EBL konzentriert sich auf Kerngeschäfte
11.06.2024 Lausen125. Delegiertenversammlung der Genossenschaft
Nach dem Verkauf der Telecom-Sparte und dem Ausstieg aus dem Stromvertrieb für Haushaltskunden in Deutschland liegt der Fokus der EBL auf dem Ausbau und Unterhalt des Stromnetzes sowie der Wärmeversorgung. Künftig sollen die ...
125. Delegiertenversammlung der Genossenschaft
Nach dem Verkauf der Telecom-Sparte und dem Ausstieg aus dem Stromvertrieb für Haushaltskunden in Deutschland liegt der Fokus der EBL auf dem Ausbau und Unterhalt des Stromnetzes sowie der Wärmeversorgung. Künftig sollen die Delegierten bei der Festlegung der Honorare des Verwaltungsrats mitreden können.
Otto Graf
Der grosse Wirbel, den die in die Höhe schnellenden Strompreise verursacht haben, ist vorbei. Können die Verantwortlichen der Elektra Baselland (EBL) nun eine ruhige Kugel schieben? Mitnichten, wie die 125. Delegiertenversammlung der Genossenschaft am Donnerstag in Lausen gezeigt hat.
«Auch in ihrem 127. Jahr ist das Unternehmen mit grossen Herausforderungen konfrontiert, um im hart umkämpften Markt erfolgreich mithalten zu können», hielt Verwaltungsratspräsident Martin Thommen fest. Er erinnerte daran, dass sich die im Jahr 1898 von Pionieren gegründete Firma von der Oberbaselbieter Stromverteilerin zu einer europaweit tätigen Energiedienstleisterin gewandelt habe. Das einstige Ziel, so Thommen, die Bevölkerung mit bezahlbarem Strom lückenlos zu versorgen, stehe trotz der grundlegend veränderten Rahmenbedingungen aber nach wie vor im Fokus.
Aktuell versorgt die EBL in der Schweiz 47 000 Haushalte mit Strom und 21 700 Haushalte mit Wärme aus 47 Anlagen. Das Unternehmen verfügt dank der konsequenten Umsetzung des Genossenschaftsgedankens über die Mittel, um ihre Anlagen kontinuierlich auszubauen und auf einem zeitgemässen Stand zu halten. Erstmals, kündigte Verwaltungsratspräsident Thommen an, werde die EBL ihre Genossenschafterinnen und Genossenschafter mit einer Rückvergütung von insgesamt 3 Millionen Franken belohnen.
Auch Geschäftsführer Tobias Andrist blätterte in den Annalen des Archivs bis hin zum jüngsten Jubiläum. «Jeder Wandel beinhaltet auch eine Chance», bekräftigte der CEO. Konkret bedeute dies: weg von den fossilen Energieträgern, hin zu klimaneutralen Ressourcen wie Sonnen- und Windenergie, Wasserkraft und Erdwärme. Andrist verwies dabei auf das Geothermieprojekt Haute-Sorne im Kanton Jura. Dort hat vor wenigen Tagen nach einem langwierigen Bewilligungsverfahren die Versuchsbohrung der Pilotanlage bis zu einer Tiefe von etwa 4000 Metern begonnen.
Höhere VR-Löhne in der Kritik
Finanzchef Alain Jourdan verwies darauf, dass die EBL 2023 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent auf mehr als 291 Millionen Franken und den Gewinn um 3 Prozent auf mehr als 29 Millionen Franken steigern konnte. Dies trotz des Verkaufs der Telecom-Sparte und des Ausstiegs aus dem Stromvertrieb für Haushaltskunden in Deutschland: «Die EBL ist sehr solide aufgestellt.»
Während die 168 Stimmberechtigten die Rechnung vorbehaltlos absegneten, gab es aus der Versammlung einige Kritik wegen der Entschädigung des achtköpfigen Verwaltungsrats. Diese ist 2023 mit 359 000 Franken um ein Drittel höher ausgefallen als im Jahr zuvor. Die Delegierten hatten dabei kein Mitspracherecht.
Verwaltungsratspräsident Martin Thommen begründete den «im Gremium gefällten» Entscheid mit den seit vielen Jahren nicht mehr angepassten Honoraren. Zudem habe das «Benchmarking», also der Vergleich mit anderen Unternehmungen, gezeigt, dass die VR-Honorare der EBL um mehr als ein Drittel tiefer lagen. Nun befinde man sich auf gleichem Niveau wie vergleichbare Firmen. Thommen sicherte zu, der Verwaltungsrat werde sich Gedanken darüber machen, wie die Delegierten in derartigen Fragen ihre demokratischen Rechte künftig besser wahrnehmen können.
Auch Adev mit Gewinn
vs. Die auf erneuerbare Energien spezialisierte Firma Adev aus Liestal führte am Freitag ihre Generalversammlung durch. Das genossenschaftlich organisierte Unternehmen erzielte 2023 bei einem Umsatz von 17,3 Millionen Franken einen Gewinn von rund 1 Million Franken, wie es in einer Mitteilung heisst. Die Anlagen der Adev produzierten im vergangenen Jahr insgesamt 66,7 Millionen Kilowattstunden nachhaltige Energie und 40 Millionen Kilowattstunden Strom. Das sind rund 6 Prozent mehr Strom als 2022 und entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 8900 Vier-Personen-Haushalten.