Ein Agroforst auf dem Kürbisacker
17.12.2024 Bezirk LiestalMehr als 130 verschiedene Wertholzbäume hat Dieter Weber, der Eigentümer des Hofes Obere Wanne, gepflanzt, um seine Ackerböden künftig gegen Hitzeperioden resilienter zu machen. Dereinst könnten auch seine Nachkommen davon profitieren.
Elmar ...
Mehr als 130 verschiedene Wertholzbäume hat Dieter Weber, der Eigentümer des Hofes Obere Wanne, gepflanzt, um seine Ackerböden künftig gegen Hitzeperioden resilienter zu machen. Dereinst könnten auch seine Nachkommen davon profitieren.
Elmar Gächter
Wer auf der Kantonsstrasse vom Altmarkt Richtung Bad Bubendorf fährt, dem wird nicht entgangen sein, dass seit ein paar Wochen auf einem grösseren Feld viele Bäume in Reih und Glied gepflanzt worden sind. Die Fläche von rund fünf Hektaren Ackerland gehört Dieter Weber vom Hofgut Obere Wanne in Liestal. Der Landwirtschaftsbetrieb steht seit mehreren Generationen im Eigentum der Familie Weber, wobei der jetzige Betriebsinhaber nicht allein in Landwirtschaftskreisen als eigentlicher Pionier gilt.
Seit mehr als fünf Jahren setzt der Biobauer auf die regenerative Landwirtschaft. Er begreift den Boden als System und integriert Ideen aus konventioneller und ökologischer Landwirtschaft, Permakultur, Renaturierungsökologie und nicht zuletzt Agroforstwirtschaft. Unter dem Begriff Agroforst laufen denn auch die Massnahmen, die Weber mit dem Pflanzen von Bäumen realisiert hat. Ziel ist es, auf seinen Äckern die Biodiversität zu fördern, das Mikroklima zu verbessern, das Wurzelsystem des Bodens zu strukturieren und nicht zuletzt die Kulturlandschaft aufzuwerten.
«Neu ist diese Idee nicht. Früher hat man beispielsweise ganz in der Nähe auf dem Hauberg oder der Waldweide das Waldsystem mit der Agronomie kombiniert. Weil die Maschinen immer breiter wurden, ist der Agroforstgedanke seit den 1950er-Jahren jedoch immer mehr verschwunden», so Weber. Auf rund sieben Hektaren beidseits der Strasse hat er rund 130 Bäume gepflanzt, vor allem Wertholzarten wie Wildkirsche, Wildbirne, Vogelbeere, Elsbeere, Nussbaum, Birken, Erlen oder Linden.
Mit GPS hat er sie zentimetergenau eingemessen und eingepflanzt, alle 15 Meter einen Baum auf den 1,5 Meter breiten Baumstreifen, die im seitlichen Abstand von je 24 Metern zur Ackerfläche liegen. Diese Abmessungen ermöglichen es ihm, auch mit seinen grösseren Maschinen und Geräten ohne grosse Einschränkungen weiterhin seine Kulturen wie Kürbisse, Linsen, Kichererbsen, Kartoffeln oder Kleegras anzupflanzen und zu bewirtschaften.
Ein Generationenprojekt
Dieter Weber ist vom System Agroforst überzeugt. «Wir müssen in den nächsten Jahrzehnten mit noch intensiveren Hitzephasen als heute rechnen. Diese resultieren laut Fachleuten nur zur einen Hälfte aus dem Klimawandel und zur andern aus falscher Landnutzung; sie sind also teilweise hausgemacht», gibt er zu bedenken.
Da seine Böden relativ flachgründig seien, sei es wichtig, dass die Wurzeln der Bäume ein Art zweites Netz bildeten und so Nährstoffe und Wasser aufnehmen, die über die Blätter gespeichert werden und so wieder auf die Ackerfläche gelangen. «Da die Wurzeln der Bäume tiefer gründen als eine einjährige Kulturpflanze, holt man mehr Wasser aus den unteren Schichten und kühlt die Ackerflächen zudem ab. Die Bäume fördern ausserdem die Rückgewinnung von Nährstoffen und verschönern zusätzlich die Landschaft», so der Landwirt.
Beraten wurde er von den Organisationen Silvocultura und Agridea; viel zusätzliches Wissen hat er sich zudem dank eigener Internet-Recherche und Weiterbildung angeeignet. Die Aufwertung der Kulturlandschaft komme, so Weber, auch der Gesellschaft zugute. Man müsse sich einfach bewusst sein, dass es sich um ein langfristiges Projekt handle. Vom Verkauf des Wertholzes würden erst seine Grossoder Urgrosskinder profitieren.
Es habe sich mittlerweile allgemein die Erkenntnis durchgesetzt, dass es wegen des künftigen Klimas mehr Bäume auf unseren Äckern brauche – vor allem auch Arten, die in den vergangenen 50 Jahren zu wenig propagiert worden seien. Die Klimaerwärmung ist für Dieter Weber einer der Hauptgründe, immer wieder neue oder in diesem Fall eigentlich längst bekannte Erkenntnisse aufzunehmen und umzusetzen, auch wenn dies dauern könne. «In der Landwirtschaft muss man in Generationen denken.»