jugendhauses offensichtlich einen Nerv. In den Anfangsjahren sei das «Splash», so hiess damals das Provisorium im alten Feuerwehrmagazin, mit zeitweise rund 300 Jugendlichen regelrecht überrannt worden. Gestemmt habe diesen Andrang ein grosses Freiwilligenteam, erinnert sich Eglin. «Ohne genau zu wissen, wie es werden könnte, entwickelten wir in diesen ersten Jahren die Vision von Wohnangeboten, Arbeitsintegration und Gemeinschaftsangeboten.» Ein entscheidender Schritt folgte mit der Erbschaft des Hotels Falken in Liestal – Startpunkt für den Ausbau der Angebote.
Aus dem Verein Blaukreuz Kinderund Jugendarbeit entstand schliesslich die Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz Baselland. Unter Eglins Leitung entwickelte sich die Organisation zu einer tragenden Säule der regionalen Sozialarbeit – insbesondere in den Bereichen Suchtprävention, Arbeitsintegration und betreutes Wohnen. Der Weg vom Jugendzentrum zur heutigen Stiftung war geprägt von Offenheit und viel Initiative. «Wir nannten es die Strategie der offenen Türen», sagt Eglin. Heute bietet das JSW ein breites Spektrum von Schulsozialarbeit und Tagesstrukturen über offene Jugendarbeit bis zu Wohnplätzen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
Wenn Hans Eglin heute durch den Zeitspiegel auf die Gründerzeit schaut, sieht er neben visionärer Wegbereitungsarbeit auch Rückschläge wie 2004 den Vollbrand des Restaurants Falken mit seinem heutigen Angebot an betreutem Wohnen für Jugendliche. «Es entspricht meinem Pioniercharakter auch gegen Widerstände etwas aufzubauen. Man soll dabei aber nicht vergessen, dass viele Menschen im Entwicklungsprozess der Stiftung eine wichtige Rolle wahrgenommen haben.»
Abschied nehmen prägt für den Geschäftsführer das zu Ende gehende Jahr, ist er doch Anfang März nach zwölf Jahren als Präsident des Verbands CISA (Christliche Institutionen der Sozialen Arbeit) zurückgetreten. Die Übergabe der Geschäftsführung des Jugendsozialwerks an seinen Nachfolger Marco Ferraro ist bereits am 1. September erfolgt.
Was ihn durch die Herausforderungen seines bewegten Berufslebens getragen hat, beantwortet Eglin ohne Zögern: «Mein persönlicher christlicher Glaube, der mit Hoffnung, Kraft und Vertrauen verbunden ist.» Angst vor dem Ruhestand hat er nicht. Nach einer zweimonatigen Auszeit auf den Skipisten will er weiterhin soziale Mandate übernehmen und bleibt dem JSW ab Mitte 2026 als Mitglied des Stiftungsrats erhalten. Damit bleibt Hans Eglin dem Werk verbunden, das er mit Professionalität, Leidenschaft und Überzeugung über Jahrzehnte geprägt hat.
Zur Person
svr. Hans Eglin (65) ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder, sechs Enkelkinder und wohnt in Sissach. Vor seiner sozialen Ausbildung als Jugendarbeiter und einem Nachdiplomstudium in NPO-Betriebswirtschaft absolvierte er eine Lehre als Werkzeugmacher.
Jugendsozialwerk mit 300 Mitarbeitenden und 120 Wohnplätzen
svr. Die Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz Basel-Landschaft (JSW) ist eine Dienstleisterin für Jugend- und Sozialarbeit und engagiert sich in der Sucht- und Präventionsarbeit sowie in der sozialen und beruflichen Integration. Heute beschäftigt das JSW rund 300 Mitarbeitende.
Es bietet 120 betreute Wohnplätze, verteilt in der ganzen Region, 260 Plätze für Arbeitsintegration sowie im Auftrag verschiedener Gemeinden 12 Jugendzentren, 19 Standorte für Schulsozialarbeit und 7 Standorte für schulergänzende Tagesstrukturen für 280 Kinder.
Auch zwei Ferienpässe mit 1500 Kindern pro Jahr ergänzen das Angebot. Es wird zu 75 Prozent im Rahmen von Leistungsverträgen, 23 Prozent durch Eigenleistungen und 2 Prozent mittels Spenden, bei einem Umsatz von 24 Millionen Franken, finanziert.

